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Wo ist Thursday Next?

Wo ist Thursday Next?

Titel: Wo ist Thursday Next? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Fforde
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Kinderspielplatz, einen kleinen Teich, ein Blumenbeet und zwei Silberbirken. Mir gegenüber war eine Hauptstraße, und vor einem Gebäude auf der anderen Seite standen zwei große Plakatwände. Auf einem der Plakate wurden angebliche gute Taten der Goliath Corporation gepriesen, und auf einem anderen wurde für Freitag ein »Daphne-Farquitt-Tag« angekündigt, der mit einem großen Lese-Marathon enden sollte. Dieser Name war mir natürlich bestens bekannt. Daphnes immense Popularität hatte dafür gesorgt, dass sie im Bereich Liebesromane eine ganz eigene Gattung erhalten hatte.
    »Wunderschön ist das hier«, sagte ich schließlich. »Ich könnte die ganzen zwölf Stunden hier sitzen und einfach den Wolken zuschauen.«
    »Das machen auch viele«, sagte die Stimme.
    Ich sah mich um. Abgesehen von einem unverschämten Eichhörnchen, das auf dem Rasen herumsuchte, war ich völlig allein.
    »Wer sind Sie?«, fragte ich. »Und warum kann ich Sie nicht sehen?«
    »Bradshaw hat mich gebeten, ein Auge auf Sie zu haben«, sagte die Stimme. »Mein Name ist Square   – Agent Square. Sie können mich deshalb nicht sehen, weil ich aus Flatland stamme und nur zwei Dimensionen habe. Im Moment zeige ich Ihnen die Schmalseite, und da ich keine dritte Dimension habe, bin ich aus diesem Winkel effektiv unsichtbar. Passen Sie mal auf!«
    Neben mir erschien eine Linie, die ungefähr einen Zentimeter dick und einen Meter lang war. Die Linie teilte sich und öffnete sich zu einem dünnen Rechteck, das immer breiter wurde. Am Ende hing neben mir ein Quadrat in der Luft.
    »Wie geht es Ihnen?«, fragte ich.
    »Kann nicht klagen«, sagte Square. »Ich hatte einen Anflug von Trapezförmigkeit letzte Woche wegen des kühlen Wetters, aber na ja. Ich habe schon ein paar Mal mit der echten Thursday gearbeitet; sehen Sie ihr wirklich so ähnlich?«
    »Können Sie denn nicht sehen?«
    »Da ich nur zweidimensional bin«, sagte Square, »kann ich die Welt nur als eine Reihe von unendlich dünnen Scheiben wahrnehmen, also gewissermaßen wie einen aufgeschnittenen Schinken. Darf ich mal etwas näher kommen und schauen?«
    Square bewegte sich etwas näher heran, und aus schierer Neugier schob ich meine Hand in den Bereich, den die vier Linien umgaben. Auf meinen Fingern erschienen vier Ringe aus bläulichem Licht.
    »Ich kann nur vier Scheiben sehen«, sagte Square. »Aber es ist ja immer ein bisschen verwirrend, wenn man Dinge betrachtet, die eine Dimension mehr haben. Das ist für Sie ja nicht anders.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Die Zeit«, sagte Square, »ist Ihre nächste Dimension. Den Leuten in der RealWelt kommt sie so ähnlich vor, wie mir Ihre dritte Dimension vorkommt. Man sieht nur eine dünne Scheibe, während die Dimensionen ›Vorwärts‹ und ›Rückwärts‹, ›Früher‹ und ›Später‹ stets unsichtbar bleiben. Gestatten Sie?«
    Square umkreiste mich und drehte sich dabei, so dass er mal ein Quadrat, mal ein Rechteck und mal nur ein dünner Strich warund mehrfach gleich völlig verschwand. Es schien, als wolle er seinen zweidimensionalen Sinnesorganen erlauben, mich komplett abzutasten. Als er damit fertig war, zog er sich zurück.
    »Unheimlich!«, sagte er. »Sie sehen ihr wirklich unglaublich ähnlich. Was haben Sie für einen Auftrag?«
    »Thursday finden.«
    »Also nichts Schweres.«
    Ich wollte aufstehen, aber es fühlte sich alles so komisch an, dass ich mich wieder hinsetzen musste.
    »Warum ist das alles so schwer?«, fragte ich. »Mein Gesicht, die Unterseite meiner Arme, mein Busen   – es fühlt sich alles so
schwer
an!«
    »Ja, genau«, sagte Square seufzend. »Das ist die Schwerkraft.«
    »Schwerkraft haben wir auch in der BuchWelt«, sagte ich. »Die ist aber ganz anders.«
    »Nein«, sagte Square. »Wir tun nur so, als gäbe es Schwerkraft. In der BuchWelt ist die Schwerkraft bloß eine nützliche Übereinkunft. Aber hier ist sie eine physikalische Realität: die Wirkung der Masse auf die Raum-Zeit. Sie wäre leichter zu handhaben, wenn sie konstant wäre, aber das ist sie nicht. Wenn man beschleunigt wird, kriegt man eine Gravitation zu spüren, die nicht jeder verträgt. Wenn Sie nur zwölf Stunden hier sind, halten Sie sich besser von Zügen, Flugzeugen, Autos und Aufzügen fern. Das Gefühl soll ziemlich erschreckend sein, obwohl ich selbst gar nichts merke. Ach übrigens, haben Sie einen Wecker an Ihrer Uhr? Sie haben nur zwölf Stunden, das dürfen Sie nicht vergessen.«
    Ich schaute auf meine Uhr,

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