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Wo immer Du bist, Darling

Wo immer Du bist, Darling

Titel: Wo immer Du bist, Darling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Stefanie Hoell
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Schnee liegen bleibt?«
    »Nein, der Boden ist noch nicht kalt genug. Aber lange kann es nicht mehr dauern. Wir müssen umgehend aufbrechen.«
    Sie biss sich auf die Unterlippe. »Bist du denn schon so weit? Es ist eine lange Strecke zurück.«
    Ramon schnappte sich sein Hemd von der Stuhllehne und streifte es über. »Darüber mache ich mir keine Sorgen. Wir werden zwar nicht gerade einen neuen Rekord aufstellen, aber das schaffe ich schon.« Er steuerte das Regal mit den Vorräten an und zerrte einen großen, robust wirkenden Rucksack neben dessen Seitenwand hervor.
    Während Ramon strukturiert begann, Dinge aus dem Regal zu nehmen und auf den Tisch zu stapeln, legte Anja die restliche Wäsche zusammen. Sobald sie damit fertig war, gab sie ihm die Kleider, damit er sie mit den anderen Dingen zusammen im Rucksack verstauen konnte. Der Gedanke, dass sie die Sachen vermutlich nie wieder in dieser Hütte zum Trocknen aufhängen würde, tat ihr in der Seele weh.
     
    Am Abend hatte Ramon einen Großteil der Lebensmittel und Kleidung sowie Decken und Munition eingepackt.
    Anja stand am Feuer und starrte vor sich hin. Morgen würden sie in aller Frühe aufbrechen. Wehmütig betrachtete sie ihr kleines Reich, das ihnen in den letzten Wochen Zuflucht geboten hatte.
    Zuflucht vor der Wildnis, aber auch Zuflucht vor der Realität. In nur wenigen Tagen würden sie in die Zivilisation zurückkehren und sie hatte immer noch keine Vorstellung davon, wie es dann mit ihnen weiterging.
    Ramon trat hinter sie und schlang die Arme um ihre Taille. »Lass uns schlafen gehen. Morgen erwartet uns ein anstrengender Tag.« Er drückte einen Kuss auf ihre Schläfe.
    Sie ließ den Kopf nach hinten sinken, bis er auf seinen Brustkorb traf. Schweigend an ihn gelehnt, genoss sie die letzten flüchtigen Augenblicke in ihrem Heim.
     
     
    Kalifornien, Sierra Nevada, 02.10.2007, 03:11 Uhr
     
    Ramon saß hellwach da. Das flackernde Feuer knisterte leise und warf bewegte Schatten an die Wände. Aber das war es nicht, was ihm den Schlaf raubte. Gedanken an die kommenden Tage schwirrten durch seinen Kopf und ließen ihn nicht zur Ruhe kommen.
    Er betrachtete Anja, die in gewohnt knappem Abstand neben ihm schlief. Gierig sog er ihren Anblick in sich auf. Im weichen Licht des Feuerscheins wirkte sie nahezu zerbrechlich und kostbar, wie eine schimmernde Feengestalt.
    Wenigstens dafür konnte er Santos danken. Ohne den Erpressungsversuch seines Bruders hätte er sie nie kennengelernt, hätte nie erfahren, was es bedeutete, eine solche Liebe zu finden. Und genau deshalb, weil er das jetzt wusste, weil ihn diese Liebe mit ihr verband, konnte er nicht mehr weitermachen wie bisher. Wenn er jemals eine Chance für sie beide erreichen wollte, musste er sich der Vergangenheit stellen. Schließlich wurden sein Bruder und er seit Jahren von den Behörden gesucht. Erfolglos. Zumindest bis jetzt.
    In diesem Moment fällte Ramon eine Entscheidung. Er würde Anja nicht nur zum, sondern auch in das Polizeigebäude begleiten. Damit würde er einen endgültigen Schlussstrich unter seine kriminellen Altlasten ziehen.
    Wie immer, wenn er nachdachte, holte er das Messer und die mittlerweile fast fertige Figur neben dem Bett hervor und begann zu arbeiten. Die präzisen Bewegungen ordneten sein aufgewühltes Inneres und brachten ihn an den Kern seiner Unruhe. Die unvermeidliche Trennung von Anja.
    Vielleicht war der Abschied in wenigen Tagen ein Abschied für eine sehr lange Zeit. Vielleicht sogar einer für immer …
    Ramons Finger krampften sich um das Messer. Allein die Vorstellung, sie möglicherweise nie mehr wiederzusehen, sie nie wieder berühren zu können, verursachte ihm derart höllische Qualen, dass er den Gedanken daran nicht zulassen wollte. Er war noch nicht bereit, sich mit der übelsten aller Optionen auseinanderzusetzen. Das würde er früh genug müssen, falls diese wirklich eintrat. Er konnte nur hoffen, dass er nicht bis zum Sankt Nimmerleinstag in den Knast wanderte. Aber selbst, wenn es positiver ausging …
    Es würden Jahre vergehen, ehe er Anja wieder in die Arme schließen konnte. Sein Blick saugte sich an ihrem ebenmäßigen Gesicht fest. Egal, was passierte, er würde sie niemals vergessen. Sie hatte ihm die Augen geöffnet und ihm ihr Herz geschenkt. Die vergangenen Wochen mit ihr waren die glücklichsten seines Lebens gewesen. Trotz der mehr als ungewöhnlichen Umstände wollte er nicht einen einzigen Tag an ihrer Seite missen.
    Unvermittelt

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