Wo geht's hier nach Arabien
was einem Seemann widerfahren kann. Die Abkommandierung in den Bittersee war gefürchtet. Heute erinnert sich jeder, der bei dem groÃen Abenteuer dabei war, mit romantischen Gefühlen an den längsten Schiffsstau, den es je gegeben hat.
Am 24. Mai 1975 erreichen die » MS Münsterland« und die » MS Nordwind« nach acht Jahren Fahrt den Hamburger Hafen. 30 000 Menschen stehen dabei am Ufer und jubeln ihnen zu.
Regina Halmich
Wo: Casablanca (Kreuzfahrt)
Wann: 2010
Warum: Rente absichern
E in Schiff schaukelt. Manche werden seekrank, manche nicht. Diejenigen, die seekrank werden, haben es gut, die haben wenigstens was zu tun, die anderen hängen nur rum. Kein Mensch kann den ganzen Tag Mittelalterromane lesen. Und wenn man auf der einen Seite des Schiffes auf das Meer geschaut hat, weià man, wie es auf der anderen Seite aussieht. Eine Kreuzfahrt ist in erster Linie öde. Das ist kein Wunder. Denn ein Schiff ist eben nur ein Fortbewegungsmittel, einst von findigen Menschen erdacht, um von einem Ufer ans andere zu gelangen. Sich auf einem Schiff aufzuhalten, nur weil es eben ein Schiff ist und ohne irgendwohin zu wollen, ist eine dekadente Erfindung der Neuzeit.
Kein Mensch käme auf die abartige Idee, sich im Urlaub eine Woche im Auto aufzuhalten oder 7 Tage und 7 Nächte im Flugzeug zu verbringen, quasi als » Kreuzflug«. Mit dem Schiff gehtâs.
Damit der Schiffspassagier aber nicht so leicht merkt, was er eigentlich für einen Unsinn treibt, bietet der Veranstalter ein Berieselungsprogramm an Bord an. Man kann wählen zwischen Fernsehräumen, AuÃenliegen, mehreren Bars und Restaurants. Nach drei Abenden hat man alles durch, und es geht von vorne los. Daher legt das Schiff immer mal wieder an einem Hafen an, oder es ist ein Star an Bord.
Absurderweise hat TUI eine Profiboxerin auf sein » Wohlfühl-Schiff« engagiert. Verführerisch verspricht der Prospekt, » neue Sportarten für sich zu entdecken oder schon vorhandene Fähigkeiten weiter auszubauen«. Nun, auf der besten Reise gibt es einmal einen Moment, in dem einem die Nerven durchgehen, da sollte aber der Widersacher doch bitte nicht gleichzeitig das Boxen lernen.
Auf der » Boxcamp«-Kreuzfahrt schippert man an den Kanarischen Inseln vorbei und legt zwischendurch im marokkanischen Casablanca an. Bis zu diesem Zeitpunkt wussten viele nicht, dass dieser Ort tatsächlich existiert und es sich nicht nur um einen der gröÃten Blockbustertitel aller Zeiten handelt. Dreimal darf man raten, was hinterher der Bordpianist ständig in die Tasten klimpern muss: » Play it again, Sam«. Es ist anzunehmen, dass es auch ein Humphrey-Bogart-Menü gibt und die » Casablanca«-DVD rauf- und runterläuft.
Regina Halmich ist 34 Jahre alt, das heiÃt, sie ist raus aus dem Geschäft, aber das Leben kann noch lange dauern. Also müssen Jobs her. Das ist grundsätzlich kein Problem, solange es genügend Männer gibt, die lustvoll hinglotzen, wenn sich Mädchen prügeln. Wobei sich Mädchen, wenn sie sich kloppen, so derartig verhauen, dass selbst harte Männer nicht mehr hinschauen können. So war es 1995 in Las Vegas, als der süÃen Rechtsanwaltsgehilfin Regina aus Karlsruhe das süÃe Gesicht zermatscht wurde. Der Bösewicht war nicht Stefan Raab, sondern eine Mexikanerin, die damals schon bei allen » Terminator« hieÃ. Wäre nicht sofort ein Arzt zur Stelle gewesen, wäre das deutsche Fliegengewicht für immer entstellt geblieben. Natürlich sind das Ausnahmen, denn seit den Klitschko-Brüdern wissen wir, dass Boxen ein Sport für Akademiker und Bürgermeisterkandidaten ist, die gerne Milchschnitten essen. Schmuddelkram und Rotlicht haben im Boxsport nichts mehr verloren. Deswegen kann TUI bedenkenlos seinen Boxring am Oberdeck aufbauen.
Einen Urlaub ohne TUI-Beteiligung gibt es nicht. Es sei denn, man wollte im Stadtpark campieren. Und selbst dann wird man womöglich am nächsten Morgen unsanft von einem Touristenbomber geweckt, der den nächsten Mittelmeerstrand ansteuert. TUI besitzt Kreuzfahrtschiffe, Flugzeuge und Hotels, die man in über 3500 eigenen Reisebüros der Kundschaft schmackhaft machen will. GröÃter Einzelaktionär ist der Oligarch Alexei Mordaschow. Der ist 45 Jahre alt und hat 20 Milliarden auf dem Konto. Bei allzu vielen Frühbucherrabatten und Last-Minute-Buchungen stagniert die
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