Wo geht’s denn hier ins Paradies?
es für Ellen wohl doch sehr wichtig war. Die Liebe von Karsten hätte ihr jetzt, in dieser schweren Zeit, Kraft geben können. Nie zuvor wäre es so wichtig gewesen, jemanden fest an der Seite zu haben.
Wenn ich den Blödmann in die Finger kriege, nahm sich Mimi in diesem Moment vor – ich zerreiße ihn in der Luft. Ihm wird ein für alle Mal die Lust vergehen, von Liebe und Leidenschaft zu schreiben. Und erst recht, seine Gefühle bei irgendeinem Betthäschen auszuleben!
In ihrem Gesicht spiegelte sich wider, was sie dachte. Doch zum Glück sah Ellen es nicht. Sie lag leise weinend im Bett, ein Häufchen Elend, dessen Anblick Mimi das Herz zerriss.
Gerade als sie überlegte, wie sie die Freundin aufmuntern könnte, kam nach kurzem Klopfen der Arzt herein. Groß gewachsen, das graue Haar kurz geschnitten, eine schmale Goldbrille auf der Nase – Professor Freiberg war schon dem Aussehen nach eine imposante, Respekt einflößende Erscheinung.
„Wir warten draußen“, sagte Mimi und erhob sich rasch.
„Danke. Es dauert auch nicht lange.“ Der Arzt lächelte knapp, und Mimi überlegte sich draußen auf dem Flur, ob dieses Lächeln jetzt einen gewissen Zweckoptimismus ausgestrahlt hatte oder reine Höflichkeit gewesen war.
Der erfahrene Neurologe sah sofort, dass es seiner Patientin nicht gut ging. „Aber Ellen! Sie haben wirklich keinen Grund, so deprimiert zu sein“, sagte er, setzte sich kurz aufs Bett und griff nach Ellens Händen. „Die Ergebnisse stehen jetzt fest – es ist ein gutartiger Tumor.“
Aus immer noch tränenfeuchten Augen sah die Kranke ihn an. „Ist das wahr?“
„Natürlich. Ich würde meine Patienten nie belügen. Mit der Wahrheit lebt sich immer am besten. Und deshalb will ich Ihnen auch nicht verschweigen, dass der Eingriff, den ich bei Ihnen vornehmen werde, nicht ganz einfach ist.“
„Aber … der Tumor ist doch gutartig! Es ist kein Krebs!“
„Natürlich ist er gutartig. Doch leider liegt er nicht allzu günstig. Wir müssen sehr behutsam vorgehen, wenn wir ihn aus seiner Verkapselung heraustrennen.“
Kurz dachte Ellen nach, dann sah sie den Professor eindringlich an. „Sagen Sie mir die Wahrheit: Werde ich nach dem Eingriff noch … noch normal sein?“
Sein Händedruck wurde fester. „Davon bin ich fest überzeugt. Mein Team und ich sind sehr gut aufeinander eingespielt. Wir haben diese Art von Operation schon sehr häufig vorgenommen. Zu ernsthaften Komplikationen ist es zum Glück nie gekommen. Und deshalb bin ich auch sehr zuversichtlich, dass wir es gemeinsam schaffen werden.“ Er lächelte ihr zu. „Ich erwarte aber von Ihnen, dass Sie mitarbeiten.“
Bitter lachte Ellen auf. „Und wie soll das gehen? Ich bin ja kaum noch in der Lage, Sie klar und deutlich zu erkennen!“
„Sie sollen mir vertrauen. Und Sie sollen auf die Zukunft hoffen. Positives Denken ist immens wichtig.“
Ellen biss sich auf die Lippen. „Ich … ich werde mir alle Mühe geben“, sagte sie dann.
„In Ordnung. Dann werden wir morgen noch einmal einen Gesamtcheck vornehmen. Die Anästhesistin wird sich mit Ihnen unterhalten – und Dienstag ist es dann soweit.“ Er beugte sich kurz vor und sah Ellen eindringlich an. „Vertrauen Sie mir.“
„Ja … und danke, Herr Professor.“
„Da gibt es nichts zu danken. Ich tue, was ich kann. – Und jetzt schicke ich Ihnen Ihre Freundin wieder herein.“
Mimi hatte sich während der Wartezeit überlegt, was sie tun könnte, um Ellen noch besser zu helfen. Doch leider war ihr nichts eingefallen – wenn man davon absah, dass sie sich fest vorgenommen hatte, Karsten nach allen Regeln der Kunst den Kopf zu waschen.
Sie diskutierte gerade mit Carola darüber, die in wenigen Tagen zurück nach Hamburg musste und sich genauso elend und hilflos fühlte wie Mimi selbst.
„Wenn ich nur wüsste, wie ich sie aufheitern kann“, sagte Caro gerade, als der Professor wieder auf den Flur trat. „Ellen hat mir so geholfen! Und ich … ich kann jetzt gar nichts tun. Dabei hat sie mir ein Brautkleid entworfen, damit ich etwas hatte, auf das ich mich freuen kann.“
Mimi zögerte. „Das ist es!“, rief sie begeistert aus. „Deine Hochzeit!“
„Aber davon ist doch noch gar keine Rede!“
„Verleg den Termin vor. Oder tu wenigstens so.“ Mimi war Feuer und Flamme und bemerkte den Arzt gar nicht, der auf sie zukam. Erst als er dicht vor ihr und Carola stand, wurde sie auf ihn aufmerksam. „Herr Professor!“
„Ja – bitte?“
„Was
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