Wo geht's hier nach Arabien

Temperaturen ausgetragen werden können. Die Aufträge dafür sind schon vergeben: an deutsche Architekturbüros. Um die Fans zwischen den Stadien hin- und herzuschieben, ist eine U-Bahn geplant. Ob tatsächlich jemand vom eigenen Auto auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigt, ist bei den katarischen Spritpreisen kaum zu erwarten. Der Liter Benzin kostet derzeit 15 Cent.
    Bastian Schweinsteiger wird 2022 aller Voraussicht nach nicht mehr zu den Aktiven gehören. Aber bis dahin kann er die Vorzüge des Emirats noch im Trainingslager genießen. Falls ihm nicht die ewig gleichen Pressetermine den letzten Nerv rauben. Jedes Jahr muss er zur selben Zeit in weißen Socken, Adiletten, Turban und weißem Beduinennachthemd rauf aufs Kamel. Beim Aufstehen schleudert es ihn vor, dann wieder zurück. Das Tier rülpst, Schweini grinst. Fotografen machen Bilder.
    Anschließend fährt der Pulk mit zur Falkenjagd, der traditionellen Freizeitbeschäftigung derjenigen unter den Arabern, die sich ihren Tageslohn nicht mit normaler Arbeit verdienen müssen. Allen Tierliebhabern, denen die Greifvögelchen leidtun, sei gesagt, dass die Falknerei, auch Beizjagd genannt, vor Kurzem in die » UNESCO-Weltliste des immateriellen Erbes der Menschheit« aufgenommen wurde.
    In den Redaktionssitzungen der Münchner Tageszeitungen gibt es jeden Januar dieselbe Diskussion um das Trainingslagerfoto aus Katar: Schweini auf Kamel oder Schweini mit Falke?
    In den Redaktionsräumen Katars spielt der Aufenthalt der Bayernspieler nur eine untergeordnete Rolle. Das Hauptaugenmerk liegt auf den Weltnachrichten. Seit 1996 sendet » Al-Dschasira« aus Doha, der Hauptstadt Katars. Scheich Hamad bin Chalifa at-Tani hat den Sender gegründet, nachdem der arabische BBC-Ableger von der saudi-arabischen Regierung zensiert worden war und aufgab. Da bis dahin in den meisten arabischen Staaten nur regierungstreue Propagandanachrichten liefen, stieg der weitgehend unabhängige Sender » Al-Dschasira« kometenhaft auf. Wer sich eine ausführliche Berichterstattung über die arabische Welt wünscht, kommt an » Al-Dschasira« nicht vorbei. So lief zum Beispiel das einzige Interview, das Osama bin Laden nach dem Terror des 11. September gab, auf » Al-Dschasira«.
    Inzwischen setzt man im Sender aber auch auf weniger spektakuläre Sendungen: Knapp 80 Folgen von unserem Sandmännchen waren auf Arabisch zu sehen.
    Neben dem inzwischen berühmtesten arabischen Fernsehsender hat seit 2011 auch das oppositionelle Nachrichtenprogramm » Libya TV« in Katar seinen Sitz und berichtet das, was Gaddafi nicht zu sehen wünscht.
    Bastian Schweinsteiger kann im Hotel natürlich deutsches Fernsehen schauen. Aber dafür hat er kaum Zeit, da er viel lieber am Handy spielt. Oder Musik von iTunes downloadet, und sie womöglich auch anhört. Diese Leidenschaften gehören zu seinen Vorbereitungsritualen, auch wenn es wie in Katar wieder bloß gegen die drittklassigen Saudis geht. Auf seiner Homepage verrät er noch mehr über seine Gewohnheiten vor dem Anpfiff eines Spiels:
    Â» Der letzte und wichtigste Schritt meiner Vorbereitung: Bevor ich meine adiPure anziehe, feuchte ich die Sockenstutzen an. Der Socken wird so ein wenig dünner und gibt mir ein besseres Gefühl.«
    Wow!

Herbert von Karajan
    Wo: Baalbek
    Wann: 1968
    Warum: herumdirigieren
    E in Salzburger Auktionshaus versteigert im Jahr 2002 den Dirigentenstab und den Führerschein Herbert von Karajans. Schätzpreis 8000 Euro. Die Dinge stammen von einem Koch, der Karajan so lange hinterhergereist ist, bis er ihn bekochen durfte. Ob das Zurücklassen der Habseligkeiten für oder gegen das gereichte Menü spricht, weiß man nicht.
    Egal wo Karajans Krimskrams auftaucht, es werden höchste Preise dafür erzielt. Karajan-Autogramme bekommt man bei E-Bay ab 20 Euro, Dieter Bohlen liegt bei 1,50. Denn nach wie vor ist Herbert von Karajan der gottgleiche Superstar der Klassikwelt und gehört zum festen Bestandteil eines deutschen CD-Regals. Bibi Blocksberg, Grönemeyer, Herbert von Karajan. Und wenn es nicht Bruckners Achte ist, dann wenigstens Stille Nacht, heilige Nacht. Als er im Juli 1989 stirbt, hat er an allen Opernhäuser dieser Welt dirigiert und dabei wahrscheinlich alle Konzerte und Opern, die jemals komponiert wurden, aufgeführt. In Salzburg gibt es einen Karajan-Platz und seit ein paar Jahren für