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Wo immer Du bist, Darling

Wo immer Du bist, Darling

Titel: Wo immer Du bist, Darling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Stefanie Hoell
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etwas Wildes in sich erwachen. Seine geliebte Querida war hier. Zum ersten Mal seit Wochen, nur wenige Meter von ihm entfernt . Das Wilde in ihm rebellierte, wollte die Kontrolle übernehmen und es kostete ihn extrem viel Beherrschung, nicht über die Brüstung zu hechten und Anja in die Arme zu reißen.
    Gierig nahm er ihren Anblick in sich auf. Sie sah blass und müde aus, aber sie war hier. Wäre nicht die freundliche Mexikanerin gewesen, die ihm die Nachricht von ihr überbracht hatte, er wäre verrückt geworden. Ihr Gesichtsausdruck, die Sehnsucht und Liebe darin brachte seine Muskeln, seinen ganzen Organismus zum Kribbeln, als wären all seine Sinne längst bei ihr. Wie er es noch länger ertragen sollte, sie nicht mehr bei sich zu haben, wusste nur Gott allein. Er liebte sie. Egal, ob Stunden, Monate oder Jahre vergingen, daran würde sich nichts ändern.
    Die Ankündigung des Gerichtsdieners riss ihn aus seinen Gedanken. Das Verfahren wurde aufgerufen und die Belehrung der Zeugen begann. Sobald diese abgeschlossen war, musste Anja den Gerichtssaal verlassen. Er spürte, wie sich seine Muskeln bei jedem Schritt, den sie sich wieder von ihm entfernte, verkrampften.
     
    *
     
    Anja verließ stocksteif den Gerichtssaal. Mit zusammengepressten Lippen versuchte sie, nicht daran zu denken, dass darin in den nächsten Minuten die Anklageschrift verlesen wurde. Wortlos nahm Carolin sie auf dem Gang in die Arme. Sie ließen einander nicht los, bis sich die Tür öffnete und der Gerichtsdiener Anja wieder hereinbat.
    Als sie in den Zeugenstand trat, gehorchten ihr fast die Beine nicht mehr. Während sie Platz nahm, kehrte ihr Blick zu Ramon zurück und sie spürte bis in die letzte Faser, dass er alles dafür gegeben hätte, ihr in diesem Moment beistehen zu können. Mit klopfendem Herzen schwor sie, die reine Wahrheit zu sprechen und drehte sich zum Staatsanwalt. »Miss Zimmermann«, begann der Mann die Vernehmung. »Bitte schildern Sie uns, was sich am 30.08.2007 gegen zehn Uhr in Mr. Kellermanns Drugstore zugetragen hat.«
    »Ich habe den Store aufgesucht, um mir Shampoo zu kaufen.« Ihr Blick schweifte kurz zu Ramon. »Mr. Peréz und sein Bruder Santos haben den Laden einige Minuten nach mir betreten. Als ich an Santos Peréz vorbeigegangen bin, hat er meinen Arm gepackt, mir ein Messer an die Kehle gehalten und Mr. Kellerman aufgefordert, das Geld aus der Kasse zu nehmen. Anschließend hat er mich gezwungen, mit ihm den Store zu verlassen und in den Fluchtwagen zu steigen.«
    »Hat der Angeklagte Sie ebenfalls bedroht?«
    Anja schüttelte den Kopf. »Nein, das hat er zu keiner Zeit getan. Ich hatte vielmehr den Eindruck, dass meine Geiselnahme die alleinige Idee von Santos Peréz gewesen ist.«
    »Was veranlasste Sie zu dieser Annahme?«
    »Während der Fahrt im Wagen gab es eine Diskussion zwischen Mr. Peréz und seinem Bruder, die meinem Verständnis nach die Geiselnahme betraf. Santos Peréz war derjenige, der mich am Waldrand gefesselt und auf ein Pferd gesetzt hat.« Mit ruhigen Worten schilderte sie den weiteren Verlauf der Entführung und schließlich ihre Flucht mit Ramon. Immer wieder betonte sie, dass sie ohne ihn nicht überlebt hätte, dass sein einziges Ziel gewesen sei, sie unversehrt nach Mariposa zurückzubringen.
    Es kam ihr wie Jahre vor, bis sie die Befragung endlich hinter sich gebracht hatte. Noch wackliger als zuvor ging sie zu der Bank, auf der Oliver noch saß, und nahm neben ihm Platz. Einzig die Hoffnung, dass ihre Aussage Ramon nutzen würde und dass sie ihn nach der Verhandlung noch einige Momente lang sprechen konnte, hielt sie vom totalen Zusammenbruch fern.
    Mr. Kellermann betrat als Nächster den Zeugenstand.
    Atemlos verfolgte Anja, was der Ladenbesitzer über den Überfall berichtete. Viel war es nicht, aber es wurde trotzdem deutlich, dass er vor den Brüdern eine Heidenangst gehabt hatte. Anja konnte gut verstehen, warum. Ihr war es ähnlich ergangen, bevor sie Ramon näher kennengelernt hatte.
    Als Letzter wurde Ramon aufgerufen.
    Ruhig und sicher beantwortete er die Fragen des Staatsanwalts und des Richters. Er wich weder aus noch beschönigte er seine Taten. Während er von Anja sprach, wurde sein hartes Gesicht weicher. Auch er erwähnte keine intimen Details, aber es musste trotzdem allen Anwesenden dämmern, wie sehr er unter der Trennung litt.
    Anja sog den samtigen Klang seiner Stimme in sich auf, prägte sich noch einmal jedes Detail seiner geliebten Gestalt ein.

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