Wo ich zu Hause bin
seinem Tempel, in einer bestimmten Kirche, in der du wunderbare Gottesdienste gefeiert hast, hervorlocken. Trau dieser Sehnsucht! In der Sehnsucht nach Heimat ist schon Heimat.
Heimat bei sich selbst
Eine geistliche Heimat haben
D er evangelische Theologe Hartmut Kreß betont in seinem Artikel über Heimat, dass der religiösen Beheimatung des Menschen in Zukunft eine neue Bedeutung zukommen wird. Viele Menschen suchen in den christlichen Kirchen Beheimatung. Schon Anfang des 19. Jahrhunderts hat der romantische Philosoph und protestantische Theologe Friedrich Schleiermacher die Suche nach Religion mit der Suche des Menschen nach seiner Heimat in Beziehung gebracht. Heute suchen die Menschen überall religiöse Beheimatung, in esoterischen Zirkeln, in neuen religiösen Bewegungen. Die traditionellen Kirchen, vor allem die Volkskirchen, können dies dagegen für immer weniger Menschen bieten. Gerade deshalb ist es die Aufgabe der christlichen Kirchen, auf die Sehnsucht nach religiöser Beheimatung zu antworten.
Was lässt einen katholischen oder einen evangelischen Christen in seiner Kirche Heimat finden? Jeder Christ verbindet religiöse Heimat mit anderen Assoziationen und Sehnsüchten.
Für viele waren in ihrer Kindheit Heimat und Kirche eng verbunden. Die Kirche war das Zentrum des Dorfes, in dem sie aufgewachsen sind. Im gemeinsamen Kirchgang und in den vielen Ritualen und Festen, die man miteinander feierte, entstand eine tiefe Gemeinschaft. Diese Gemeinschaft war getragen von Gott. Das Numinose, das man dabei erlebte, verband die Menschen auf einer tieferen Ebene als die Gefühle. Es war das Gefühl, dass man gemeinsam von Gott getragen war, dass man gemeinsam auf Gott schaute, der demLeben der Gemeinschaft einen Sinn gab. Die Kirche mit ihren vertrauten Ritualen schuf ein eigenartiges Gefühl von Heimat. Es war die Beheimatung in etwas Vertrautem, das zugleich dem Zugriff des Einzelnen entzogen war. Es war die Ahnung, dass das Geheimnis Gottes den Menschen Heimat schenkte, dass das Leben getragen war von Gottes guter Hand.
In Gesprächen mit katholischen Priestern und evangelischen Pastoren frage ich immer nach der Berufungsgeschichte. Wie kamen sie auf die Idee, Priester oder Pastor beziehungsweise Pastorin zu werden? Viele erzählen, dass sie von Kindheit an die Kirche als Heimat erlebt haben. Sie waren als Kinder Ministranten und dann als Jugendliche Gruppenleiter. Sie spielten im Posaunenchor und machten bei den Zeltlagern mit. Sie waren so in der Kirche beheimatet, dass in ihnen der Wunsch immer stärker wurde, sich auch in dieser Kirche und für die Menschen zu engagieren. Heute sind es oft ganz andere Gründe, warum Männer oder Frauen den geistlichen Beruf für sich wählen. Doch früher war die Beheimatung in der Kirche ein Hauptgrund.
Heute beklagen sich viele Menschen, dass sie sich in der Kirche nicht mehr beheimatet fühlen. In der katholischen Kirche gibt es diejenigen, die dem alten Ritus nachtrauern, den lateinischen Stufengebeten, die man als Ministrant auswendig lernen musste, obwohl man kaum Latein verstand. In der evangelischen Kirche trauern viele den vertrauten Gottesdiensten und Chorälen nach. Man verbindet Kirche mit der Vergangenheit und sehnt sich danach, sich einfach wie früher von ihr getragenzu fühlen. Das sind die konservativen Christen, die sich nicht mehr in der Kirche von heute beheimatet fühlen, weil diese viele ihrer alten Riten über Bord geworfen hat. Die Kirche ist ihnen zu modern geworden, manchmal auch zu kalt. Sie verbinden mit Kirche das, was sie gewohnt waren. Auch wenn das, was sie als Kind in der Kirche erlebt haben, nicht immer nur positiv war, haben sie es doch oft verklärt. Sie sehnen sich nach dem Gefühl von Heimat und Geborgenheit, das die alte Form der Gottesdienste in ihnen hervorrief. So begrüßte mich bei einer Talkshow der frühere Manager von Bayer Leverkusen, Reiner Calmud, mit den Worten des lateinischen Stufengebetes, das er als Ministrant auswendig aufsagen musste: » Introibo ad altare Dei. Ad Deum, qui laetificat juventutem meam. – Zum Altare Gottes will ich treten. Zu Gott, der mich erfreut von Jugend auf.« Offensichtlich erinnerten ihn diese Worte an seine Ministrantenzeit, die er im Nachhinein verklärte als Zeit, in der er noch fromm war und sich noch in der Kirche beheimatet fühlte.
Dann gibt es viele Christen, die ihre Heimat in der Kirche verloren haben, weil diese ihnen fremd geworden ist. Sie haben das Gefühl, dass das,
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