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Wo immer Du bist, Darling

Wo immer Du bist, Darling

Titel: Wo immer Du bist, Darling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Stefanie Hoell
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ihre Liebe erringen zu wollen, Abstand genommen hatte. Er hatte zwar eine Weile an ihrer Zurückweisung geknabbert, dann aber wohl entschieden, sie lieber weiterhin nur als Freundin, statt ansonsten gar nicht mehr zu sehen.
    Mittlerweile ging sie wieder so unbefangen mit ihm um wie vor seiner überraschenden Eröffnung. Das war auch besser so, denn persönliche Diskrepanzen wären bei der engen Zusammenarbeit in der Organisation früher oder später zu einem Problem geworden. So aber klappte alles reibungslos und sie konnten ganz unbescheiden behaupten, dass ihre gemeinschaftliche Spendentätigkeit ein durchschlagender Erfolg war. Daher hatte Anja auch nachgegeben, als Petra darauf bestanden hatte, ihr für die neu übernommene Buchhaltung ein etwas höheres Gehalt zu bezahlen.
    Ganz ungelegen kam ihr das zusätzliche Geld nicht, weil sie die Miete für die Wohnung nach Carolins Umzug allein weiter entrichten würde. Adrian und sie mussten keine großen Lebenshaltungskosten bestreiten, daher wusste Anja, dass sie es zusammen mit dem Einkommen aus ihrer Halbtagsstelle im Krankenhaus auch ohne die finanzielle Beteiligung ihrer Freundin schaffen würde, die Dreizimmerwohnung zu behalten. Auf diese Weise konnte Adrian bald sein eigenes Zimmer beziehen.
    Sie stapelte seine drei Päckchen auf die Küchentheke und überlegte, ob sie sich einen Smoothie zubereiten sollte, ehe sie die übrigen Zusendungen in Augenschein nahm. Weil sie mit dem lauten Mixer ihren Sohn geradewegs wieder aufgeweckt hätte, entschied sie sich für einen Eistee.
    Sie füllte sich ein Glas, stellte es auf den Sofatisch und begann mit dem schwersten Päckchen.
    Drei originalverpackte Tuben Wundsalbe sowie eine Auswahl an Schmerzmitteln befanden sich darin. So etwas konnten sie immer brauchen. Gerührt las sie die nette Karte des Absenders, dann entfaltete sie den beigefügten Zwanzigeuroschein.
    Anja stand auf und tippte eine Zahlenkombination in ihren neu erworbenen, kleinen Safe, damit sie die Tasche mit den Spendengeldern herausnehmen konnte. Sie hatte ihn eigens dafür im Schrank neben dem Sofa einbauen lassen. Gewissenhaft trug sie den Betrag in das Kassenbuch ein, dann steckte sie es zusammen mit dem Geld wieder in den Beutel und schloss den Reißverschluss.
    Sie nippte am Eistee, bevor sie sich das nächste Päckchen griff. Es war nicht besonders groß, sogar erheblich kleiner als die anderen, aber man brauchte wahrlich keinen Fernsehkarton, um einige Medikamente zu verschicken. Sie durchtrennte mit dem Messer das Klebeband und klappte die Ränder der Schachtel auseinander. Der Inhalt bestand aus Holzwolle, sonst war nichts weiter zu erkennen.
    Hoffentlich hatte man ihr nicht etwas Zerbrechliches geschickt. Solche Dinge überlebten den strapaziösen Transport in die Zielländer meistens nicht ohne gravierende Schäden. Vorsichtig teilte sie das Füllmaterial.
     
    *
     
    Carolin überkreuzte die Beine auf der Matratze und wechselte das Telefon in die andere Hand. »Ich plädiere für die Wohnung am Alexanderplatz. Die liegt einfach unschlagbar zentral.«
    »Ja, stimmt. Dagegen kommt der zusätzliche Balkon in Charlottenburg nicht an.« Sie hörte, wie Oliver mit dem Filzstift etwas in den Unterlagen anstrich, und wollte gerade danach fragen, da drang lautes Klirren aus dem Wohnzimmer.
    Mit gerunzelter Stirn setzte sie sich auf. »Warte mal kurz, Oliver. Ich glaube, bei Anja ist etwas zu Bruch gegangen.« Sie löste das Telefon vom Ohr und horchte zur angelehnten Tür hin. Kein Schimpfen. Keine Bewegung. Kein Geräusch. Nur Stille.
    Irritiert nahm sie das Gerät wieder auf. »Ich melde mich gleich bei dir. Ich will nur schnell nach Anja sehen.«
    » Klar, mach das.«
    Carolin ließ das Telefon auf dem Bett liegen und ging zur Tür. Vielleicht war ihre Freundin bloß eingeschlafen? So was kam durchaus vor, wenn man sich bis über beide Ohren mit Arbeit zuhäufte. Das konnte Carolin aus eigener Erfahrung bestätigen.
    Sie trat ins Wohnzimmer und sah ihre Freundin vor dem Sofatisch stehen. Neben einem Päckchen hatten sich Glasscherben auf der Tischplatte verstreut. »Was machst du denn? Gefällt dir unser Geschirr nicht mehr? Das hättest du doch einfach …« Der Rest des Satzes blieb ihr im Hals stecken, weil sie bemerkte, wie unnatürlich blass Anja wirkte.
    Als Nächstes fiel ihr auf, dass ihre Freundin am ganzen Körper zitterte, während sie konstant auf etwas vor sich starrte.
    Besorgt eilte sie an ihre Seite und griff nach ihrem Arm.

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