Wo geht's hier nach Arabien
einer Truppe! Das bringt das Fass zum Ãberlaufen. Die Palästinenser entwaffnen die Deutschen, stellen Wachen vor ihre Unterkunft und schmeiÃen sie bald darauf aus dem Lager.
Das empfinden die deutschen Terroristen als nicht sonderlich schlimm. SchlieÃlich können jetzt alle schieÃen. Beim Knall einer echten Waffe zuckt niemand mehr zusammen. Auch mit Sprengstoff hat man hantiert, die wichtigsten Handgriffe sitzen. Darüber hinaus wurden taktisches Kampfverhalten und Geldbeschaffung geübt. Mitten in der Wüste wurde ihnen beigebracht, wie man eine Bank überfällt. Angekommen in der Realität, hat man dann wohl überrascht festgestellt, dass um deutsche Banken herum GroÃstädte gebaut sind und man sich nicht durch die Steinwüste zurückziehen kann. So bleiben bei den Aktionen der nächsten Jahre immer wieder zusammengeschossene Unschuldige zurück.
Im jordanischen Camp packt Andreas Baaders Terrorgruppe ihre Sachen. Es geht heim. Sie fliegen von Jordanien in die DDR. Die U-Bahn bringt sie wieder von Ost- nach Westberlin, pausenlos beobachtet von der Stasi, die bis zu den einzelnen SchieÃübungen der Deutschen im Palästinensercamp hin genau Buch geführt hat. Viele wussten, was kommt.
Es beginnen Deutschlands Terrorjahre.
Die nächste Generation der RAF erinnert sich wieder an die Ausbildung der Gründergeneration in Arabien. Wieder fliegt man in den Orient. Diesmal allerdings nicht nach Jordanien, dort gibt es keine palästinensischen Militärcamps mehr. Dafür kann man jetzt im Jemen gut schieÃen lernen. Der Jemen ist damals noch getrennt in Nord- und Südjemen, der Süden ist kommunistisch. Wer sich aus dem Gefängnis freipressen lassen will, gibt als Zielflughafen dessen Hauptstadt Aden an. Inzwischen sind die Terrorcamps international besetzt. Der deutsche Terrorist trifft lernwillige Kollegen aus Irland und Italien, Holländer und Basken sind da.
Die Lager scheinen sich auch nach der Wiedervereinigung von Nord- und Südjemen bewährt zu haben. Heute dienen die Camps als Rückzugspunkte von Al-Qaida. SchlieÃlich braucht jede Terrorgeneration ihre Lager. Sprengstoff explodiert nicht von alleine, jemand muss es einem beibringen.Allerdings wird das Treiben nicht mehr von der Stasi beobachtet, sondern von amerikanischen Satelliten.
Ludwig Borchardt
Wo: Ãgypten
Wann: Nikolaus 1912
Warum: Raub der Nofretete
A m Flughafen ist es groà angeschrieben, in jedem Reiseführer ist es nachzulesen, und eigentlich weià man es sowieso: Es ist verboten, antike Stücke aus dem Land zu schaffen. Die Strafen sind drakonisch.Aber in Ãgypten wird die kriminelle Ader in uns zum Leben erweckt. Im Angesicht der Pyramiden wird Herr Biedermann plötzlich zum Hehler. Der Erwerb eines zerbröselten Gipsbrockens aus der Pharaonenzeit ist zwar höchst illegal, aber schon die Vorstellung, in den erlesenen Kreis derjenigen aufgenommen zu sein, die den zu Stein gewordenen Hauch der Geschichte überhaupt angeboten bekommen, führt die Hand zum Geldbeutel. Und mit viel Glück gelingt hinterher sogar der Schmuggel durch den Zoll. Vorher muss aber noch jemand ins Vertrauen gezogen werden. Man will ja später nicht als Germanys Best Trottel dastehen, der sich leichtfertig eine Kopie als echte Ramses-Rarität hat andrehen lassen. Nun findet sich unter den Gruppenreisenden eher selten ein echter Spezialist für altägyptische Kunst, also wird jemand gefragt, der eine Universität wenigstens schon mal von innen gesehen hat. Meistens ein Zahnarzt. Der kennt sich aus mit Echtem und mit Falschem. Und der sagt wahrheitsgemäà über das Stück in unserer schweiÃnassen Hand: keine Ahnung, vielleicht alt, vielleicht auch nicht. Dieses » Vielleicht« aus studiertem Mund genügt als Beweis. Ob Steinfinger, Gipszehe oder nur verdreckte Glasscherbe: Wir erschaudern, das Stück ist antik. Ganz sicher.
An den Grenzen gibt es wie erhofft keinen Ãrger. Weder ägyptische noch deutsche Zollstellen schlagen sich nämlich mit billigen Souvenirs herum. Echte Stücke aus dem Altertum gibt es in Ãgypten seit fast hundert Jahren nicht mehr. Das wirklich Wertvolle landet in Händen von GroÃkriminellen, die damit bei Christieâs und Sothebyâs Reibach machen. Generationen von Ãgyptern lebten von gefälschten Fundstücken. Diese Familien gehören nicht zur ägyptischen Halbwelt, sondern sind
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