Wo immer Du bist, Darling
aus.
Carolin schüttelte lächelnd den Kopf. »Hast du dich in den letzten Wochen eigentlich mal im Spiegel betrachtet? Du siehst fantastisch aus.« Sie hob die Hand, als Anja sofort widersprechen wollte. »Ich meine damit nicht nur dein Äußeres. Deine gesamte Ausstrahlung hat sich verändert, seit du Ramon getroffen hast. Du wirkst wie eine Blume, die endlich erblüht ist, um es mal poetisch zu formulieren. Viel weiblicher und selbstbewusster als früher.«
Anja konnte sie einen Moment lang nur sprachlos anstarren, doch dann fiel ihr wieder ein, dass ihr selbst etwas Ähnliches am Tag ihrer Rückkehr nach Mariposa durch den Kopf gegangen war.
Sie dachte an Ramon, daran, wie sie sich gleich am ersten Abend ihrer Flucht an ihn gelehnt hatte. Wie sie ihn stetig berührt und schließlich mit ihm geschlafen hatte. Die Begegnung mit ihm hatte sie verändert. Unbestreitbar. Von Anfang an. Warum sonst war sie mit einem wildfremden Mann in die Wildnis geflohen und mit der Liebe ihres Lebens zurückgekehrt? Nachdenklich stellte sie die Tasse ins Regal zurück und machte sich auf den Weg zu Marlenes Praxis. Während sie durch die frische Januarluft ging, verfestigte sich ihre innere Gewissheit, dass es egal war, wie viel Zeit vergehen würde. Ihre Zurückhaltung anderen Männern gegenüber würde bestehen bleiben, selbst wenn die Trennung von Ramon für den Rest ihres Lebens andauerte.
Der Grund dieser Zurückhaltung fand sich in ihrem Herzen. Es gehörte Ramon. Für immer. Deshalb hatte sie damals auch zu ihm gesagt, sie würde auf ihn warten.
Sie betrat Marlenes Praxis und setzte sich auf die Bank neben der Tür. Was sie beide verband, ließ sich von niemandem ersetzen. Lieber würde sie bis an ihr Lebensende allein bleiben, als sich mit einem Partner zufriedenzugeben, der nicht Ramon Peréz hieß, mit Bären kämpfte und Kubaner war.
Marlene erschien im Türrahmen und rief sie in das Behandlungszimmer. Gewissenhaft kontrollierte die Ärztin, ob sich das Baby gesund entwickelte, dann fragte sie Anja nach Ramons Antwort auf ihre Briefe. Die liebevolle Art, mit der sie sie anschließend in die Arme nahm, verdeutlichte Anja einmal mehr, dass Marlene zu einer Art Ersatzmutter für sie geworden war.
Als sie wieder zu Hause eintraf, lag ein Zettel auf dem Tisch. Carolin hatte einen Anruf von der Redaktion erhalten und war früher als üblich aufgebrochen.
Anja pflanzte sich aufs Sofa und gönnte sich das vorhin verschobene Glas heiße Milch. Neugierig griff sie nach dem Buch mit den Strickanleitungen für Babysachen. Sie hatte in ihrem Leben noch nie gestrickt, aber das hieß ja nicht, dass sie es nie lernen würde. Ihr Blick streifte die auf dem Tisch liegende Mitnahmekarte eines Pizzaservices. Offenbar hatte Carolin sie am Morgen dem Briefkasten entnommen. Anja überlegte nur einen Augenblick, dann blätterte sie darin. Es war Samstagmittag. Sie hatte keine Lust, zu kochen und bekam langsam Hunger. Warum eigentlich nicht?
Als sie bestellt hatte, setzte sie sich im Schneidersitz aufs Sofa und studierte die ersten Schritte zum Umgang mit den Stricknadeln. Zwanzig Minuten später klingelte es. Verwundert, wie schnell der Pizzaservice lieferte, öffnete sie die Tür.
Das Lächeln gefror ihr im Gesicht, als sie bemerkte, dass nicht nur ihr Pizzabote vor der Tür stand, sondern auch Richard. Er unterhielt sich flapsig mit dem Teenager, bezahlte die Pizza und trat wie selbstverständlich mit der Schachtel in ihre Wohnung.
Frustriert schloss sie die Tür. Eines musste man ihrem Exverlobten lassen, er besaß ein Händchen für den richtigen Moment. Angestrengt überlegte sie, wie sie den unliebsamen Gast am effektivsten wieder loswurde. Richard schlenderte derweil ohne Eile zum Sofa und warf die Jacke über die Lehne.
Ihr Blick glitt beunruhigt zu ihrem auf dem Tisch liegenden Buch. Zum Glück hatte sie es mit der Rückseite nach oben zugeklappt, sodass man nicht sofort erkennen konnte, worum es sich dabei handelte.
Richard legte die Schachtel ab, hob den Deckel an und ließ sich aufs Sofa fallen, als wäre die Wohnung sein Zuhause und nicht ihres. Diese unverschämte Arroganz ärgerte sie maßlos. Wütend folgte sie ihm. Was bildete sich der Typ eigentlich ein? Dass sie kommentarlos zuließ, dass er sich wieder in ihr Leben drängte?
Sie wollte gerade den Mund aufklappen und ihn gehörig zurechtstutzen, da fasste er nach ihrer Hand.
»Na, freust du dich, mich zu sehen?«
Angeekelt riss sie den Arm zurück. »Nein,
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