Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wo immer Du bist, Darling

Wo immer Du bist, Darling

Titel: Wo immer Du bist, Darling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Stefanie Hoell
Vom Netzwerk:
»Sie ist von Ramon. Er hat sie mir in der Nacht vor unserer Rückkehr nach Mariposa geschenkt.« Liebevoll strichen ihre Finger über die Schnitzerei und Carolin spürte, dass sie das sehr oft tat. »Seit wir getrennt wurden, schöpfe ich irgendwie Kraft aus der Figur.«
    Carolin setzte sich neben sie. »Wir werden morgen den Mann dazu bringen, dass er für Ramon aussagt. Davon bin ich fest überzeugt. Aber du darfst nicht vergessen, dass wir hier pokern. Wir haben im Grunde keine Ahnung, ob und wie sich diese Geschichte auf Ramons Strafmaß auswirken wird. Nach dem, was ich recherchiert habe, wird er schätzungsweise für sieben bis zehn Jahre ins Gefängnis müssen. In der Zeit wird viel passieren. Er wird sich verändern, du wirst dich verändern. Ich möchte nur, dass du dir das vor Augen führst.«
    Anja schloss die Finger um die Figur. »Ich weiß, Caro. Das ist mir durchaus klar. Aber an meinen Gefühlen für Ramon wird sich nichts ändern. Alles, was ich mit ihm erlebt habe, war so unglaublich nahe, so unverfälscht in jeder Hinsicht. Die Zeit mit Richard fühlt sich dagegen vollkommen bedeutungslos und oberflächlich an.«
    »Eigentlich dürfte mich das nicht wundern. Du gehörst nicht zu den Menschen, die ihr Herz leichtfertig verschenken. Und wenn sie es einmal getan haben, dann meist für immer, habe ich recht?«
    Anja nickte unter Tränen und sank gegen Carolin, als diese ihre Arme um sie legte.
     
     
    Pennsylvania, Mansfield, 14.10.2007, 9:56 Uhr
     
    Hinter den Gardinen regte sich keine Menschenseele. Genauso wenig wurde die Tür geöffnet. Anja warf Carolin einen verzweifelten Blick zu, klingelte aber nochmals.
    Thaddeus Bakers Haus wirkte vernachlässigt, schien aber eindeutig dauerhaft bewohnt zu sein. Auf der kleinen Veranda, die die Vorderfront zierte, befanden sich Pflanzentöpfe und ein wackliger Gartentisch. Die vertrockneten Blumen in den Töpfen boten einen tristen Eindruck, standen aber perfekt aufgereiht auf dem Geländer, fast so, als hätte der Besitzer es nicht übers Herz gebracht, sie wegzuwerfen.
    Bitter enttäuscht gestand sich Anja ein, dass niemand öffnen würde. »Er ist nicht zu Hause.«
    »Wir versuchen es später noch einmal. Lass uns gehen.«
    Sie waren schon fast die Stufen zum Hof wieder hinabgegangen, da ließ ein Geräusch aus dem Haus sie innehalten.
    Anja hielt die Luft an, als sich die abgeblätterte Eingangstür einen Spaltbreit öffnete und ein Mann zu ihnen heraussah. Sie rannte die Stufen wieder hinauf und ging ihm entgegen. »Mr. Baker?«
    Der Mann öffnete das Fliegengitter und trat aus dem Haus. »Jawohl, das bin ich.«
    Anja erschrak bei dem abgehärmten Anblick des Mannes. Sie wusste, dass er neunundvierzig Jahre alt war, sein Aussehen hingegen ließ ihn wie Ende sechzig erscheinen. Sie rang die Hände. Wie begann man ein derart brisantes Gespräch, ohne gleich wieder vor einer geschlossenen Tür zu stehen?
    Mittlerweile war Carolin neben sie getreten.
    »Mr. Baker«, setzte Anja an. »Ich … wir sind … Dürfen wir vielleicht kurz hereinkommen?«
    Der ehemalige Lagerverwalter sah sie verwirrt an, bat sie dann aber höflich ins Haus.
    Anja tauschte mit Carolin einen gespannten Blick, während sie ihm in das Innere seiner Wohnung folgten. Obwohl es draußen sonnig war, herrschte im Haus dämmriges Zwielicht. Die Einrichtung vermittelte einen genauso traurigen und abgelebten Eindruck wie der Hausherr.
    Das Holz der Möbel sah stumpf aus, die Anordnung wirkte lieblos und nachlässig zusammengestellt. Eine feine Staubschicht bedeckte alles. Mit Ausnahme der getragenen Kleider, die über einem Sessel hingen, vermittelte nichts den Eindruck eines bewohnten Raumes. Über das alte Fernsehgerät flackerte ein Nachrichtenkanal, der Ton war jedoch so leise gestellt, dass es augenscheinlich nur als Hintergrundgeräusch diente.
    Baker bot ihnen Sitzplätze auf dem zerschlissenen Sofa an. »Sie müssen entschuldigen«, sagte er mit Blick auf sein desolates Umfeld. Ein schmerzlicher Ausdruck huschte über sein Gesicht. »Meine Frau ist bereits gestorben. Seitdem lebe ich allein.«
    Anja sah ihn mitfühlend an. »Das tut mir leid.«
    Er nahm ihr gegenüber auf einem Stuhl Platz. »Sie ist vor drei Jahren an Brustkrebs gestorben.«
    Anja und Carolin schwiegen betroffen.
    »Darf ich fragen, was Sie zu mir führt?«
    »Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll«, sagte Anja, doch dann setzte sie rasch nach. »Mr. Baker, waren Sie früher auf Kuba stationiert?«
    Er sah sie

Weitere Kostenlose Bücher