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Wo gute Ideen herkommen.: Eine kurze Geschichte der Innovation. (German Edition)

Wo gute Ideen herkommen.: Eine kurze Geschichte der Innovation. (German Edition)

Titel: Wo gute Ideen herkommen.: Eine kurze Geschichte der Innovation. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Johnson
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Bewusstsein trat. Darwins großerUnterstützer T. H. Huxley soll, als er zum ersten Mal von der These der natürlichen Selektion hörte, ausgerufen haben: »Wie unglaublich dumm, nicht auf so etwas zu kommen!« Darwins Schilderung weist auch eine erstaunliche Ähnlichkeit zu Alfred Russel Wallace auf, der Jahre später unabhängig von Darwin eine Theorie über die natürliche Auslese entwickelte und ebenfalls behauptete, von Malthus inspiriert worden zu sein.
    Fast ein ganzes Jahrhundert lang galt die Malthusanekdote allgemein als Geburtsstunde von Darwins Evolutionstheorie, bis in den frühen 1970er Jahren der amerikanische Psychologe Howard Gruber auf die Idee kam, Darwins umfangreiche Notizen aus jener Zeit noch einmal genau durchzugehen, um die komplizierte Choreografie aus Spekulation, Faktensammeln und innerem Widerstreit nachzuzeichnen. Die Geschichte, die Gruber dabei herausarbeiten konnte, unterschied sich erheblich von der Anekdote in Darwins Autobiografie. Alle wesentlichen Elemente der Selektionstheorie finden sich dort, und das lange vor dem 28. September 1838, den Darwin ausdrücklich als das Datum seiner Eingebung nennt. Darwin weiß bereits von der Wichtigkeit der Variation und ahnt, dass es neben künstlicher auch noch eine natürliche Selektion gibt; er weiß vom Überlebenswettbewerb zwischen den Arten, von den physiologischen Gemeinsamkeiten der jeweiligen Arten und davon, wie unglaublich lange die Evolution bereits andauert. All die wesentlichen Merkmale der Evolutionstheorie sind seit dem Jahr 1837 ausführlich in seinen Notizen dokumentiert. Die Puzzleteile hat Darwin also schon, er kann sie nur noch nicht richtig zusammenfügen. Es gibt sogar Abschnitte, in denen Darwin seine später veröffentlichte Selektionstheorie beinahe niederschreibt, und das ein Jahr vor der Malthuslektüre. In Kurzschrift notiert er: »Ob jede Art im Lauf der Zeit Tausende Varietäten hervorbringt (möglicherweise von den Umweltbedingungen beeinflusst) vondenen nur die gut angepassten überleben?« Alles, was noch fehlt, ist eine winzige Veränderung – und zwar, dass die »gut angepassten« deshalb überleben, weil sie sich als Einzige erfolgreich fortpflanzen können. Doch Darwin erkennt nicht, dass er die Lösung direkt vor der Nase hat, und setzt seine Forschungen noch ein ganzes Jahr lang fort, bis er zu dem Ergebnis kommt, endlich »eine brauchbare Theorie« zu haben, mit der er arbeiten konnte.
    Selbst nachdem er Malthus gelesen hat, scheint Darwin seine Idee noch nicht ganz zu Ende denken zu können. Die Einträge vom 28. September klingen zwar euphorisch und kreisen um die fundamentalen Bausteine der Theorie:
    »Die Bevölkerung wächst überproportional in WEIT KÜRZEREN Abständen als 25 … Grund für all dieses Anrennen muss letztlich sein, die richtige Struktur zu finden, sie an Veränderungen anzupassen – das Finden der richtigen Form, was, wie Malthus zeigt, der Effekt dieser großen Bevölkerungsdichte auf die Ressourcen der Menschen ist. Es ist, als würden hunderttausend Keile versuchen, sich in die freien Nischen des Naturhaushalts zu zwängen; oder sie schaffen Nischen, indem sie die schwächeren Strukturen verdrängen.«
    Doch in den folgenden Tagen und Wochen deutet nichts in Darwins Notizen darauf hin, dass er einen geistigen Durchbruch erzielt hätte. Wie Gruber anmerkt, findet sich am folgenden Tag ein langer Eintrag über das Sexualverhalten von Primaten, der offenbar nichts mit seiner neuen Entdeckung zu tun hat. Über ein Monat geht ins Land, bevor er auch nur versucht, die Gesetze der natürlichen Selektion niederzuschreiben.
    All das bedeutet, dass wir nicht mit Sicherheit sagen können, ob der 28. September 1838 tatsächlich die Initialzündung zu Darwins Selektionstheorie war. Was wir mit Sicherheit sagen können,ist lediglich, dass er die Idee noch nicht hatte, als er im Sommer des Jahres 1837 mit seinen Forschungen begann, und dass sie im November 1838 schließlich ausformuliert war. Das hat nichts mit etwaigen Lücken in Darwins Aufzeichnungen zu tun. Exakt zu bestimmen, wann Darwin die Idee zur Selektionstheorie hatte, ist deshalb so schwierig, weil es eben kein spontaner Geistesblitz war. Ganz allmählich trat sie in sein Bewusstsein, in mehreren Wellen. In den Monaten, bevor er sich mit Malthus beschäftigte, hatte Darwin die Grundidee wahrscheinlich bereits im Kopf, konnte sie aber nicht zu Ende denken. Das ist der typische Reifeprozess einer langsamen Ahnung: heimlich, still

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