Wo geht's hier nach Arabien
eingesetzt werden. Sie ist eine Freiwilligenarmee, die heute knapp 8000 Soldaten zählt und direkt dem französischen Präsidenten untersteht. Während einer Parade sind die feschen Helden aus der Wüste mit dem weiÃen Käppi auf dem Kopf allerdings die langsamsten von allen Truppenteilen. Sie dürfen beim Paradieren pro Minute 25 Schritte weniger machen als die normalen Soldaten. So die Tradition, da der tiefe Wüstensand ein schnelleres Marschieren nicht erlaubt.
Die Rekrutierung läuft so: In einer düsteren Spelunke machen zwei Soldaten der Fremdenlegion, die sich in diesem Moment natürlich nicht als solche zu erkennen geben, das ahnungslose Opfer maÃlos betrunken und verschleppen es, noch bevor der arme Wicht das Bewusstsein wiedererlangt, in eine dunkle Rekrutierungshöhle der Fremdenlegion. Am nächsten Tag ist der » Freiwillige« bereits auf dem Weg nach Afrika, um dort für immer in einem staubigen Kastell einer Strafkompanie Dienst zu schiebenâ so will es der Mythos.
» Es war einmal einer Mutter Sohn,
der ging in die Fremdenlegion.
Französisch lernt er nicht verstehn,
aber Arschficken und Zigarettendrehn«,
heiÃt es in einem Legionärslied.
Bei Ernst Jünger ist es nicht ganz so schlimm gewesen. Die kurze Zeit in Afrika schildert er rückblickend als eintönig bis langweilig. Seine Kameraden waren keine Rambos mit krimineller Vergangenheit, sondern SpieÃer und Mamasöhne aus dem schönen Taunus. Zweimal am Tag gab es Appell, abends einen politischen Vortrag, dazwischen Boden schrubben und Zimmer putzen. Nach dem Mittagessen war den Jungs ein zweistündiger Mittagsschlaf befohlen. Eines seiner aufregendsten Fremdenlegionärserlebnisse war nicht der blutige Kampf gegen aufsässige Beduinenstämme, sondern ein privater Ausflug in die verwinkelten Gassen des Basars, wo ihm ein Kamerad eine käufliche Liebschaft organisierte. Doch als die angebliche Spanierin im schummrigen Licht ihr gelbes Kleid über den Kopf streifte und nichts als nackte Haut zeigte, floh Ernst Jünger panisch aus dem Etablissement. Kurze Zeit später türmte er aus dem Lager, floh nach Marokko, wurde wieder eingefangen und zurück in die Kaserne gebracht.
Die Fremdenlegion stand lange im Ruf, eine deutsche Truppe zu sein. Es gab Zeiten, da bestand dieses kleine Franzosenheer fast zur Hälfte aus Männern mit deutscher Abstammung. Man fragte dort nicht nach dem Wie und Warum, der Herkunft oder einer womöglich dunklen Vergangenheit. Jedermann bekam dort eine neue Identität. Einen der gröÃten Anteile an Deutschen in der Fremdenlegion gab es nach 1945. Unzählige SS-Verbrecher entgingen damit ihrer Verfolgung.
Auch zu Zeiten Ernst Jüngers gab es eine groÃe Gruppe deutscher Fremdenlegionäre in der algerischen Kaserne. Mit der deutschen Sprache kam man gut zurecht. Doch Ernst Jüngers Abenteuerlust war gestillt. Zu seinem Glück hatte sich längst sein Vater eingemischt. Er kaufte seinen Sohn aus der Fremdenlegion heraus, schlieÃlich sei er viel zu jung und zu schwächlich für diesen Dienst. Nach ein paar Monaten Abenteuer war Ernst Jünger wieder zu Hause.
Sicher hörte er später Freddy Quinns Schlager Der Legionär, der in den fünfziger Jahren wochenlang Platz eins belegte:
» Der Weg nach Haus ist schwer
für einen Legionär.
Und viele sehen die Heimat,
die Heimat niemals mehr.«
Ernst Jünger blieb in der Heimat und starb dort mit 102.
Schiffskapitäne im Stau
Wo: Bittersee im Nil
Wann: 6. Juni 1967 bis 7. Mai1975
Warum: Vollsperrung im Suezkanal
Wer im Stau steht, braucht gute Nerven. Die Kinder streiten, kreischen und heulen, denn erstens ist im Nintendo der Akku leer, und zweitens hat Papa verboten, das Schwimmkrokodil im Auto aufzublasen. Mama lackiert sich die FuÃnägel und kann gerade weder die Kinder zurechtweisen noch aussteigen, um einen Blick an der Autoschlange vorbei nach vorne zu werfen. Seit einer Stunde geht nichts mehr und zum Feriendomizil sind es noch 700 Kilometer. Nach zwei Stunden Stillstand in der Autobahnhitze klingelt das Handy. Es ist weder der ADAC noch der Katastrophenschutz, schon gar nicht der Verkehrsminister. Von Fürsorge weit und breit keine Spur, es ist nur Oma, die fragt: » Seid ihr schon da?«
Aber was sind schon ein paar Stunden Stau am Ferienbeginn gegen eine Wartezeit von acht Jahren! Das überstehen nur die coolsten
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