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Wo ist Thursday Next?

Wo ist Thursday Next?

Titel: Wo ist Thursday Next? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Fforde
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erklärte, was die jeweiligen Zeichen bedeuteten. Für lange und möglicherweise widersprüchliche Analysen ist keine Zeit in der Fiktion, deshalb mündet jedes Experiment unweigerlich in klare, leicht interpretierbare Ergebnisse.
    »Das da sind Alliterationen«, sagte Plum und verfolgte die Spuren mit seinem Finger. »Das sind Anaphern, Epistrophen, Epizeuxes, Analepsen, Hyperbeln und Polyptota.«
    Insgesamt zählte er neunundzwanzig verschiedene Stilmittel auf, aber es fand sich keine einzige reine Metapher.
    »Aber Sie haben es doch auch gespürt, oder?«
    Ich bestätigte es. Eine neue Dämmerung, die alles Alte hinwegspülte.
    Plum starrte das Blatt mit den Ergebnissen lange an. Ich dachte schon, er wäre im Stehen eingeschlafen und ich müsste ihn auffangen.
    »Tja«, sagte er schließlich, »dann müssen wir wohl wieder ans Reißbrett zurück.«
    »Aber wir haben es doch gespürt, oder?«
    »Ohne Beweise haben wir gar nichts«, sagte er resigniert. »Vielleicht haben Metaphern ja keine Masse? Das würde mich zwar sehr überraschen, aber es könnte womöglich erklären, warum man die Schwarze TextMaterie nicht findet. Sie besteht wahrscheinlich größtenteils aus Metaphern. Na, kommen Sie. Machen wir Sie real.«
    Der Professor führte mich in den hinteren Teil der Werkstatt, an einer Waschmaschine vorbei, in der zum Klischee gewordene, aber ansonsten gesunde Redensarten aufpoliert werden konnten, an ungelesenen Stapeln der tierisch langweiligen
Juristech Rundschau
vorbei zu einer von leeren Kartons fast völlig verdeckten Tür.
    »Wir haben den Jumper schon seit achtzehn Monaten nicht mehr benutzt«, erklärte er, während er mit dem leicht angerostetenVorhängeschloss kämpfte. »Seit das sogenannte Reiseverbot in die RealWelt alle Reisen in die RealWelt verbot.«
    »Warum sind sie eigentlich verboten worden?«
    »Ich habe damals nicht gefragt, und Sie sollten jetzt auch nicht danach fragen. Wenn irgendjemand im GattungsRat von dieser Sache erfährt, sind wir nur noch Text.«
    Das klang nicht sehr anheimelnd.
    »Aber Bradshaw   …«
    »Bradshaw ist ein guter Mann«, unterbrach Plum. »Aber wenn es um solche brisanten Dinge geht, wird er behaupten, dass er Sie gar nicht kennt. Oder mich. Oder sich selbst, wenn es sein müsste. Und ich bin da ganz einer Meinung mit ihm. Um die Integrität von Jurisfiktion zu wahren, würde ich mich klaglos zu einem Eimer voller Grapheme zerkleinern lassen. Und Sie sollten das auch so sehen.«
    Er überließ es mir, darüber nachzudenken, und zog die Tür auf. Dahinter gähnte ein schwarzes Loch.
    »Wenn Sie auf Ihren Ausflug verzichten wollen, dann sollten Sie jetzt lieber gehen.«
    »Nein, nein«, sagte ich, obwohl mir gar nicht wohl bei der Sache war. »Lassen Sie uns das jetzt durchziehen, ja?«
    Er stellte die Dunkelheit ab, und das schwarze Loch verwandelte sich in einen großen Raum, der etwas muffig und voller Spinnweben war. Ab und zu rumpelte etwas über unseren Köpfen, und feine Staubpartikel fielen herab.
    »Das ist die Carnegie-Unterführung«, erklärte Plum. »Die verläuft direkt über uns.«
    In der Mitte des Raums stand eine große Maschine, die offenbar aus einer Reihe von mittelgroßen Sieben bestand. Das erste sah aus, als ob man damit Pommes frites machen könnte, wenn man die Kartoffeln schnell genug dagegenwarf. Die anderen hatten immer engere Maschen. Das vorletzte war nur noch ein feines Gewebe aus Draht, und das letzte war eine hauchdünne schimmernde Silberplatte, die im leisesten Lufthauch vibrierte. Dahinter setzte ein breiter kupferner Trichter an, der in eine nadelspitze Tüllemündete. Die Spitze ragte in ein örtliches elektromagnetisches Gravitationsfeld hinein, in dessen Mitte ein kleines blaues Klümpchen Flüssigkeit schwebte. Der Rest des Raums war zu einem großen Teil von verschiedenartigen Steuerungsanlagen erfüllt, die mehr Bildschirme, Skalen, Tastaturen, Hebel und Knöpfe besaßen, als ich je gesehen hatte.
    »Was genau ist das?«, fragte ich mit einiger Beklemmung und einer etwas nervösen Stimme.
    »Das ist das Große Textsieb-Aggregat«, erklärte Plum. »Obwohl die Methodik und Funktionsweise der Textsiebe nach wie vor ungeklärt ist, haben sie sich doch in vieler Beziehung als nützlich erwiesen. Sie haben sich sowohl bei Suchvorgängen mit Hilfe der Crosstriangulation als auch beim ›Fixieren‹ von Texten in Büchern bewährt. Etwas umstrittener ist ihr Einsatz bei der Realisierung fiktionaler Personen, auch wenn es sich nur

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