Wo geht's hier nach Arabien
Revolution allerdings schon vorbei. Da ist unser Gerd ganz vorn dabei.
Ãber die wahre Situation der Ãgypter hat man viel zu lange viel zu wenig erfahren. Jetzt, da Mubarak entlassene Strafgefangene gegen Bezahlung auf Kamele setzt und sie auf die Demonstranten hetzt, auf die sie mit Stöcken und Messern einhauen, lässt man die Kameras auffahren. Kairo platzt schon lange aus allen Nähten. Die Smogwolken der offenen Müllverbrennung verpesten die Luft. Die Wohnsituation ist für die meisten gespenstisch, in den maroden Hochhäusern fehlt es ständig an Strom und Wasser. Wer es sich leisten kann, wohnt weit oben und besticht den Hausmeister, der im Keller dann von der öffentlichen Wasserleitung eine Extraleitung abzweigt. Wer Lift fährt, liest den Hinweis, man möge bitte zur Sicherheit in die Hocke gehen, wenn man merke, dass der Lift abstürze.
Aber all diese Geschichten über die Menschen benötigen Zeit und ein Händchen für die Kunst der Recherche. Wieso die Mühe, fragt sich unser Gerd. SchlieÃlich tragen die Araber mit ihren Handys ihre Botschaftem sowieso schon selbst in alle Welt hinaus. Wenn ein Araber demonstriert, wird er von drei anderen mit dem Handy gefilmt: von seinem Freund, dem Geheimdienst und von sich selbst.
Irgendwann weià niemand mehr irgendetwas. Aber wir brauchen sie ja doch immer wieder, unsere Experten. Wie viel muss also ein Experte in Zukunft noch wissen, um Experte zu sein? Bald kommt in den Medien Folgendes auf uns zu:
» Schön, dass wir einen Experten im Studio haben: Sie haben doch drei Jahre in Ãgypten gelebtâ¦Â«
» Schön, dass wir einen Experten im Studio haben: Sie waren doch zwei Wochen in Ãgyptenâ¦Â«
» Schön, dass wir einen Experten im Studio haben: Sie haben doch Asterix und Kleopatra gelesenâ¦Â«
» Schön, dass wir einen Experten im Studio haben: Sie wissen doch, wo Ãgypten liegtâ¦Â«
» Erzählen Sie uns, wie ist die Lage?«
Clärenore Stinnes
Wo: Berlinâ Bagdad und weiter
Wann: Abfahrt 25. Mai 1927
Warum: Weltreise
F rau am Steuer! Darüber gibt es so viele Witze, dass man ganze Bibliotheken mit ihnen füllen könnte. Aber in Wahrheit ist das Thema todernst. Aus diesem Grund beschäftigen sich weltweit führende Neurologen mit dem Phänomen. Sie kleben Männer und Frauen in simulierten Autofahrten bunte Kabel an den Kopf, messen Augenreflexe und Gehirnströme und lassen dann riesige Computernetzwerke die Ergebnisse analysieren. Gleichzeitig werden die Studien von Polizei und ADAC herangezogen, um endgültige Gewissheit zu erlangen. All das wissenschaftliche Getue braucht der Autofahrermann nicht, wenn er nur seinen gesunden Menschenverstand benutzt.
Da genügt eine kurze Stadtfahrt, und es liegt klar auf der Hand: Frauen, Hände weg vom Steuer!
Daher werden der holden Gattin Lenkung und Gaspedal auch nie freiwillig übergeben. Sieht man einen Mann auf dem Beifahrerseitz gefangen, hat das meist schwerwiegende Gründe: Das Häufchen Elend hat sein Flensburger Punktekonto überschritten, im Verein gab es wieder Freibier, oder er wurde nach multiplem Organversagen in ein künstliches Koma versetzt. Denn nach kleineren Operationen und lokalen Betäubungen, wie bei Blinddarm, Gipsfuà oder Schleudertrauma, würde Mann sich selbstverständlich selbst hinters Steuer setzen.
Verdammt zum Beifahren ist eine der schlimmsten Strafen, die das starke Geschlecht erdulden muss. Dazu verlangt es allerhöchste Konzentration und auÃerordentliche Redegewandtheit, um den weiblichen Lenker sicher durch den StraÃenverkehr zu bringen. Oft kann das Leben nur durch beherztes Eingreifen gerettet werden. Doch wir alle wissen, dass die gutgemeinten Tipps wie » Vorsicht«, » Warum schaust du nicht«, » Vierter Gang«, » Blinker«, » Grüner wirdâs nicht«, meistens nicht angenommen werden. Wer seine Ehe prüfen will, fahre als Beifahrer sonntags aufs Land und wieder zurück.
Ein Mensch kann notfalls zwei Minuten ohne Luft überleben, 20 Tage ohne Essen, aber zu zweit 40 000 Kilometer am Stück im selben Auto, das ist ausgeschlossen. So die vorläufigen wissenschaftlichen Ergebnisse. Clärenore Stinnes hat das Gegenteil bewiesen. Als am Ende ihrer Weltreise 46 758 Kilometer auf dem Zähler ihres staubigen Autos angezeigt werden, ist sie unsterblich in ihren Begleiter verliebt. Der
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