Wo immer Du bist, Darling
ich frage sie schnell.« Sie drehte sich vom Hörer weg und wiederholte Olivers Angebot an Anja gewandt. Erkennbar genauso gerührt, wie sie es eben gewesen war, bedankte sich ihre Freundin, schüttelte aber den Kopf.
Carolin gab die Antwort an Oliver weiter.
»Okay, sie kann es sich ja noch mal überlegen«, schlug er vor, ganz der Diplomat. »Und, wann treffen wir beide uns am Sonntag?«
Sie lächelte. »Das fragst du noch? Natürlich so früh wie möglich.«
18.
Ein kleines Wunder
Deutschland, Heidelberg, 25.06.2008, 20:51 Uhr
A nja watschelte langsam ins Bad. Sie musste schon wieder auf die Toilette. Ihre Schwangerschaft war mittlerweile so weit fortgeschritten, dass Marlene ihr schon grünes Licht für die Geburt gegeben hatte.
Mit Rücksicht auf ihren Zustand hatten Carolin und Oliver beschlossen, sich nur noch in Heidelberg zu treffen. An diesem Abend steckten die beiden in Carolins Lieblingsbar. Lächelnd dachte Anja daran, wie innig sich das Paar vorhin zur Begrüßung geküsst hatte. Es war schön, ihre Freundin so glücklich zu sehen.
So sehr sie ihre Schwangerschaft auch genoss, allmählich hatte sie von den Einschränkungen, die damit einhergingen, genug. Manchmal bewegte sie sich wie ein betrunkener Pinguin. Allerdings hatte dieser Zustand auch einen unerwarteten Vorteil. Sie bekam ständig Hilfe angeboten, vor allem im Krankenhaus. Nachdem sich der allgemeine Tumult um das Bekanntwerden ihrer Schwangerschaft gelegt hatte, hatten ihre Kollegen mit Argusaugen darüber gewacht, dass sie nichts anhob, was das Gewicht eines Päckchens Mullbinden überstieg.
Obwohl sie sich immer lautstark über solche Maßnahmen beschwert hatte, war sie insgeheim gerührt, wie viel Rückhalt sie auf ihrer Station in den letzten Monaten erfahren hatte. Ganz im Gegensatz zu Richard. Er hatte mittlerweile in ein anderes Krankenhaus gewechselt und nichts mehr von sich hören lassen. Sie konnte nicht gerade behaupten, dass sie darüber traurig war. Nach ihrer Ansprache vor der Umkleide war er zwar auf Abstand geblieben, trotzdem fühlte sie sich erheblich wohler, seit er weggezogen war.
Ein leichtes Boxen gegen ihre Bauchdecke lenkte ihre Gedanken auf den kleinen Erdenbürger, der auf seinen großen Auftritt wartete.
Beruhigend strich sie mit der Hand über ihren gewölbten Leib. Nicht mehr lange und sie würde Ramons Sohn in den Armen halten können. Ob der kleine Mann den gleichen einfühlsamen und gelassenen Charakter besitzen würde wie sein Vater? Wohl eher nicht, stellte Anja schmerzvoll fest, als sie erneut unsanft getreten wurde. Ein merkwürdiges Ziehen ließ sie abrupt sämtliche Streicheleinheiten einstellen.
Sie atmete zischend ein, als sich der leichte Schmerz der letzten Tage plötzlich in eine ausgewachsene Wehe verwandelte. Kein Zweifel, ihr Körper bereitete sich auf die Geburt vor. Mühsam rappelte sie sich auf. Während sie in lächerlich geringer Höchstgeschwindigkeit das Telefon ansteuerte, überlegte sie fieberhaft, wen sie am besten für die Fahrt ins Krankenhaus anrufen sollte.
Die Antwort fiel zugunsten von Marlene und Wolfgang aus. Carolin und Oliver hatten zwar einen Golf-GTI zur Hand, was in diesem Fall durchaus praktisch wäre, befanden sich aber am anderen Ende der Stadt.
»Hallo Marlene, hier ist Anja«, meldete sie sich, als nach dem zweiten Klingeln abgehoben wurde.
»Na? Geht’s los?«, fragte die Ärztin fröhlich.
»Ich glaube schon.« Ihre Antwort ging in leichtes Ächzen über, weil bereits die nächste Wehe anrollte.
»Okay, bis gleich.«
Sie hörte noch, wie Marlene nach ihrem Mann rief, dann wurde die Verbindung unterbrochen.
Anja klappte der Mund auf, als das Ehepaar wenig später in Begleitung eines Krankenwagens vor ihrer Tür stand. »So schlimm ist es aber nicht, oder?«
Marlene zwinkerte ihr zu. »Der Sani ist ein guter Bekannter von uns. Ich dachte, darin fährt es sich komfortabler. Irgendwie hatte ich keine Lust auf rote Ampeln.« Automatisch schnappte sie sich Anjas gepackte Reisetasche, die seit einigen Tagen neben der Tür auf ihren Einsatz wartete.
Anja nickte dankbar und tippte noch in der Wohnung eine SMS an Carolin, damit Oliver und sie nicht in Panik ausbrachen, wenn sie nach ihrer Rückkehr niemanden mehr vorfanden.
Bereits auf der Fahrt ins Krankenhaus kontrollierte Marlene Anjas Blutdruck und stellte ihr allerlei Fragen.
Oliver und Carolin trafen knappe zwanzig Minuten nach ihnen ein. Nicht einmal der erfahrene Diplomat
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