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Wo ich zu Hause bin

Wo ich zu Hause bin

Titel: Wo ich zu Hause bin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anselm Gruen
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nicht die schönen Möbel in unserem Haus Heimat, sondern zum einen die Liebe der Eltern und die Geborgenheit in der Familie, und zum andern die Atmosphäre des Geheimnisses. Wenn die Familie gebetet hat, wenn sie Weihnachten oder Ostern gefeiert hat, dann wurde deutlich, dass sie offen war für etwas, das größer ist als sie selbst. Und dieses Hineinragen des Geheimnisses hat uns die Heimat zur Heimat gemacht. Eine Gemeinschaft wird uns nur dann zur Heimat, wenn sie von Liebe geprägt ist und wenn in ihr etwas aufscheint, was größer ist als sie, was sie im Innersten zusammenhält.
    Ich erlebe immer wieder Menschen, die sich nach Heimat sehnen und glauben, sie könnten Heimat schaffen, indem sie als Familie zusammensitzen und feiern.Eine Studentin erzählte mir, dass für ihre Mutter wichtig war, dass alle Kinder an Weihnachten nach Hause kamen. Doch die Studentin durfte nicht in die Kirche, obwohl ihr das wichtig war. Die Familie musste immer zusammen sein. Doch das führte nicht zum Gefühl von Heimat, sondern im Gegenteil zu Aggressionen. Wenn man immer zusammenhockt, aber nichts Größeres einen umgibt, dann wachsen die Aggressionen. Eine negative Stimmung steigt hoch und zerstört den Traum von Heimat. Nur dort, wo eine Familie offen ist für das, was größer ist als sie, für das Geheimnis, das sie umgibt und auf das hin sie unterwegs ist, können die Familienmitglieder etwas wie Heimat erfahren.
    Das Wort von Heimat und Geheimnis gilt aber auch für mich selbst. Wenn Gott, das Geheimnis, in mir wohnt, dann kann ich auch bei mir selbst daheim sein. In mir ist ein Raum des Schweigens, zu dem die Gedanken und Gefühle von außen keinen Zugang haben. Dort haben die Menschen mit ihren Erwartungen und Ansprüchen keinen Zutritt. Und dort haben auch meine eigenen Sorgen und Ängste keinen Zugang. Niemand kann mich dort verletzen. Es ist der Raum, in dem Gott selbst in mir wohnt. Dort bin ich vollkommen ich selbst, heil und ganz, wahrhaft daheim. Und wenn ich bei mir daheim sein kann, vermag ich auch in der Fremde daheim zu sein. Ich brauche nur nach innen zu schauen. In mir ist der Himmel. Und dort in dem inneren Himmel ist unsere wahre Heimat, die uns niemand zu rauben oder zu zerstören vermag.
    IMPULS
    Setze dich bequem hin und spüre nochmals den Erfahrungen von Heimat nach. Wenn du dich an zu Hause erinnerst, was hat dir wirklich das Gefühl von Heimat gegeben? War es nur das Vertraute, oder war da auch etwas Geheimnisvolles, das größer war als du und dir das Gefühl vermittelt hat, geborgen zu sein in etwas Größerem, umgeben und umhüllt zu sein von etwas Numinosem, vielleicht von Gott selbst und seiner Liebe? Stelle dir vor, dass du all das, was du außen als Heimat erfahren hast, auch in dir selber vorfindest. In dir ist das Gefühl von Stimmigkeit, von Geborgenheit, von Daheimsein. In dir ist das Geheimnis, das dich übersteigt. So versuche, die nostalgische Sehnsucht nach der Heimat von früher in dein Herz zu lenken und dir vorzustellen, dass Gott in dir wohnt und dass du bei dem Gott, der in dir ist, jetzt daheim sein kannst.
     
    Wenn du still dasitzt und in dich hineinhorchst, gehe immer tiefer auf den Grund deiner Seele. Zunächst wirst du auf deine Sorgen und Ängste stoßen, dann auf Ärger und Enttäuschung oder auf andere Gefühle. Gehe durch all diese Gefühle hindurch, gehe auch durch die Verletzungen, die vielleicht auftauchen, hindurch. Geh durch den Schmerz der Trauer hindurch, dass dein Leben so gelaufen ist, wie es lief; dass du jetzt so bist, wie du bist und nicht der ideale und perfekte Mensch, vondem du einmal geträumt hast. Gehe immer tiefer in deinen eigenen Grund, in das, was der Mystiker Johannes Tauler »Seelengrund« genannt hat. Stelle dir vor, dass dort im Grund deiner Seele Gott wohnt. Und dort, wo Gott in dir wohnt, ist Friede, Freiheit, Liebe, Geborgenheit, Weite. Da ist das, was du mit Heimat verbindest. Genieße es, mitten im Unbehaustsein dieser Welt in Gott daheim zu sein. Diese Heimat kann dir niemand rauben, weder eine Enttäuschung noch eine Krankheit noch der Verlust lieber Menschen. Diese Heimat wird dir auch der Tod nicht rauben. Die Herberge, in der wir uns hier geborgen fühlen, wird im Tod verwandelt in eine ewige Wohnung. So besingt es ein liturgisches Gebet für die Verstorbenen: »Wenn die Herberge der irdischen Pilgerschaft zerfällt, ist uns im Himmel eine ewige Wohnung bereitet.«

Der Mensch zwischen Heimat und Heimatlosigkeit

Schluss
    D ie

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