Wo geht’s denn hier ins Paradies?
meinen Sie? Würde es Ellen helfen, wenn sie sich auf ein Fest freuen kann? Auf eine Hochzeit zum Beispiel?“
Der Arzt runzelte die Stirn. „Soweit ich es mitbekommen habe, hat sich Frau Kaufmann mit ihrem Freund zerstritten.“
„Ja, das stimmt schon …“ Mimi biss sich auf die Lippen. „Das meinte ich auch nicht. Aber Carola hier, das ist ihre beste Freundin, hat sich verliebt. Und will heiraten. Ellen hat ihr sogar schon ein Brautkleid entworfen. Und da dachte ich, wenn sie jetzt hört, dass die Hochzeit noch in diesem Sommer sein soll …“ Mit einem kleinen, hilflosen Schulterzucken brach sie ab.
Der Professor sah sie gerührt an. Sie war bezaubernd, diese temperamentvolle junge Frau mit den roten Locken, die ihr zartes Gesicht wie ein loderndes Feuer umgaben. Und wie sie sich bemühte, der kranken Freundin etwas Gutes zu tun!
„Das ist eine außergewöhnliche Idee“, schmunzelte er. „Sind die beiden Hauptbeteiligten informiert?“ Augenzwinkernd sah er Carola an.
Mimi nickte. „Natürlich. Und der weibliche Teil ist einverstanden.“ Sie lachte jetzt auch und legte der Freundin den Arm um die Schultern. „Männer muss man eventuell überreden. Aber das wissen Sie ja sicher.“
„Sie könnten mit meiner Frau gesprochen haben.“ Er wandte sich zum Gehen. „Versuchen Sie es. Alles, was Frau Kaufmann neuen Auftrieb gibt, was ihr hilft, auf die Zukunft zu hoffen, ist in meinen Augen wertvoll.“
„Danke! Ich danke Ihnen sehr!“ Schon wirbelte Mimi davon, und es fiel ihr für die nächste Stunde sehr schwer, still an Ellens Bett zu sitzen. So viel gab es zu bedenken, zu planen, zu organisieren. Carola hingegen saß ganz still neben Ellen, hielt ihre Hand und versuchte ihr mit leiser Stimme Zuversicht zu vermitteln.
„Ich hab’s doch auch geschafft“, sagte sie. „Mir geht es hervorragend. Und denk doch nur, was ich in der Klinik erlebt habe.“
„Du hattest keinen Tumor.“
„Nein.“ Carola biss sich auf die Lippen.
Ellen schob ihre Hand etwas höher, streichelte kurz über die Wange der Freundin. „Ist schon gut. Ich weiß, dass du auch viel durchgemacht hast. Ich hatte ja auch große Angst um dich.“
„Ich hab’s aber geschafft. Und du wirst es auch schaffen!“ Carola beugte sich über sie und küsste sie liebevoll auf die Wange. „Bis morgen.“
Ellen runzelte die Stirn. „Wieso? Musst du nicht nach Hamburg zurück?“ Ich denke, du bist wieder so weit auf dem Damm, dass du ins Atelier zurückkommst.“
Carola schüttelte den Kopf. „Glaubst du wirklich, dass ich dich jetzt allein ließe? Ich hab mit Herrn Hunold gesprochen – er war sehr verständnisvoll, lässt dich grüßen und wünscht alles Gute.“
„Ich freu mich, wenn du bleibst. Dann geht’s mir gleich besser.“
„Hey, und was ist mit mir?“, fragte Mimi gespielt beleidigt.
„Du bist auch ein Schatz“, versicherte Ellen. „Es tut gut, euch zu haben.“
Als Mimi und Carola die Klinik verließen, fiel die heitere Miene von ihnen ab. „Hoffentlich packt sie’s“, sagte Caro leise.
„Klar tut sie das. Ich bin sicher, dass alles gut wird. Und jetzt werde ich etwas tun, damit es mir besser geht.“
„Was denn?“
„Wird nicht verraten. Das ist nichts für sensible Gemüter wie dich.“ Mimi winkte sie sich ein Taxi heran. „Zum Bayrischen Hof“, sagte sie.
+ + +
Den Weg zur Juniorsuite, die Karsten Gerhard für ein Vierteljahr gemietet hatte, kannte Janine im Schlaf. Jetzt tänzelte sie übermütig den langen Gang entlang, warf einem jungen Pagen, der daraufhin errötete, eine Kusshand zu und klopfte gleich darauf an Karstens Tür.
„Hey!“ Sie drängte sich an ihm vorbei. Und erst, als sie im kleinen Vorraum stand und dem Mann ins Gesicht schaute, bemerkte sie, wie grau und elend er aussah. „Was ist denn mit dir los?“, fragte sie.
„Nichts, was dich interessieren könnte“, gab er barsch zurück.
Janine schüttelte den Kopf, dass sich ein paar blonde Strähnen aus der kunstvoll hoch gesteckten Frisur lösten. „Fauch mich nicht so an, das hab ich nicht verdient.“ Sie ging weiter zum Wohnraum und ließ sich unaufgefordert in einen der hellen Ledersessel fallen. Die langen Beine übereinander geschlagen, saß sie da und sah Karsten an. „Ich hab Neuigkeiten“, verkündete sie.
„Interessiert mich nicht.“ Er bemühte sich nun doch um ein wenig Höflichkeit. Während er sich ihr gegenüber niederließ, meinte er: „Tut mir leid, Janine, aber mir ist weder nach
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