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Wo immer Du bist, Darling

Wo immer Du bist, Darling

Titel: Wo immer Du bist, Darling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Stefanie Hoell
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unerwartete Kontakt mit seinem warmen Oberkörper jagte wohlige Schauder über ihre ausgekühlte Haut.
    Anders als bei Santos verspürte sie den widersinnigen Impuls, sich einfach an ihren Hintermann zu schmiegen. Diese seltsame Anwandlung sorgte dafür, dass sie sich umso disziplinierter wieder gerade aufrichtete. In der Hütte hatte sie sich an ihn gelehnt, aber nur, weil es wegen der Dunkelheit notwendig gewesen war. Hier draußen lag die Sache völlig anders.
    Stocksteif blieb sie sitzen, als hinge ihre gesamte Würde daran, jetzt bloß keine Schwäche zu zeigen. Ramon ließ sie gewähren. Überrascht beobachtete sie, wie er eine Decke aus den Satteltaschen nahm und ihr hinhielt.
    Sie wickelte sich dankbar in den kratzigen Stoff. Damit war immerhin eines ihrer Probleme gelöst.
    Ramon ritt schweigend Meile um Meile. Das leichte Schaukeln des Pferderückens lullte Anjas Widerstand ein und führte dazu, dass sie sich zunehmend entspannte. Irgendwann gab sie auf und lehnte sich doch an ihn, viel zu erschöpft, um darüber noch einen Gedanken zu verlieren.
    Allmählich driftete ihr Bewusstsein in den Halbschlaf.
    Jedes Mal, wenn sie in unregelmäßigen Abständen die Augen öffnete, sah sie das gleiche Bild: Bäume, die dunkel und endlos an ihnen vorbeizogen.
    An Ramon geschmiegt, konzentrierten sich ihre Sinne von ganz allein auf ihn. Sie spürte jede noch so kleine Bewegung seines Körpers, während er, eine Hand lose am Zügel, die andere an ihrer Hüfte, das Pferd durch die Nacht lenkte. Er hielt sie praktisch vollständig im Arm. Seltsam, dass sie dabei ein Gefühl der Geborgenheit durchströmte, obwohl sie eher das Gegenteil hätte empfinden müssen. Vielleicht lag es an der Ruhe, die er ausstrahlte. Vielleicht an seiner Haltung. Er saß aufrecht und voll unerschöpflicher Energie hinter ihr. Wurde er denn nie müde?
    Bald darauf hatte sie jedes Zeitgefühl verloren. Es schien, als wären sie tagelang unterwegs gewesen, bis Ramon das Pferd endlich anhielt.
    »Hier werden wir uns bis zum Morgengrauen ausruhen.«
    Seine ruhigen Worte holten sie aus ihrem Dämmerzustand. Unverschämt leichtfüßig sprang er vom Pferd und griff nach ihr. Auf seine Schultern gestützt, ließ sich Anja hinabziehen. Ramon setzte sie ab, unterbrach den Kontakt seiner Hände aber nicht.
    Wie auf Kommando protestierten ihre Beinmuskeln bitterböse nach der erneuten Bekanntschaft mit dem harten Sattel. Es fehlte nicht viel und sie wäre wie ein Besenstiel umgefallen.
    Anja unterdrückte einen Schmerzenslaut, klammerte sich dafür aber ziemlich jämmerlich an Ramon, der ihre Schwierigkeiten offenbar vorausgeahnt hatte und sofort fester zupackte. Beide Arme um seinen Nacken geschlungen, versuchte sie, sicheren Stand zu finden. Zumindest so lange, bis in ihr Bewusstsein sickerte, dass sie wie eine Geliebte an ihm klebte. Hastig ließ sie ihn los. Ein unbedachter Schritt von ihm weg endete in wackligem Herumgestakse, bei dem sich prompt ihr Fuß im herabhängenden Zipfel der Decke verfing. Sie strauchelte und kippte zur Seite.
    Geistesgegenwärtig schnappte er sich ihren Oberarm und riss sie in die Höhe. Nur Ramons blitzschnelle Reaktion verhinderte einen Sturz. Zum zweiten Mal in dieser Nacht knallte Anja mit voller Wucht gegen ihn. In Ermangelung von Alternativen fing sie sich mit beiden Händen an seinem Bauch ab. Die lebendige Fläche erwies sich als genauso straff wie der Rest von ihm. Verlegen zog Anja die Finger zurück. Die Szene glich einem Déjà-vu. Wie oft würde sie ihn wohl noch betatschen?
    Ramon blieb während des ganzen Debakels regungslos stehen. Kaum hatte sie sich von dem Schreck erholt, fasste er unter ihr Kinn und hob es an, bis sie zu ihm aufblicken musste. »Alles in Ordnung?« Seine wachsamen, glitzernden Augen speicherten zweifelsfrei jedes Detail.
    Anja verzog keine Miene. »Mir geht es bestens.«
    »Natürlich.« Er hob ironisch seine dunklen Augenbrauen. »Genau danach sah’s gerade aus.«
    Sie blinzelte. Den amüsierten Zug um seinen Mund konnte sie sich doch unmöglich einbilden. Stur entriss sie ihm ihr Kinn. Lieber hätte sie sich die Zunge abgebissen als vor ihm zuzugeben, was ihr alles wehtat.
    Ramon zuckte mit den Schultern und ließ ihren Arm los. Mit zusammengebissenen Zähnen wartete sie, bis er sich wegdrehte, ehe sie sich verstohlen über die schmerzende Kehrseite rieb. Irgendwie passte es ihr nicht, dass er sie vermutlich als Weichei einstufte. Eigentlich sollte ihr egal sein, was er dachte, aber

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