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Wo geht’s denn hier ins Paradies?

Wo geht’s denn hier ins Paradies?

Titel: Wo geht’s denn hier ins Paradies? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Darius
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Rennard, der zunächst nur eine Nebenrolle zugedacht worden war, kam beim Publikum so gut an, dass ihr Part vergrößert wurde. Die junge Schauspielerin triumphierte und sah sich schon am Ziel aller ehrgeizigen Träume.
    „Ich brauche bessere Kostüme“, verlangte sie. „Claude und sein Team sollten sich mal was einfallen lassen.“ Und bissig fügte sie hinzu: „Vielleicht sollte man eine Dauerkranke endlich durch eine kreative, engagierte Mitarbeiterin ersetzen.“
    Claude Schneiders, der von diesem Ausspruch hörte, reagierte zornig. „Vor Krankheit ist niemand gefeit. Und so gute Entwürfe, wie sie Ellen Kaufmann liefert, hat Frau Rennard gar nicht verdient“, schimpfte er beim Produzenten.
    „Aber sie ist beliebt beim Publikum. Wir können es uns nicht leisten, sie zu verärgern.“
    „Wollen Sie sich erpressen lassen? Von einem Starlet, das bald wieder weg vom Fenster ist? Von mir aus – ich ziehe Ellen gern ab und lasse sie die Kleider für die neue Kostüm-Serie entwerfen. Da kann sie erst recht ihr Können unter Beweis stellen.“
    „Aber …“
    „Nein, nein, ich finde das eine gute Idee!“ Claude ersparte sich die Bemerkung, wie es überhaupt dazu kommen konnte, dass sich ein Produzent mit Kostümfragen abgab. Dahinter konnte nur ein raffinierter Schachzug der jungen Schauspielerin stecken. Wahrscheinlich war sie den altbekannten, aber immer noch erfolgreichen Weg über die Besetzungscouch gegangen …
    „Wie Sie es machen, ist mir egal, Claude, jedenfalls verlange ich für Janine Rennard ein paar herausragende Kleider.“
    „Natürlich. Wir werden unser Bestes tun.“ Er ersparte sich einen Gruß und verließ das Büro des Produzenten, ging schnurstracks zurück in die Ateliers und rief Ellen zu sich.
    „Wie fühlst du dich?“, erkundigte er sich als erstes.
    „Wieder besser. Danke, Claude. Du brauchst wirklich keine Rücksicht mehr auf mich zu nehmen, ich bin wieder ganz o. k.“
    „Und deine Kopfschmerzen?“ Seit einigen Tagen litt Ellen und Kopfschmerzen, doch sie weigerte sich, noch länger daheim zu bleiben.
    „Das geht schon. Mit ein paar Tabletten lässt es sich aushalten. Vielleicht hab ich nur eine Grippe in den Knochen. Deshalb fahre ich auch nicht nach Hamburg, um Caro in der Klinik zu besuchen. Sie ist von der Intensivstation runter und liegt jetzt in einem ganz normalen Zimmer.“ Ein kleines Lächeln spielte um ihre Lippen. „Außerdem hat sie beste medizinische Betreuung. Dieser Oberarzt hat sich in sie verliebt – da wird sie perfekt versorgt.“
    „Grüß sie von mir, wenn du mit ihr telefonierst.“
    „Mach ich gern.“ Ellen sah den Kostümbildner forschend an. „Was wolltest du noch von mir?“
    Claude zögerte, er spielte mit einem Stofffetzen, der auf dem Schreibtisch lag. Dann nahm er eine Kladde, schlug sie auf und sagte: „Hier, das sind die ersten Entwürfe für eine neue Serie. Historisch. Spielt im 17. und 18. Jahrhundert. Was meinst du – wäre das nichts für dich?“
    Nur einen kurzen Blick warf Ellen auf die Skizzen. „Toll. Von dir?“
    „Ja. Aber nur ein paar Ideen …“
    „Find ich aber prima. Und – ich mache gern mit. Danke, Claude.“ Sie umarmte ihn kurz.
    Der Mann hielt sie fest, und während er sie im Arm spürte, dachte er: Karsten, dieser Mistkerl, ahnt wohl gar nicht, was er ihr angetan hat. Sie ist schmal geworden. Und diese Blässe … hoffentlich steckt nicht doch eine ernsthafte Erkrankung dahinter!
    Aber Ellen sprühte in den nächsten Tagen nur so von Ideen. Das neue Aufgabengebiet forderte ihre ganze Kreativität, und sie lebte sie mit Begeisterung aus. Wenn sie am Zeichentisch saß oder in Stoffen wühlen konnte, vergaß sie für kurze Zeit ihr privates Desaster.
    Nur wenn sie auf dem Studiogelände zufällig einem aus dem Produktionsteam von „Teufel im Paradies“ traf, brach die alte Wunde wieder auf. Dann kamen sie – die wirren Albträume, die Kopfschmerzen, die Trauer, die viel größer war als ihr Zorn auf den treulosen Geliebten.
    Karsten selbst versuchte alles Menschenmögliche, um eine Aussprache herbeizuführen – vergeblich. Ellen weigerte sich, ihm zuzuhören, ihn zu sehen. Sogar die Briefe, die er schrieb, gingen ungeöffnet zurück.
    Das alte Bauernhaus am Chiemsee wurde für den Mann zum selbst geschaffenen Gefängnis. Er ging nur noch hinaus, um das Notwendigste einzukaufen oder in München ein paar Gespräche mit den Co-Autoren zu führen.
    Die Abende waren lang und erfüllt mit quälenden

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