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Wo immer Du bist, Darling

Wo immer Du bist, Darling

Titel: Wo immer Du bist, Darling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Stefanie Hoell
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»Dein Bruder ist ein Mörder, Ramon! Er ist nicht besser als dieser Warren Lacey. Ein Menschenleben ist ein Menschenleben, egal, auf welcher Seite man steht. Man kann nicht für eine gute Sache eintreten, indem man Schlechtes tut. Das passt nicht zusammen. Damit stellt man sich genau auf die Stufe dessen, was man eigentlich bekämpfen wollte.«
    Es erstaunte Ramon, wie selbstverständlich sie das aussprach, was er selbst erst nach langem Nachdenken begriffen hatte. »Das ist mir mittlerweile auch klar geworden. Ich werde ihn aufhalten, irgendjemand muss dem Ganzen ein Ende setzen«, antwortete er, unglaublich froh, dass sie ihn nicht verurteilte, dass sie verstand.
    Anja packte ihn erstaunlich fest am Arm. »Nein, das wäre glatter Selbstmord. Santos wird dich eiskalt umbringen, wenn du ihm noch einmal begegnest. Versprich mir, dass du dich von ihm fernhältst.«
    Das war ein Versprechen, das Ramon nicht geben konnte. Er antwortete nicht.
    Erwartungsgemäß gab sie sich damit nicht zufrieden. »Versprich es mir«, insistierte sie. »Du kannst dein Leben ändern, aber bitte geh nicht zu ihm.«
    Er blickte sie lange an. Er hatte es so satt, in die brutalen Machenschaften seines Bruders verwickelt zu sein. Anja hatte recht. Wenn es zu einem Wiedersehen kam, wäre er nicht in der Lage, seinen Bruder zu erschießen. Auf Santos traf das nicht zu, da machte er sich keine Illusionen. Er musste einen anderen Weg finden, ihn aufzuhalten.
    Behutsam wischte er die Tränen von Anjas Wangen, dann nickte er. »Ich verspreche es dir.«
    Erleichtert kroch sie in seine Arme. »Ich liebe dich. Ich könnte es nicht ertragen, wenn dir etwas zustößt.«
    Ramon strich zärtlich über ihre Haare. »Ich liebe dich auch, querida . Von ganzem Herzen.« Sanft küsste er ihre Lippen, schmeckte die Süße ihres Mundes. Wie immer reagierte sie sofort auf ihn, erwiderte seine Liebkosung ohne jede Zurückhaltung. Blind fand sie zu ihm und Ramon schöpfte eine Kraft aus ihrer Nähe, die ihr wahrscheinlich gar nicht bewusst war.
     
    *
     
    Es erfüllte Anja mit Stolz, wie ausdauernd Ramon jeden Tag übte. Langsam wurden seine Schritte sicherer. Auf kurzen Strecken konnte er allmählich ohne Krücke gehen und begann, ihr einen Teil der Aufgaben abzunehmen.
    Sämtliche Proteste ignorierend, griff er eines Morgens nach der Axt und versuchte, Holz zu hacken.
    Sie stand gebannt in der Tür der Hütte und sah ihm zu, wie er zunächst vorsichtig, dann bald mit geübter Präzision das schwere Werkzeug schwang. Ramon bewegte sich mit einer Leichtigkeit, als besäße die Axt nur einen Bruchteil ihres realen Gewichts. Einfach unglaublich. Wäre sie nicht so erleichtert über seine Genesung gewesen, hätte es sie frustriert, welch krasser Unterschied zwischen seinen und ihren Schlägen lag. Weil sie sein Flanellhemd am Vortag gewaschen hatte, arbeitete er im T-Shirt.
    Eigentlich wollte sie die Wäsche in der Hütte abhängen, doch sie gönnte sich einige Minuten, um das Spiel der sehnigen Muskeln auf Ramons Unterarmen zu bewundern. Ob sie sich je an ihm sattsehen konnte?
    Frech überlegte sie, all seine Kleider zu verbrennen. Bislang hatte sie allerdings noch keine Schwierigkeiten gehabt, ihn so weit zu bringen, dass er sich freiwillig auszog. Sie riss sie sich von den erotischen Gedanken los und kehrte in die Hütte zurück.
    Dort nahm sie die gewaschene Wäsche von der Leine und legte sie zusammen. Aus einem Impuls heraus grub sie ihr Gesicht in Ramons Hemd und schnupperte an dem vertrauten Sandelholzduft. Was gäbe sie dafür, für immer mit ihm hierbleiben zu können.
    Bedrückt ließ sie die Arme sinken. Leider ging das nicht. Der Winter kündigte sich mit bedrohlicher Schnelligkeit an und ließ ihnen keine Wahl, wollten sie nicht in meterhohen Schneewehen ums Überleben kämpfen müssen. Auch ohne mit Ramon darüber zu sprechen, wusste Anja, dass er sie niemals einer solchen Gefahr aussetzen würde, selbst wenn sie genügend Vorräte gehabt hätten – was nicht der Fall war. Seufzend hängte sie sein Hemd über die Stuhllehne und griff nach dem nächsten Wäschestück.
    Schritte polterten über die Stufen zur Hütte, dann kam Ramon zur Tür herein. »Es hat angefangen zu schneien.«
    »Was, so plötzlich?« Anja ließ die Wäsche fallen und eilte zum Fenster. Kleine weiße Flocken tanzten zu Boden. Es schien fast, als hätte das Wetter ihre Gedanken gehört und gleich in die Tat umgesetzt. Mit ungutem Gefühl blickte sie zu Ramon. »Denkst du, dass der

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