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Wo immer Du bist, Darling

Wo immer Du bist, Darling

Titel: Wo immer Du bist, Darling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Stefanie Hoell
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Flüstern ab. »Ich muss sofort zu ihm, Oliver. Sofort. Und wenn ich die ganze Stadt zusammenschreie. Aber ich muss jetzt zu ihm.«
    Oliver sah unsicher von ihr zu Carolin. »Das geht nicht, Anja. Es tut mir leid.« Mitfühlend fasste er nach ihrem Arm.
    »Nein.« Sie riss sich los. »Ich will zu ihm. Sofort!« Plötzlich schlug die Hoffnungslosigkeit mit voller Wucht in ihr Herz ein. Panik und Angst ballten sich zu einem Eisklumpen in ihrem Inneren zusammen, ließen sie schier ersticken. So würde es von nun an sein, wurde ihr plötzlich glasklar bewusst. Ramon würde unerreichbar für sie sein. Jetzt, in den nächsten Jahren, vielleicht für immer. Egal, welche furchtbaren Dinge passierten, egal, was sich ereignete, sie konnte es nicht mit ihm besprechen, nicht mit ihm gemeinsam durchstehen, nicht mit ihm teilen. Nichts.
    Als Oliver wieder nach ihr greifen wollte, begann sie voller Verzweiflung um sich zu schlagen. »Nein, lass mich los. Lass mich sofort los!«
     
    *
     
    »Anja, nicht. Bitte.« Oliver hatte selbst mit Carolins Hilfe alle Hände voll zu tun, sie ins Motelzimmer zu bugsieren. Sie weinte und strampelte, ließ sich nicht beschwichtigen.
    Sobald sie die Tür hinter sich geschlossen hatten, packte Carolin Anja an den Schultern und presste sie mit einer Kraft an sich, dass es aussah, als wollte sie ihre Freundin zerdrücken. »Er hat gewusst, dass das passieren kann, Anja. Ramon hat bestimmt damit gerechnet. Niemand trägt die Schuld daran, dass sich sein Bruder der Verhaftung widersetzt hat.«
    »Das wird ihn entsetzlich treffen, Caro. Ich kenne ihn. Ich muss zu Ramon. Bitte.«
    Oliver tat Anjas Anblick in der Seele weh. Trotzdem schüttelte er den Kopf. »Das geht wirklich nicht. Ramon wurde heute Mittag nach Washington geflogen. Er wird vermutlich erst kurz vor seiner Verhandlung hierher zurückkehren, falls er nicht sowieso direkt nach Modesto gebracht wird.« So sehr er es bedauerte, aber in diesem Fall konnte er kein bisschen helfen.
    Carolin führte Anja zum Bett und blickte ihn über Anjas Schulter verständig an. Sie legte sich mit ihrer Freundin hin und schmiegte das Gesicht gegen ihren Scheitel. In dieser Haltung wiegte sie Anja, bis diese völlig erschöpft eingeschlafen war. Als sie anschließend langsam zur Bettkante rutschte, setzte sich Oliver neben sie. Er sah ihr in die Augen und dieses Mal wich sie seinem Blick nicht so rigoros aus wie an jenem Tag, als sie mit einem einzigen Kuss seine gesamte Welt auf den Kopf gestellt hatte. Er streckte die Hände nach ihr, berührte ihren Rücken und lenkte sie sanft in seine Richtung. Carolin gab ihm nach und ließ sich müde gegen ihn sinken. Den Kopf an seine Brust gelegt, hielt sie sich an ihm fest. Oliver atmete tief durch und umfasste ihren Hinterkopf, froh, dass sie ohne zu zögern bei ihm Trost suchte. Es schien, als hätte sein tapferer Rotschopf inzwischen ebenfalls erkannt, dass etwas Bedeutendes zwischen ihnen entstanden war. Etwas, das sich nicht länger verleugnen ließ. Etwas, das dieser Kuss ein für alle Mal offenbart hatte – egal, wie spontan er zustande gekommen sein mochte. Oliver streifte sacht mit den Lippen ihre Haare. Sobald sie beide und Anja den Albtraum um Ramons Verhandlung überstanden hatten, würde er Carolin zur Seite nehmen und ebenfalls ein paar Verhandlungen führen – ihre Beziehung betreffend. Er konnte nur hoffen, dass sie sich dagegen nicht ebenso erbittert wehren würde wie Anja eben.
     
    *
     
    Die nächsten Tage bedeuteten nicht nur für Anja eine einzige Zitterpartie, sondern auch für Carolin. Weil die Verhandlung wegen des Mordes an Ramons Mutter unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand, konnte ihnen nicht einmal Oliver Auskunft geben.
    Anjas Nerven lagen blank und Carolin konnte förmlich mit Händen greifen, dass es nur noch eine Frage der Zeit war, bis die nervenzermürbende Anspannung ihre letzten Kraftreserven verbrannt hatte. Ohne Zweifel hielt sie allein der Wunsch, in der Verhandlung für Ramon auszusagen, noch auf den Beinen. Carolin konnte zwar nicht beeinflussen, wie der Prozess ablaufen würde, aber eines stand für sie bereits jetzt fest: Wenn Oliver und sie es nicht schafften, Anja bis Mitte November aufzupäppeln, würde sich diese am Verhandlungstag statt im Gerichtssaal in einem Krankenhaus wiederfinden. Das durfte keinesfalls geschehen.
    Offenbar hing diese Befürchtung auch über Anja wie ein Damoklesschwert, denn sie zwang sich mit eiserner Disziplin zum Essen. Trotzdem

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