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Wo immer Du bist, Darling

Wo immer Du bist, Darling

Titel: Wo immer Du bist, Darling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Stefanie Hoell
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gibt es leider immer wieder. Manchmal führen einfach alle Spuren in eine Sackgasse. Fünfzig Prozent unserer Arbeit basiert auf Zufällen. Viele Täter können nur geschnappt werden, weil ihnen ein winziger Fehler unterlaufen ist oder sie zufällig beobachtet wurden. Andere kommen ihr Leben lang ungeschoren davon. Damit müssen wir uns abfinden, so schwer es auch fällt.« Er blickte Carolin an. »Ich weiß, dass das nur ein geringer Trost für Sie ist, Miss Schuster, aber Sie können versichert sein, dass wir hier alle verstehen, wie Sie sich fühlen.«
    Sie stand langsam auf. Noch vor wenigen Wochen hätte sie ihm eine bissige Erwiderung um die Ohren gepfeffert, doch ihre Sichtweise hatte sich nicht nur in Bezug auf Oliver verändert.
     
    *
     
    Oliver blickte Carolin überrascht von der Seite an, als sie ruhig, beinahe würdevoll, dem grauhaarigen Polizeichef die Hand gab. »Ich weiß Ihre Anteilnahme sehr zu schätzen. Danke für Ihren Einsatz. Bitte melden Sie sich, falls sich noch etwas ergibt. Auf Wiedersehen, Chief Shepard.« Sie drehte den Kopf und nickte höflich in Richtung des Hilfssheriffs. »Deputy Lomax.«
    Oliver konnte es den Männern nicht verdenken, dass sie ihr beim Verlassen des Büros nachblickten, als stammte sie von einem fremden Planeten.
     
    *
     
    Carolin lehnte sich gegen die geschlossene Autotür. Sie hatte nicht mehr sehen wollen, wie Shepard Anjas Akte schloss und ihre Freundin zu den anderen ungelösten Fällen in ein verstaubtes Regal stellte; gerade so, als wäre sie eine leblose Ware, etwas, mit dem man keine Gefühle verband.
    Sie verstand durchaus, warum die Polizei und sogar Oliver eine gewisse Distanz entwickeln mussten. Wie sonst konnten sie diesen Job bewältigen? Selbst sie eignete sich bis zu einem gewissen Grad diese Distanz an, wenn sie in den Krisengebieten recherchierte. Aber das hier betraf Anja!
    Energisch biss sie die Zähne zusammen und versuchte, durch Blinzeln die lästigen Tränen am Fließen zu hindern. Wie sie es hasste, zu weinen. Wann hatten Tränen jemals etwas Sinnvolles bewirkt?
    Als einige Minuten später Oliver neben ihr auftauchte, hatte sie sich fast wieder im Griff. Genau genommen war es ihr inzwischen gelungen, ihre aufgestaute Trauer in Wut zu transformieren. Damit konnte sie erheblich besser umgehen.
    Oliver musterte sie einige Augenblicke, bevor er den Wagen aufschloss und ihr die Tür öffnete. »Ich wollte dir noch sagen, dass ich es toll fand, wie du dich eben verhalten hast.«
    Carolin schluckte, während sie in den Wagen stieg. Offenbar unterlief ihrem treuen Mitstreiter gerade eine fatale Fehleinschätzung, was ihre Stimmung betraf …
    »Die Entführung von Anja wird in die Akte der Männer aufgenommen«, sagte Oliver, als er hinter dem Steuer Platz genommen hatte. »Sollten sie jemals verhaftet werden, werden sie auch für diese Tat zur Rechenschaft gezogen.«
    Ihr Kopf ruckte zu ihm herum. Es war sicher nicht seine Absicht, sich ihr als Blitzableiter anzubieten. Doch genau das hatte er mit seinen letzten Worten getan.
    »Weißt du eigentlich, wie vollkommen hohl das alles klingt?«, giftete sie, bevor sie sich zurückhalten konnte. »Ihr könnt die Akten auf euren Schreibtischen noch so lange hin und her schieben, das ändert nichts daran, dass Anja verschwunden bleibt.«
    Als sie sah, wie Oliver zusammenzuckte, tat Carolin ihr Ausbruch sofort leid. Dieser Umgangston gehörte zwischen ihnen eigentlich längst der Vergangenheit an. Und was sie gesagt hatte, entsprach auch nicht den Tatsachen. Carolin schluckte. Es war kein schöner Zug gewesen, den ganzen Frust an ihm auszulassen, nur weil er zufällig das Pech hatte, gerade neben ihr zu sitzen.
    »Bitte entschuldige«, murmelte sie und legte eine Hand auf seinen Arm. »Ich habe das nicht so gemeint. Das war unfair.«
    Oliver sah sie an und in seinem Blick schwang etwas, das ihr ein sinnliches Kribbeln über die Haut jagte.
     
    *
     
    »Schon gut. Ich habe gar nicht bemerkt, wie abgedroschen das geklungen hat«, räumte Oliver ein und hoffte, dass sie ihre Finger von seinem Arm nahm. Irgendwie tickten seine Sinne aus, sobald sie ihn anfasste. Der Wunsch, sie zu packen und all den unterdrückten Kummer von ihren Lippen zu küssen, steigerte sich mit jeder Sekunde, in der die Berührung andauerte. Absichtlich umklammerte er das Lenkrad fester und stöhnte innerlich, als sie die Finger quälend langsam von seinem Ärmel rutschen ließ. Wenn Carolin geahnt hätte, welch explosive

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