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Wo ist Thursday Next?

Wo ist Thursday Next?

Titel: Wo ist Thursday Next? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Fforde
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beugte Commander Bradshaw sich vor, schaute sich nach rechts und links um und flüsterte: »Sind Sie die echte?«
    »Nein.«
    Er starrte mich eine Weile unsicher an. Dann sagte er: »Sind Sie sich ganz sicher? Das ist keine verdeckte Ermittlung? Kein doppelter Bluff oder so was?«
    »Nein. Ich glaube, ich weiß genau, wer ich bin.«
    »Beweisen Sie’s.«
    »Das kann ich nicht. Sie müssen mir glauben. Aber eins kann ich Ihnen verraten: Ich wünschte, ich wäre die echte.«
    Damit schien Bradshaw zufrieden zu sein und starrte mich nachdenklich an. Er war nicht gekommen, um Konversation zu machen.
    »Kann ich irgendwas für Sie tun, Sir?«
    »Die Sache ist die«, sagte er und nippte an seinem Chicago Fizz. »Wir haben ein kleines Problem mit Speedy Muffler und den Scharfen Romanen. Das wissen Sie sicher. Dazu kommen die schwindenden Metaphernvorräte und die Tatsache, dass die TextZentrale viel zu viel Energie auf die eBooks verschwendet. Unter diesen Umständen brauchen wir Thursday Next mehr denn je. Das verstehen Sie sicher.«
    »Ja, Sir. Vollkommen.«
    Er seufzte und fuhr sich mit der Hand durch das volle Haar. »Am Freitag soll sie als Jurisfiktion-Delegierte an den Friedensgesprächen wegen der Scharfen Romane teilnehmen. Stattdessen werde ich jetzt Emperor Zhark schicken müssen, und seine Verhandlungstaktik beruht auf dem Motto:
Erst annihilieren, dann diskutieren.
Allerdings ohne den Teil mit dem Diskutieren.«
    »Vielleicht taucht sie ja noch auf.«
    Er schüttelte traurig den Kopf. »Ich wusste, dass sie einen Undercover-Job vor sich hatte, aber sie hatte versprochen, sich regelmäßig zu melden. Und das hat sie nicht getan. Das passt überhaupt nicht zu ihr. Vielleicht steckt sie irgendwo in einem Buch fest oder hat sich verlaufen. Vielleicht wird sie gegen ihren Willen von irgendwem festgehalten. Es gibt so viele schreckliche Möglichkeiten.«
    »Wenn sie sich verirrt hätte, könnte sie sich doch mit einem TextMarker™ melden.«
    »Ja, schon   – aber das Netz ist schon in der Fiktion recht lückenhaft. Und zwei Drittel der BuchWelt sind überhaupt nicht abgedeckt. Wir haben unbemannte Drohnen in die undurchdringlichsten alten Schwarten in Antiquariate geschickt und unsere Agenten durchsuchen alle vorhandenen Genres   – ohne jeden Erfolg. Die BuchWelt ist eben verdammt groß. Wir haben sogar schon überlegt, ob sie im SLS steckt.«
    Ich hob eine Braue. Wenn sie das in Betracht zogen, dann waren sie wirklich verzweifelt. Der SLS war der Schwarze LeseStoff   – der unsichtbare Teil der BuchWelt.
    »Es sind jetzt schon zwei Wochen«, fuhr Bradshaw fort, »und wir befürchten das Schlimmste.«
    »Tot?«, fragte ich.
    »Schlimmer noch: zurückgekehrt in die RealWelt.« Er presste die Lippen zusammen und starrte mich an. Er war nicht nur wegen Thursdays Fehlen in der Jurisfiktion beunruhigt. Er hatte auch eine gute Freundin verloren.
    Thursday vertraute Commander Bradshaw, das wusste ich. Und deshalb war ich mir sicher, dass ich ihm auch vertrauen sollte.
    »Ich habe gestern einen heimlichen Blick ins AußenLand geworfen«, sagte ich. »Natürlich weiß ich, dass ich das nicht gedurft hätte. Aber ich hatte den Eindruck, dass Landen sie auch vermisst.«
    Bradshaw hob eine Augenbraue. »Ist das wahr?«
    »Ja, Sir.«
    Er nahm einen Schluck von seinem Chicago Fizz, stellte ihn weg und ging ein paar Minuten lang im Abteil hin und her.
    »Hören Sie«, sagte er schließlich. »Verzweifelte Situationen verlangen verzweifelte Maßnahmen. Ich möchte, dass Sie mit Landen reden. Vielleicht können Sie etwas herausfinden. Vielleicht können Sie Thursday ja sogar noch rechtzeitig vor den Friedensgesprächen zurückholen.«
    »Mit Landen reden? Wie soll ich das machen?«
    »Sie müssen in die RealWelt reisen.«
    Für eine Sekunde setzte mein Herz aus. »Bitte scherzen Sie nicht mit mir«, sagte ich tapfer.
    »Das ist kein Scherz, Miss Next. Hören Sie, ich werde Ihnen einen Witz erzählen, damit Sie den Unterschied sehen. Also: Wie viele Sigmund Freuds braucht man, um eine Glühbirne zu wechseln?«
    »Den kenn ich.«
    »Tatsächlich? Verdammt. Auf jeden Fall sehen Sie genau wie Thursday aus   – das beste Cover der Welt. Was soll schon passieren? Sind Sie dabei?«
    Natürlich konnte jede Menge schiefgehen, aber noch ehe ich Luft holen und die ersten sechzehn Punkte aufzählen konnte, redete Bradshaw schon weiter.
    »Hervorragend. Seit achtzehn Monaten haben wir eine strikte Ausreisesperre. Sie müssen also

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