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Wo geht's hier nach Arabien

Titel: Wo geht's hier nach Arabien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Springer
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Schauergeschichte hoffen, das kann Susanne Osthoff nicht gut.
    Susanne Osthoff sagt, natürlich gehe sie wieder zurück in den Irak. Aha! Wir haben es gleich gewusst, sie spinnt. Wahrscheinlich steckt sie mit den Entführern unter einer Decke. Dieses Gerücht macht sich dann auch in Windeseile breit. Man habe bei ihrer Freilassung Geld bei ihr gefunden, das aus dem Lösegeld stamme.
    Nichts davon ist wahr. Aber das interessiert uns nicht.
    Deutsche Geiseln haben sich so zu benehmen, wie wir das wollen. Doch Susanne Osthoffs Verhalten ist uns von vorneherein suspekt.
    Sie reiste immer wieder in den Irak, als es schon sehr gefährlich war. Sie hat einen Araber geheiratet und von ihm ein Kind bekommen. Dann hat sie ihn wieder verlassen.
    Alleinerziehende Mütter gibt es bei uns zuhauf, aber die sind anständig und waren wenigstens bloß mit dem Säufer aus der Nachbarschaft verheiratet, nicht mit einem Araber.
    Susanne Osthoffs Lebensweg ist krumm. Sie träumte nie von Doppelhaushälften und dem Sohn, den sie jeden Samstag zum Fußballplatz fährt, sie wird auch nie Salzteigfiguren basteln und Salsakurse belegen. Sie ist leidenschaftlicher als andere.
    Wir lernten uns an der Ludwig-Maximilians-Universität in München kennen. Jede freie Zeit zwischen den Semestern nutzte sie für eine Orientreise. Meistens zu einer Ausgrabung in den Irak. Dann Liebschaft, Ehe, Kind. Aus der Ausgrabungsstätte ist ihr Lebensmittelpunkt geworden.
    Wir verloren uns aus den Augen, bis ich sie in der Tagesschau wiedersah. Auf dem Boden sitzend. Drei vermummte Entführer um sie herum. BILD titelt: » Deutsche Geisel: wird sie geköpft?«
    Wir lieben Geiselgeschichten. Die Bankräuber Rösner und Degowski gaben der Presse schon Interviews, als die Polizei noch gar nicht vor Ort war. Leider starb im weiteren Verlauf eine Geisel, aber wir waren wenigstens live dabei. Oder Jolo: Die Urlauberfamilie Wallert wurde während der Geiselhaft interviewt. Deutsche Journalisten waren noch vor der internationalen Konkurrenz und den Unterhändlern im Lager der Entführer aufgetaucht. SAT.1 durfte die Wallerts dann exklusiv bis nach Hause begleiten. Toll! Es war übrigens Gaddafi, der dieses Geiseldrama beendete; da war er noch unser Freund.
    Der Hochschullehrer Thomas Rothschild präsentiert in seinem Buch Investigative Kriminalität einen Vorschlag, was die Medien bei Entführungen noch besser machen könnten. Es geht um das Lösegeld, das die Angehörigen oft erst durch den Verkauf der Exklusivrechte der Story an einen Verlag oder einen Sender aufbringen können:
    Â» Wäre es nicht einfacher, die Entführer ließen sich das Geld direkt von den Illustrierten auszahlen? […] Noch einfacher wäre es freilich, wenn man auf die Entführer verzichtete. Warum inszeniert die Illustrierte die Entführung nicht selbst? […] Und der Leser muß sich nicht mehr mit ein, zwei Entführungen pro Jahr begnügen.«
    Und die hübsche Entführte müsste auch nicht mehr von Laien dargestellt werden, sondern von Maria Furtwängler.
    Die Angst um Susanne Osthoff, von der es drei Tage kein Lebenszeichen gab, verwandelte sich blitzschnell in totale Ablehnung. Spätestens seit sie in einem Interview mit der Moderatorin Marietta Slomka verschleiert vor die Kamera trat. Dabei hatte sie nur schnell ihr Tuch übers Gesicht geworfen, weil sie ihr durch die Entführung ramponiertes Gesicht nicht der deutschen Öffentlichkeit präsentieren wollte.
    In den Leserbriefen der folgenden Tage und Wochen wurde gefordert, man soll der Osthoff ihren deutschen Paß entziehen und sie solle gefälligst das Geld zurückzahlen, das wir für sie bezahlt hätten.
    Der Staatssekretär im Auswärtigen Amt Jürgen Chrobog hält ihr » Vollkaskomentalität« vor, in diesen Ländern müsse man besser aufpassen und sich eben vorher überlegen, wohin man fahre. Zehn Tage nach der Freilassung Susanne Osthoffs wird Herr Chrobog selbst entführt. Seine drei Söhne sind auch dabei.
    Der glückliche Ausgang einer Entführung ist ein Grund zu feiern. Angehörige, Krisenstab und BND lassen die Korken knallen. Die Entführer auch, sie haben das Geld. Und die Freigelassene muss vor laufenden Kameras den Familienangehörigen tränenreich in die Arme fallen.
    Susanne Osthoff verdirbt uns die Party. Sie sagt, sie hat gerade nicht so ein tolles Verhältnis zu

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