Wo geht's hier nach Arabien
Kunstspringen, Tischtennis, FuÃball und anderen Sportarten. 14 Schiffe, 14 Disziplinen. Als endlich ein Reporter von der Quick die Erlaubnis erhält, die deutschen Frachter zu besuchen, bringt er einen Christbaum mit. Er wird auf ein Floà gestellt und auf dem Wasser zwischen den Schiffen mit einem Anker fixiert. So haben alle was davon.
Ansonsten schaut man zu, wie Ãgypten und Israel Krieg gegeneinander führen. Granaten fliegen über die Schiffe von einer Kanalseite auf die andere. Begonnen hatte der Krieg mit einem sogenannten Präventivschlag Israels. Mehr als 180 israelische Jagdbomber flogen am frühen Morgen des 5. Juni 1967 in groÃem Bogen über das Mittelmeer und griffen ägyptische Militärstellungen aus dem Rücken kommend an. An einem einzigen Vormittag wurde die gesamte ägyptische Luftwaffe zerstört. Die Landebahnen waren durch unzählige Bombenkrater unbrauchbar. Der Luftraum gehörte Israel. Auch an der syrischen und jordanischen Grenze wurde gekämpft. Vorausgegangen war ein gewaltiger ägyptischer Truppenaufmarsch. 100 000 Soldaten schickte der ägyptische Präsident Gamal Abd el Nasser an die israelische Grenze. Eine Woche vor Kriegsausbruch sprach er zu seinem Volk: » Unser grundlegendes Ziel ist die Vernichtung Israels. Das arabische Volk will kämpfen.«
Nasser brauchte einen Erfolg. Sein Volk hungerte, politisch hatte er sich isoliert. Da kam eine Falschmeldung, die von der UdSSR verbreitet wurde, gerade recht. Zehn bis 13 israelische Brigaden, also etwa die Hälfte der gesamten israelischen Armee, sollten angeblich an der syrischen Grenze aufmarschiert sein. In Tel Aviv wurde dem sowjetischen Botschafter angeboten, dort hinzufahren und sich vom Gegenteil zu überzeugen. Er lehnte ab.
Nach einer Woche war der Krieg beendet, und bereits am 11. Juni 1967 wurde der Waffenstillstand unterzeichnet. Israel hatte sich vergröÃert, auf der Sinaihalbinsel, auf den Golanhöhen und im Gazastreifen wehte die israelische Flagge. Erst im Jahr 2005, nach 38 Jahren Besatzung, zieht sich Israel aus dem Gazastreifen zurück.
Die Gipfelkonferenz arabischer Staaten im August 1967 legt die arabische Position gegenüber Israel fest: » Kein Frieden mit Israel, keine Verhandlungen mit Israel, keine Anerkennung Israels.«
Die Kapitäne im Bittersee hoffen auf eine baldige Heimkehr. Aber der Suezkanal bleibt zu. Erst muss noch ein weiterer Krieg den Nahen Osten überziehen. Der sogenannte » Oktoberkrieg« im Jahr 1973. Präsident Nasser war seit drei Jahren tot, als an Jom Kippur, dem höchsten jüdischen Feiertag, ägyptische und syrische Armeeeinheiten die israelischen Posten überfallen. Hosni Mubarak war als Chef der ägyptischen Luftwaffe dabei.
Alle arabischen Länder unterstützten den Kampf gegen Israel, auch Kuba schickte Soldaten, und aus der DDR wurden NVA-Kampfjets nach Syrien geliefert. Am Ende des Krieges war die Sinaihalbinsel wieder ägyptisch und die Golanhöhen zum Teil wieder syrisch.
Und wir hatten die Ãlkrise und spazierten am autofreien Sonntag zu Fuà über die deutschen Autobahnen.
Nach Kriegsende keimte im Bittersee wieder einmal die Hoffnung auf, dass es nun endlich weitergehen könnte. Aber es dauerte noch. Inzwischen hatten sogar die Briefmarkensammler aus aller Welt Interesse an dem internationalen Konvoi gefunden. Da wegen der ständigen Ballerei kein Funkkontakt mit der Heimat möglich war, blieb als einziger Weg für die GrüÃe an die Liebsten der Briefverkehr. Doch weit und breit kein Postamt in Sicht. Die Schiffsleute begannen damit, mit eigener Hand Briefmarken auf ihre Briefe zu malen. Die ägyptischen Behörden erkannten die Malereien auf den Briefumschlägen tatsächlich an und schickten die Post weiter. Im Lauf der Zeit verbesserten die Besatzungen ihre Postdienste und stellten sogar einen eigenen Stempel her, mit einer groÃen 14 in der Mitte, das Symbol für die 14 gefangenen Schiffe.
Im Rahmen der Friedensverhandlungen im Nahen Osten kommt es dann doch noch zu einer Lösung. Pünktlich zur FuÃballweltmeisterschaft 1974 beginnen ägyptische Bagger die Wracks aus dem Weg zu räumen. Am 7. Mai 1975 lichten die ersten Schiffe die Anker und nehmen Kurs auf die Heimat. Zusammen mit den Ersatzmannschaften schoben insgesamt 3000 Seeleute Dienst auf ihren Schiffen im Bittersee. Die Arbeit auf einem stehenden Schiff ist das Schlimmste,
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