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Wo ist Thursday Next?

Wo ist Thursday Next?

Titel: Wo ist Thursday Next? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Fforde
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»Solange Sie akzeptieren, dass achtzig Prozent aller Äußerungen dummes Geschwätz und fünfundachtzig Prozent dessen, was die Leute Leben nennen, ein bloßes Herumwurschteln sind, kann Ihnen nicht viel passieren. Vor allem dürfen Sie sich nicht davon abschrecken lassen, dass ständig zufällige Dinge passieren, die überhaupt keinen Sinn haben.«
    »Es hat alles seinen Sinn«, sagte ich, »auch wenn man ihn oft erst viel später versteht.« Die Vorstellung völliger Sinnlosigkeit fand ich sehr komisch.
    »Das ist der große Unterschied«, sagte Plum. »In der RealWelt geschehen nach einem zufälligen Ereignis immer nur weitere willkürliche, planlose Dinge. Man nennt das: unbeabsichtigte Folgen. Es gibt keine erzählerische Kraft, welche die Handlung vorantreibt.«
    Ich ließ den Begriff der »unbeabsichtigten Folgen« auf mich wirken.
    »Nein«, sagte ich schließlich. »Damit kann ich nichts anfangen.«
    »Mich verwirrt die Vorstellung auch«, musste Plum zugeben, »aber so ist die RealWelt nun einmal. Ein schöner, brutaler Ort, der zum größten Teil mit Leidenschaft, verrückten Moden, finanziellen Anreizen und Mathematik betrieben wird. Mit äußerst
viel
Mathematik.«
    »Ist das alles?«, fragte ich, einigermaßen überrascht, dass sich die Welt, aus der wir letzten Endes hervorgegangen waren, so knapp zusammenfassen ließ.
    »Ja, so ziemlich«, sagte er trübsinnig. »Es gibt ein paar sehr gute Sachen zu essen. Und die Gerüche werden Ihnen bestimmt gefallen. Und dann natürlich der Sex   – richtiger Sex, nicht dieses komische geschriebene Zeug, mit dem wir uns hier abgeben müssen.«
    »Ich kann Ihnen versichern, dass ich nicht in die RealWelt gehe, weil ich Sex haben will.«
    »Früher, als der Tourismus noch erlaubt war, haben die meisten nur daran gedacht. Alles war begehrt, was in der BuchWelt nicht zu beschreiben war: gutes Essen, Beischlaf, Caravaggio, Küstenlinien, Schokolade. Bringen Sie mir welche mit? Ich liebe Schokolade. Bringen Sie so viel mit, wie Sie tragen können. Am liebsten Cadbury, nicht diesen Schweizer Kram.«
    Ich versprach es und klappte die Kanone auf.
    »Viel Glück«, sagte er. »Machen Sie sich keine Sorgen, wenn es Ihnen am Anfang ein bisschen komisch vorkommt. Sie sind nach dem Bilde der Menschen aus Fleisch-und-Blut geschaffen, deshalb gibt es nichts, was Sie nicht verstehen können, wenn Sie nicht den Kopf verlieren. Sie müssen sich ein bisschen zusammenrollen, so wie ein Igel. Mrs Tiggy-Winkle hat die Passage immer ganz leicht geschafft.«
    Ich krabbelte in die Kanone und krümmte mich wie ein Embryo. Ich solle den Atem anhalten, sagte Plum, wenn er bis zwei gezählthätte. Es sei besser, wenn man das Atmen in der RealWelt mit Ausatmen anfange. Dann lerne man schneller, wie es funktioniert.
    Ich bedankte mich für seinen Rat, und er schloss die Klappe. Durch das Kanonenrohr sah ich die Textsiebe, die mich in winzige Partikel schnipseln würden, und ich muss zugeben, dass ich nervös war. Ich wartete etwa eine Minute in der Finsternis, und als dann immer noch nichts passiert war, rief ich nach Plum.
    »Tut mir leid!«, sagte er. »Ich muss Sie bloß richtig einstellen. Wenn Sie nicht genau 0,346   Absurd schnell sind, bleiben Sie als zerfetztes Stück Text in einem Sieb hängen. Und wenn ich Sie mit zu hoher Mündungsgeschwindigkeit abfeuere, stecken Sie hinterher in der Rückwand der Werkstatt.«
    »Und was machen Sie dann?«
    »Keine Ahnung. Wahrscheinlich müssen wir eine neue Tapete darüberkleben.«
    Das beruhigte mich jetzt nicht gerade. Aber ich wartete geduldig eine weitere halbe Minute. Dann hörte ich ein entferntes, lauter werdendes Jaulen, und Plum fing an zu zählen. Zehn, neun, acht   …
    Als er bis fünf gekommen war, konnte ich ihn kaum noch verstehen, weil das Jaulen lauter als eine Sirene war. Ich wartete noch eine halbe Sekunde, dann holte ich tief Luft. Gerade als ich zu dem Ergebnis gekommen war, dass die ganze Unternehmung doch höllischer Blödsinn war, dass ich in meine Serie zurückkehren und mich eine Zeitlang   – also bis in alle Ewigkeit   – dort verstecken sollte, krachte es, als ob tausend Blechfrösche gleichzeitig quakten, und mein Körper wurde von zehntausend glühenden Nadeln durchbohrt. Noch ehe ich schreien konnte, war der Schmerz schon wieder vorbei, und nach einem dumpfen Brummen, das mich mit einem schlecht verrührten Gefühl aus süßem Sirup, International Klein Blue und Richard Wagner erfüllte, folgte ein greller

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