Wo ist Thursday Next?

Titel: Wo ist Thursday Next? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Fforde

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um eine Kurzzeit-Realisierung handelt.«
    »Wie lange kann man denn damit reisen?«
    »Ich könnte Sie für achtundvierzig Stunden in die RealWelt schicken, aber Bradshaw hat gesagt, es sollten nur zwölf sein. Sobald die Zeit um ist, kehren Sie spontan zurück. Wir schicken Sie um zwölf Uhr mittags rein, und um Mitternacht zur Kürbisstunde sind Sie wieder zurück. Wenn Sie länger bleiben wollen, kann Ihnen nur die Blaue Fee helfen, aber wenn Sie das machen, müssen Sie für immer bleiben und alle Konsequenzen tragen: alt werden, sterben und Talkshows ansehen.«
    Die Zwölf-Stunden-Kürbis-Lösung gefiel mir gut, und das sagte ich Plum auch. Ich hatte viele Geschichten über die RealWelt gehört, und obwohl es schien, dass es interessant war, sie zu besuchen, war es doch kein Ort, wo man hätte leben wollen.
    »Und wie funktioniert dieser Jumper?«
    »Ganz einfach. Sehen Sie diese Haubitze?«
    Er zeigte auf eine Kanone mit gewaltigem Kaliber, die direkt auf die Siebe gerichtet war. Das Geschützrohr war auf einem kleinen Wägelchen festgeschraubt und mit fröhlichen roten Sternen geschmückt. Es trug die Aufschrift
The Flying Zambinis
.
    »Sie werden in die Kanone gesteckt und dann mit einer Geschwindigkeit von 0,346 Absurd in das Aggregat der Siebe geschossen. Das erste Sieb ist relativ grobmaschig, das heißt, dass Ihre Beschreibung lediglich in einzelne Wörter zerlegt wird. Das nächste Sieb zerlegt die Wörter in einzelne Buchstaben, dann werden die Buchstaben in Grapheme und noch kleinere Einheiten zerlegt. Am Ende stoßen Sie auf das silberne Sieb, dessen Maschenweite nur noch ein Zehntel eines Polyptotons beträgt. Danach«, sagte er und tätschelte den großen Kupfertrichter, »wird Ihre Beschreibung im sogenannten Pittmaniser auf ein Kügelchen komprimierter Prosa verdichtet. Aus den Tausenden Worten Ihrer Beschreibung wird ein Konzentrat, das kleiner als ein Millionstel Punkt ist. Man kann es auch anders ausdrücken: Wenn die gesamte Prosa der BuchWelt in dieser Form komprimiert würde, wäre sie ungefähr noch so groß wie ein kleines Kaninchen.«
    »Ich liebe solche vergleichenden Faktoide.«
    »Ich auch. Dieses Kügelchen, von dem ich gesprochen habe, wird dann mit Hochgeschwindigkeit in einen Tropfen AntiBuch injiziert, wo daraus eine in etwa menschliche Gestalt konstruiert wird. Durch die richtige Einstellung des SiebAggregats kann ich Sie übrigens an jedem beliebigen Ort der RealWelt absetzen. Sie können sich aussuchen, wo Sie hinmöchten.«
    »Tut das weh?«
    »Ja, ziemlich«, musste Plum zugeben. »Aber nur kurz. Sie werden kaum Zeit haben zu schreien, dann ist es schon wieder vorbei. Die Rückkehr ist nicht dramatisch. Sie treffen einfach in unserer Ankunftshalle ein, die sich hinter dieser Tür befindet.«
    »Haben Sie noch eine besondere Empfehlung für mich?«
    »Nun ja, ich bin selbst noch nie da gewesen«, sagte Plum, »aber es heißt, wenn Sie die ersten zehn Minuten überstehen, dann schaffen Sie auch die ganzen zwölf Stunden. Wenn Sie es gar nicht aushalten, sollten Sie sich im nächsten Schrank verkriechen und warten, bis das System Sie zurückholt.«
    Seine Bemerkungen fingen an, mich leicht zu beunruhigen. »Was könnte das denn sein, was ich nicht aushalte?«
    Professor Plum schnalzte mit der Zunge. »Die RealWelt ist außerordentlich unordentlich«, erklärte er. »Es gibt keine klar erkennbare Handlung, Zufälle sind die Regel, und man kann sich jahrelang mit der Frage quälen, was eine zufällige Begegnung für eine Bedeutung gehabt hat. Außerdem werden Sie feststellen, dass die Ereignisse praktisch niemals irgendwie gerafft werden, was bedeutet, dass auch die langweiligsten Dinge eine Ewigkeit dauern. Auch das Gerede muss ziemlich nervig sein – es gibt keine vernünftigen Dialoge, sondern die Leute sagen einfach nur das Erstbeste, was ihnen einfällt.«
    »Ist das wirklich so schlimm, wie ich gehört habe?«
    »Noch schlimmer, glaube ich. Hier in der BuchWelt sagen wir meist nur das, was notwendig ist, um die Story voranzutreiben. Da draußen können Sie mindestens achtzig Prozent aller Äußerungen vergessen, weil sie bloß dummes Geschwätz sind.«
    »Ich hätte nie gedacht, dass der Prozentsatz so hoch ist.«
    »Bei vielen Menschen liegt der Geschwätzanteil bei bis zu 92,3 Prozent. Zuhören muss man vor allem den Leuten, die nicht viel sagen.«
    »Oh.«
    »Es gibt schon einige Dinge, die Spaß machen«, sagte Plum, der wohl spürte, dass ich enttäuscht war.