Wo geht’s denn hier ins Paradies?
„Nein, damit ist wohl nicht zu rechnen.“
„Schade. Ich hab einiges von ihr gesehen. Der Stil gefällt mir.“
Viktor Hunolds Gedanken überschlugen sich, dann sagte er rasch: „Wenn Sie einverstanden sind, könnte Frau Kaufmanns Freundin Ihnen einige Kleider entwerfen. Die beiden haben eng hier zusammen gearbeitet. Der Stil ist ähnlich.“
„Einverstanden. Wann kann ich kommen und mir die ersten Sachen ansehen?“ Sie lächelte schmal. „Sie wissen, die Zeit drängt.“
„In spätestens zehn Tagen.“
„In acht.“
„Einverstanden.“ Dienstbeflissen begleitete er die wichtige Kundin zur Tür, dann ließ er Carola zu sich rufen. „Wir haben ein Problem“, begann er. Und erläuterte, dass es unumgänglich sei, dass Carola nach München flog und dort mit Ellen Kaufmann ein paar Entwürfe ausarbeitete. „Sie wissen selbst, dass wir diesen Auftrag vom Theater nicht verlieren dürfen“, schloss er. „Tun Sie, was Sie können.“
„Ich soll also Ellen um indirekte Unterstützung bitten.“ Carola konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
„Ja.“ Viktor Hunold wand sich vor Verlegenheit. „Sie ist doch wieder so gut wie gesund. Und … wir haben uns doch immer gut verstanden …“
Carola dachte daran, dass ihr Chef ihr gleich frei gegeben hatte, als Ellen krank geworden war. Also hatte er was gut – bei ihnen beiden. „Wann kann ich fliegen?“
„Gleich morgen.“
„Ist gut. Hoffen wir nur, dass Ellen schon wieder so fit ist, dass sie mir helfen kann.“
Davon konnte sie sich schon einen Tag später überzeugen. Die Freundin war bereits aus der Klinik entlassen worden. Karsten hatte sie von dort aus sofort in sein altes Bauernhaus am Chiemsee gefahren. Hier würde sich Ellen am besten erholen können, davon war er überzeugt. Und auch die Rekonvaleszentin war dieser Meinung. Liebe war, das hatte sie begriffen, die allerbeste Medizin.
Als Carola eintraf, lag Ellen in einem bequemen Gartensessel auf der schattigen Terrasse. Sie hatte schon einen Begrüßungsdrink vorbereitet und freute sich ungemein, Caro so rasch wieder zu sehen.
„So lässt es sich leben“, lachte Caro und umarmte die Freundin liebevoll.
„Es ist wunderbar, das stimmt. Aber auch ein bisschen langweilig“, gestand Ellen. „Klasse, dass du da bist. Das bringt mich wieder auf Trab.“
„Viktor Hunold sei Dank“, lachte Caro.
Und dann dauerte es nur noch eine knappe halbe Stunde, bis die beiden über Entwürfen brüteten. Sie waren so in ihre Arbeit vertieft, dass sie Karsten gar nicht hörten, der aus den Studios kam.
Seit Ellen aus der Klinik entlassen worden war, versuchte er es so einzurichten, dass er nur noch halbe Tage arbeitete und am frühen Nachmittag wieder am Chiemsee war. Zum Glück waren die wichtigsten Drehbücher geschrieben, die Storyline für die Restfolgen hatte er auch schon konzipiert, jetzt galt es nur noch, die Manuskripte der Mitautoren zu überwachen.
„Mein Reha-Spezialist!“ Ellen lachte und umarmte ihn zärtlich.
„Was macht ihr denn da? Arbeiten?“ Stirnrunzelnd sah er auf die verschiedenen Skizzen. „Aber du sollst dich doch noch schonen!“
„Tu ich doch! Ich gebe Caro nur ein paar Tipps.“ Viel zu unschuldig, um ernst genommen zu werden, sah Ellen ihn an. Ihre Augen strahlten, und sie kam ihm schöner vor denn je.
„Seid nicht leichtsinnig“, bat er dennoch.
„Ich pass schon auf“, versicherte Caro. „Ach ja, da ist ja noch was!“ Sie griff sich an den Kopf. „Hier, ich hab da was mitgebracht …“ Grinsend zog sie unter dem großen Zeichenblock, in dem sie alle Entwürfe gesammelt hatte, einen kleineren Block hervor und reichte ihn Ellen. „Was hältst du davon?“
„Was ist es denn?“
„Mach’s auf. Und sag mir ehrlich – ganz ehrlich deine Meinung.“ Während sie die Freundin ansah, biss sie sich immer wieder auf die Lippen vor Spannung.
Ellen schaute erst eine ganze Weile auf die Entwürfe – dann sprang sie auf und umarmte Caro mit Tränen in den Augen. „Das ist … das ist das Tollste, was du je gezaubert hast“, flüsterte sie. „Und es ist wirklich für mich?“
„Klar doch!“ Auch Carola war gerührt.
„Hey, was ist denn los? Tränen? Seid ihr wahnsinnig an so einem herrlichen Tag?“ Karsten, der nicht so recht wusste, wie er das Benehmen der beiden Freundinnen einschätzen sollte, rettete sich in Ironie. Dann griff er zu dem Zeichenblock – und stieß einen kleinen Pfiff aus. „Klasse, Caro. Wundervoll!“
„Gefällt es euch
Weitere Kostenlose Bücher