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Wo geht's hier nach Arabien

Titel: Wo geht's hier nach Arabien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Springer
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zum Kampf. Und wenn es geht mit Fliegenklatsche. Umfangreich hat man die Soldaten informiert über das entbehrungsreiche Leben in der Wüste, die Gefahren durch Schlangen, Skorpione und sonstiges Giftgetier, über Maßnahmen und Gegenmaßnahmen bei Bissen und Stichen. Doch die einzig wirkliche Bedrohung hat man vergessen: die Fliegen. Milliarden, ständig und überall. Bei 50 Grad im Schatten, eingeschlossen im Panzer, da genügt eine kleine Fliegenfamilie, und die Besatzung vergisst jeden Engländer.
    An dem von Legenden umrankten deutschen Afrika-Korps war nichts heroisch. Sie landeten in Tunesien, marschierten 3000 Kilometer nach El Alamein, machten kehrt und marschierten wieder 3000 Kilometer zurück, dezimiert auf ein Häuflein glücklich Überlebender. Die Geschichte des berühmten Rommel-Einsatzes ist schnell erzählt. Am ägyptischen Nil und in anderen arabischen Landstrichen saß der Engländer. Und der sollte weg. Also fasste der Massenmörder in Berlin einen einfachen Plan: Im Osten sollen deutsche Soldaten den Kaukasus überschreiten, in Baku den Ölnachschub sichern und anschließend weiter nach Arabien marschieren. Gleichzeitig setzen andere deutsche Soldaten im Süden übers Mittelmeer, landen in Tunesien und marschieren von dort aus los, also von links nach rechts an der Mittelmeerküste entlang. Am Ende der Gewaltmärsche ist der Engländer in die Zange genommen und der Araber befreit. So stellt man es sich vor.
    Doch dann passiert kurz vor Alexandria, an der bis dahin völlig unbekannten Bahnstation El Alamein, etwas, wovor heute jeder Reiseveranstalter den motorisierten Wüstenreisenden eindringlich warnt: Das Benzin geht aus. Rommel wartet auf Nachschub aus Berlin. Aber von dort kommt kein Sprit, sondern nur ein aufmunterndes Wort an die Soldaten: » Ihrer Truppe können Sie keinen anderen Weg zeigen als den zum Siege oder zum Tode.« Die Panzerschlacht geht verloren, und der Araber wartet noch immer auf seine Befreiung durch die Deutschen. Aber der Engländer hat auch fies getrickst. Erst hat er das Codesystem der Deutschen geknackt und so genau gewusst, was sie planen und wann der Nachschub kommt, der dann natürlich nie ankam. Und dann die Sache mit den Panzern. Im Süden der Front dekorieren die Engländer Lastwagen als Panzer, und im Norden machen sie genau das Gegenteil. Die echten Panzer werden so verkleidet, dass sie wie LKWs ausschauen. Dazu bauen die Engländer noch eine Pipeline, die es nicht gibt, und eine Eisenbahnlinie, die keine ist. Ja, wie soll man gegen so einen Hokuspokus den Krieg gewinnen?! Die Deutschen fallen also darauf rein. Nun bauen sie selbst Panzerattrappen. Und die Briten fallen darauf herein. Hinter den englischen Tricks steckt Jasper Maskelyne, ein Bühnenzauberer, der die » Magic Gang« leitet, eine Truppe im englischen Geheimdienst, die im Krieg Quatsch machen darf. Angeblich bauen sie in einer Bucht neben Alexandria ein gefälschtes Zweit-Alexandria auf, mit Hafen, Gebäuden und Straßenzügen, das dann die heldenhafte deutsche Luftwaffe auch erwartungsgemäß bombardiert. Ob das alles stimmt, weiß kein Mensch, Maskelyne stirbt nicht als britischer Held, sondern als Fahrlehrer in Kenia.
    Die Deutschen und Italiener müssen sich zurückziehen. Dabei hatte der Chef der verbündeten Italiener schon geübt für seinen siegreichen Einzug in Kairo. Hinter den kämpfenden Einheiten wartet auf Mussolini ein extra eingeflogener hochgewachsener Schimmel. Mit dem wollte er in die ägyptische Hauptstadt Kairo einreiten.
    Heute ist El Alamein, 100 Kilometer vor Alexandria gelegen, eine riesige Gedenkstätte für über 12 000 tote Soldaten aller beteiligten Nationen, es gibt ein Kriegsmuseum und ein Mövenpick-Hotel. Kleine Kinder verkaufen Fundstücke an Veteranen und interessierte Kriegstouristen. Sogar Öl wird jetzt dort gefördert. Die ägyptischen Erdölvorkommen sind bekannt, doch kann nur ein kleiner Teil des Reichtums, der auf fünf Milliarden Barrell geschätzt wird, genutzt werden. Denn im Wüstensand sind noch über 20 Millionen Landminen aus Rommels sauberem Wüstenkrieg versteckt. Ägypten ist unter den ersten drei der am meisten durch Landminen verseuchten Länder der Erde. Im Jahr 1982 hat man mit der Räumung begonnen, bis jetzt sind höchsten fünf Prozent geschafft. Am libyschen Mittelmeerstrand stehen im

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