Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wo immer Du bist, Darling

Wo immer Du bist, Darling

Titel: Wo immer Du bist, Darling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Stefanie Hoell
Vom Netzwerk:
nichts nach. Er benahm sich genauso rücksichtslos, genauso niederträchtig. Schwer atmend versuchte sie, ihn mit beiden Händen von sich zu stoßen. Der Schreck und die Fassungslosigkeit verliehen ihr ungeahnte Kräfte. Nach dem zweiten Versuch hatte sie Erfolg.
    Richard taumelte rückwärts, fing sich mit der Hand am Regal ab und fegte einen Stapel CDs zu Boden.
    Anja sackte schwer atmend mit dem Rücken gegen den Schrank. Besorgt betastete sie die leichte Rundung ihres Bauches. Wenn dieser Mistkerl Ramons Kind geschadet hatte …
    Ihr Exverlobter starrte sie an, offenbar selbst fassungslos, dass er dermaßen die Kontrolle verloren hatte. Sein Blick rutschte an ihr hinab, blieb an ihrem Unterleib hängen.
    Sie zog schnell ihre Hand zurück, aber die Bewegung hatte sie längst verraten. An der Geschwindigkeit, mit der sein Kinn abwärts klappte, erkannte sie, dass er bereits eins und eins zusammengezählt hatte und auf drei gekommen war. Er räusperte sich, kam jedoch nicht mehr dazu, etwas zu sagen.
    »Was ist denn hier los?«
    Anja drehte sich gemeinsam mit Richard zur Tür. Unendlich erleichtert entdeckte sie Carolin, beide Hände in die Hüften gestützt, einen plakativen Senffleck auf der hellblauen Bluse.
    Richard klappte den Mund zu und ging erstaunlich schnell auf Abstand. »Ich wollte mich gerade verabschieden.« Flinker als ein Wiesel schob er Carolin beiseite und eilte zur Haustür. Einige Sekunden später fiel sie krachend ins Schloss.
    »Was ist passiert?«
    Anjas Schultern sackten herab. »Er hat herausgefunden, dass ich von Ramon schwanger bin.«
    »Scheiße, ausgerechnet dieser Fiesling.«
    »Das kann man wohl sagen. Er wird es im ganzen Krankenhaus herumerzählen.« Sie setzte sich langsam aufs Bett. »Früher oder später wäre es sowieso herausgekommen. Ich hatte nur gehofft, dass ich noch etwas mehr Zeit hätte, mich darauf vorzubereiten, verstehst du?«
    »Was wollte er überhaupt hier?« Carolin nahm neben ihr Platz .
    Anja sah mit freudlosem Lächeln zu ihrer Freundin. »Er war der Meinung, wir sollten unsere Beziehung wieder auffrischen. Ich bin wirklich froh, dass du aufgetaucht bist, Caro. Das kannst du mir glauben.«
    Bei ihren Worten schien Carolin erst richtig zu begreifen, was die auf dem Boden verstreuten CDs zu bedeuten hatten. »Was hat das Schwein dir angetan?« Ein Blick in Anjas Gesicht ließ sie erst recht zu Höchstform auflaufen. »Hat er dich belästigt? Falls ja, musst du ihn wegen sexueller Nötigung anzeigen. Damit darf der Scheißkerl nicht durchkommen.«
    »Nein.« Sie fühlte sich bei so viel Einsatz gleich besser. »Ich will die Sache nicht unnötig aufbauschen. Am wichtigsten ist mir, dass er sich von mir fernhält und das wird er nach dem heutigen Vorfall bestimmt tun.« Seufzend wischte sie sich die Haare aus dem Gesicht.
    »Ist wirklich alles in Ordnung?«, hakte Carolin noch einmal nach.
    Als Anja erneut nickte, gingen sie zusammen ins Bad. Während Carolin ziemlich ergebnislos an dem Fleck auf ihrer Bluse herumrieb, dachte Anja über die bevorstehende Tortur an ihrem Arbeitsplatz nach. Hoffentlich würde es nicht so schlimm werden.
     
     
    Deutschland, Heidelberg, 22.01.2008, 14:30 Uhr
     
    Es wurde schlimm. Mit der Neugierde ihrer Kollegen hatte Anja gerechnet, nicht jedoch mit dem Aufgebot an Reportern, die sich auf sie stürzten, kaum dass sie die Autotür auf dem Krankenhausparkplatz öffnete.
    »Stimmt es, dass Sie von Ihrem Geiselnehmer schwanger sind?«
    »Wurden Sie vergewaltigt?«
    »Frau Zimmermann, werden Sie das Kind behalten?«
    »Sind Sie froh, dass der Mann im Gefängnis sitzt?«
    Immer lautere Fragen bombardierten sie wie scharfe Munition. Sie schüttelte abwehrend den Kopf und streckte die Hand als Schutz vor den Kameras aus. Im Zickzackkurs steuerte sie auf die Klinik zu.
    Als sie endlich die gesicherten Personaltüren durchquert hatte, lauerten bereits die Kollegen aus den anderen Stationen und setzten den nervenaufreibenden Fragenmarathon fort. Mit gesenktem Kopf ging sie weiter. Vor dem Umkleideraum entdeckte sie Richard. Er lehnte an der Wand, die Arme locker vor der Brust verschränkt und lächelte mit einer Häme, die vermutlich nur sie als solche erkannte.
    Anja blieb stehen, ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Hätte sie Ramons Gewehr bei sich gehabt, hätte sie Richard ohne den Anflug eines Bedauerns über den Haufen geschossen. Nie hatte sie einen hinterhältigeren Menschen getroffen, Santos und seine Schergen eingeschlossen.
    Weil

Weitere Kostenlose Bücher