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Wo geht's hier nach Arabien

Titel: Wo geht's hier nach Arabien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Springer
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wo denn sonst, und wird getauft auf den gewichtigen Namen » Heribert Ritter von Karajan« . Seine Vorfahren stammen aus Griechenland und heißen eigentlich Karojannis. Mit einem etwas anderen historischem Werdegang hätte Herbert genauso gut ein peloponnesischer Hirtenknabe werden können, der in Makedonien seine Schafe hütet, dazu ganz begabt volkstümliche Liedchen vor sich hin trällert und als Erwachsener einen Campingplatz für deutsche Wohlstandstouristen eröffnet. Es kam anders. Statt blökender Schafe stand ein flotter Porsche in der Garage, und seine Cessna und die Yacht bediente er selbst. Meist umgeben von Kameras und internationalen Paparazzi.
    Technik faszinierte ihn. Perfekte Aufnahmen in Bild und Ton waren ihm ein ständiges Anliegen. Er produzierte die weltweit erste Rundfunkaufnahme in Stereo, im September 1944. Das haben allerdings viele Hörer nicht mehr mitbekommen, da ihr Volksempfänger schon lange unter den Bombentrümmern lag. Kriegsdienst musste Karajan nicht leisten, die Nazis hatten ihn auf ihre sogenannte » Gottbegnadetenliste« gesetzt. Überhaupt die Sache mit den Nazis. Vor der Wiener Entnazifizierungskommission sagte Karajan: » Man ist da so hineingetorkelt.« Ach so.
    Eine Silbe des Karajanschen Bedauerns ist bis heute nicht aufgetaucht, aber das Auftrittsverbot wurde trotzdem schnell wieder aufgehoben. Die steile Nachkriegskarriere begann. Schließlich sei er erst 1935 in die NSDAP eingetreten, und da musste ja doch jeder irgendwie, nicht wahr…
    Die Jahreszahl ist historisch richtig. Aber sie bezieht sich nur auf das Eintrittsdatum in Deutschland. In Österreich ist Karajan der NSDAP schon am 8. April 1933 beigetreten. Das war fünf Jahre vor dem sogenannten » Anschluss Österreichs«, und Hitlers Partei war im Nachbarland noch verboten. Karajan war also ein Illegaler. Das verschaffte ihm im Dritten Reich ein besonderes Ansehen. Was die Nazis unter dem Begriff Kultur verstanden, musste jedem sofort klar geworden sein. » Das ganze Kunst- und Kulturgestotter von Kubisten, Futuristen, Dadaisten usw. ist weder rassisch begründet noch völklich erträglich, es ist höchstens als Ausdruck einer Weltanschauung zu werten, die von sich selbst zugibt, dass die Auflösung aller bestehenden Begriffe, aller Völker und Rassen, ihre Vermischung und Verpanschung, höchstes Ziel ihrer intellektuellen Urheber und Führergilde ist…«
    Als Hitler im September 1934 in Nürnberg diese Phrasen über die braune Horde hinwegbrüllt, gibt es in der deutschen Musikwelt schon keine Juden mehr. Kaum bekannt ist bis heute, dass nach der berüchtigten Münchner Ausstellung » Entartete Kunst« 1938 die Ausstellung » Entartete Musik« in Düsseldorf eröffnet wurde. Richard Strauss, der 1936 schon die Olympiahymne komponiert hatte, war maßgeblich an ihr beteiligt und sprach damit das Todesurteil über einige Kollegen. Im selben Jahr dirigierte Karajan als Gast zum ersten Mal die Berliner Philharmoniker. Im darauffolgenden Jahr ernannte ihn Hitler zum Staatskapellmeister. Endlich hatte man einen Nachfolger für diesen aufmüpfigen Furtwängler, der Hitler immer wieder widersprach, sich für Juden einsetzte, sogar » ihre« Musik spielte und, als reichte das alles noch nicht, auch noch krank wurde, als Hitler sich ihn an seinem Geburtstag als Dirigenten wünschte. Da hatte man mit Karajan weniger Probleme. Der spielte brav, was man wollte, schwang in Paris den Taktstock zum Horst-Wessel-Lied und kümmerte sich nicht um den Endsieg, sondern um die neue Stereoqualität. Nach den geltenden Nazigesetzen war Karajan zwar mit einer » Vierteljüdin« verheiratet, aber die enorme Prominenz schützte ihn und seine Frau vor jenen Nachstellungen, die andere in dieser Familienkonstellation erleiden mussten. Als das Kriegsende naht, flattert plötzlich doch noch ein Einberufungsbescheid ins Haus. Nach einem Konzert flieht Karajan mit dem Flugzeug. Er und seine Frau verstecken sich, mittellos und auf der Flucht wie Millionen andere in dieser Zeit, in Mailand in einem italienischen Stundenhotel und in der Nähe des Comer Sees. Da ist es mit der Freundschaft Hitlers vorbei. Es wird nach ihm gesucht. Das Kriegsende rettet ihn. Noch bevor er in seine Heimat zurückkehrt, gibt er in Italien Konzerte.
    Ãœber 20 Jahre später reist er als Weltstar nach Baalbek. Es gibt wenige

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