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Wo ist Thursday Next?

Wo ist Thursday Next?

Titel: Wo ist Thursday Next? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Fforde
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es muss ja nicht gleich X-14 sein. Oh, sorry! Ist das immer noch ein wunder Punkt? Warum bringst du nicht ein bisschen Käse zu Penelopes Party am Freitag mit? Wir könnten ja Ananashäppchen mit Käse machen. Käse und Farquitt! Mal wieder so richtig sündigen! Ta-ra!«
    Sie schleuderte ihren Kopf hoch und trabte davon.
    »Haben Sie irgendwas davon verstanden?«, fragte Square.
    »Ungefähr jedes achte Wort.«
    »Ach, doch so viele?«
    Ich stand auf dem Bahnhofsvorplatz und war wie gelähmt vonder Tatsache, dass ich keine Ahnung hatte, was Thursday in der realen Welt machte, was tatsächlich passiert war und was nicht. Die Äußerungen von Cordelia Flakk wiesen darauf hin, dass sie womöglich in den illegalen Käsehandel verwickelt war. Außerdem waren wir kurz zuvor am verlassenen SpecOps-Hauptquartier vorbeigekommen, so dass es wahrscheinlich auch einige ihrer SpecOps-Abenteuer tatsächlich gegeben hatte. Aber ich hatte keine Ahnung, was sonst in ihrem Leben passiert war. Wenn mich jemand etwas Konkretes gefragt hätte, hätte ich bloß dümmlich grinsen und abhauen können. Das Beste war, jedem aus dem Weg zu gehen, der mich vielleicht kannte.
    »War diese Begegnung jetzt irgendwie von Bedeutung?«, fragte ich Square. »Ich meine, in Bezug auf das große Ganze?«
    »Wahrscheinlich nicht«, erwiderte er. »Einfach nur eine zufällige Begegnung ohne Bedeutung. Wenn das hier ein Buch wäre, hätte Cordelia wahrscheinlich den ersten Entwurf nicht überlebt.«
    Die nächsten zwei Stunden lief ich herum und versuchte herauszufinden, wie die Welt funktioniert. Es war verwirrend und ermüdend, und ich hatte den Eindruck, dass ohne großes Ergebnis viel Energie verschwendet wurde. Ich hatte zum ersten Mal richtig gepinkelt, was ziemlich bizarr war; dann habe ich Schokolade gegessen, die richtig gut schmeckte. Meistens belauschte ich irgendwelche Gespräche, musste aber feststellen, dass Professor Plum die Wahrheit gesagt hatte: Das meiste war schrecklich banal. Es hatte wenig mit Kommunikation und viel mehr damit zu tun, dass die Leute sich in Gesellschaft ihrer Artgenossen wohl fühlen wollten. Es war so eine Art Zusammenkuscheln im Finsteren.
    »Es scheint, die Leute haben Angst, allein zu sein«, sagte ich, als wir auf dem Kirchhof der Heiligen Jungfrau der Hummer standen.
    »Meine Theorie ist etwas anders. Ich glaube, es ist eine Frage der Ablenkung.«
    »Wovon?«
    »Von der deprimierenden Erkenntnis, dass wir alle sterben müssen.«
    »Sprechen Sie für sich selbst, Square. Erzählen Sie doch mal ein bisschen von sich.«
    »Ich hab früher in Flatland gearbeitet, aber dann gab es ›künstlerische Differenzen‹ mit Circle, und Bradshaw hat mich für verdeckte Operationen im AußenLand angeworben. Ich war gerade auf einer Mission, als das Ausreiseverbot in die RealWelt erlassen wurde. Daraufhin habe ich beschlossen, hierzubleiben. Ich habe Blue Fairy genommen und bin real geworden.«
    Er seufzte tief, auf seine dünne zweidimensionale Art. »Blue Fairy« war der Slangausdruck für die einzige Methode, mit der fiktionale Figuren real werden konnten. Und die Fee mit den blauen Haaren aus
Pinocchio
war die Einzige, die solche Verwandlungen durchführen konnte. Sie hat es früher sogar umsonst gemacht, wenn man höflich darum gebeten und die Zustimmung des GattungsRats hatte. Jetzt allerdings darf sie gar keine Realisierungen mehr machen, wird aber vom GattungsRat gut dafür bezahlt, dass sie nichts tut. Toller Job, aber so einen kriegt natürlich nicht jeder.
    »Wann kehren Sie denn wieder nach Hause zurück?«, fragte ich.
    »Gar nicht«, sagte er. »Das einzig Gute an dieser Welt hier ist, dass sie so viel Platz hat. Sind Sie so weit?«
    »Ja.«
    Das Haus, wo Thursday und Landen wohnten, lag nur drei Straßen weiter in der Altstadt. Ich bat Square, sich ganz dünn zu machen, holte tief Luft und ging durch den Vorgarten zur Haustür. Mein Herz schlug wie wahnsinnig. Und diesmal ganz real.

21.
Landen Parke-Laine
    Die Herstellung von Robotern, Automaten und mechanischen Menschen und Tieren obliegt der Duplex Corporation, deren Fertigungsanlagen sich auf der Grenze zwischen Sciencefiction und Fantasy befinden. Die meisten Automaten sind heute batteriebetrieben, aber für Liebhaber klassischer Modelle hält die Firma immer noch federbetriebene Roboter bereit, die allen Ansprüchen der Retro-Freunde genügen. Trotz aller Schwierigkeiten mit den Gefühlen, der relativ raschen Abnutzung und der Notwendigkeit ständigen

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