Wo immer Du bist, Darling
sie auf die vorherige Seite. »Dummerweise kann ich rein gar nichts über seinen Wohnort finden. Mist, das lässt sich bestimmt nicht ermitteln, weil er ehemaliger Soldat ist.«
Sie versuchten es noch mit dem Namen »Warren Lacey«. Leider kamen sie zum gleichen Ergebnis. Mit dem einzigen Unterschied, dass Lacey anscheinend noch aktiv in der Armee tätig war.
»Und was jetzt?« Anja versuchte, sich nicht allzu niedergeschlagen zu fühlen. Obwohl sie einiges herausgefunden hatten, kamen sie damit doch noch kein Stück voran.
»Jetzt?«, wiederholte Carolin und zog bedeutungsvoll die Augenbrauen in die Höhe. »Jetzt kommt mein spezieller Freund Oliver Neumeier ins Spiel.«
Anja sah sie verwirrt an. »Neumeier? Ist das nicht der Mann vom Auswärtigen Amt?«
»Genau der«, bestätigte Carolin und etwas in ihrem Gesicht ließ Anja trotz ihrer trüben Stimmung aufmerken.
»Er hat Zugang zu Daten, das glaubst du gar nicht«, orakelte Carolin und lächelte noch breiter.
»Denkst du, er wird uns helfen?«
Carolin zuckte mit den Schultern. »Wenn ich ihm sage, dass ich die Sache andernfalls an die große Glocke hänge, bestimmt.« Carolin lehnte sich zurück und griff nach dem Zimmertelefon. Nach kurzem Gespräch legte sie wieder auf. »Er kommt.«
*
»Ihr wollt was machen?« Oliver blickte entgeistert von einer Frau zur anderen. Einen Moment lang hoffte er, sich verhört zu haben, doch ein Blick in Carolins Miene belehrte ihn eines Besseren.
»Wir werden den Täter von damals vor Gericht bringen«, wiederholte sie geduldig.
»Und dafür brauchen wir den Aufenthaltsort des einzigen Zeugen, der Ramons Aussage bestätigen kann«, fügte Anja erklärend hinzu.
»Du kennst doch bestimmt die entsprechenden Leute, die uns diese Informationen zukommen lassen können«, sagte Carolin. »Ich weiß, wie das läuft. Schließlich ist das nicht das erste Mal, dass ich mit diesem Thema zu tun habe.«
Das glaubte Oliver ihr aufs Wort. Tief atmend ließ er sich ihr gegenüber auf einen Stuhl fallen. »Keine Regierung sieht es gern, wenn herauskommt, dass sich ihre Soldaten im Ausland nicht ordnungsgemäß verhalten haben«, gab er zu bedenken und sah zu Anja.
Carolin sprang ungestüm auf die Füße. »Aber verstehst du denn nicht? Wenn wir die Sache aufrollen, haben wir ein Druckmittel. Entweder sie lassen Ramon nach kurzer Haft frei oder wir bringen die Sache groß in die Medien. So läuft das doch ständig. Solche Deals werden jeden Tag gemacht.«
»Ihr seid ja völlig übergeschnappt!« Oliver schnellte ebenfalls auf. Seit sie in die USA geflogen waren, hatte er den Wunsch bekämpft, Carolin zu berühren. Im Moment ritt ihn der Drang, sie anzufassen, besonders stark – allerdings, um sie erst einmal kräftig zu schütteln. »Wenn ihr auf dieser Schiene fahrt, könnt ihr es vergessen, jemals wieder ein Fuß in dieses Land setzen zu wollen.«
Carolin warf einen Blick in Anjas Richtung, die bestätigend nickte. »Das ist uns herzlich egal, Oliver. Mein Arbeitsgebiet ist sowieso Afrika und ich glaube nicht, dass Anja noch einmal hier Urlaub machen will.«
Anja trat neben Carolin. »Oliver, ich denke, dass wir mit der Geschichte Ramon helfen können. Bitte sagen Sie nicht Nein.«
Oliver spürte, wie langsam der Boden unter seinen Füßen bröckelte. Unruhig begann er, vor den Frauen auf und ab zu gehen. Immer wieder schüttelte er den Kopf, blieb stehen, nahm dann seine Wanderung wieder auf.
*
Anja verfolgte gespannt jede noch so kleine Regung in Olivers Miene. Alles hing jetzt von ihm ab.
Einige Minuten lang sagte keiner ein Wort.
Schließlich gab er sich geschlagen. »In Ordnung, ich kümmere mich drum. Aber …«, er fixierte erst Carolin, dann sie mit strengem Blick. »Haltet die Botschaft und das Auswärtige Amt aus der Sache raus, verstanden?«
Anja nickte unendlich erleichtert. »Versprochen.«
»Wir werden unsere Quelle nicht nennen«, sagte Carolin.
»Auch dann nicht, wenn die ganze Sache nichts bringt außer Ärger? Wovon ich persönlich – nur so ganz nebenbei – mal ausgehe«, bohrte er nach.
Kollektives Nicken folgte.
Oliver zog sich den Stuhl wieder heran. »Gut. Sagt mir, was ihr braucht.« Sie unterhielten sich ausführlich über die weitere Vorgehensweise, dann verabschiedete sich Oliver.
Als Anja wieder mit Carolin allein war, machte sie ihren Bedenken Luft. »Was passiert, wenn sich Thaddeus Baker nicht bereit erklärt, Ramons Geschichte zu bestätigen? Schließlich hat er
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