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Wo ist Thursday Next?

Wo ist Thursday Next?

Titel: Wo ist Thursday Next? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Fforde
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Geschäftsviertel, wo prächtige Glastürme standen, die Swindon zu dem machten, was man zu Recht das »Juwel der M4« nennt. Das Swindon in meiner Serie war fast genauso, auch wenn es ein bisschen hinterherhinkte, weil es schon vor acht Jahren geschrieben war.
    »Was ist das denn?«, fragte ich und zeigte auf eine hohe turmartige Stahlkonstruktion auf einem Hügel im Süden der Stadt. Sie war noch im Bau, überragte die Wolkenkratzer im Zentrum der Stadt aber jetzt schon.
    »Ach, dieser riesenwüchsige Pseudo-Eiffelturm da?«, sagte Square. »Der gehört zum Abwehrschild gegen Gottes Zorn, der demnächst die Bevölkerung vor den Stimmungsschwankungen eines rachsüchtigen höheren Wesens bewahren soll. Irgendwas Elektromagnetisches wird zwischen den Türmen aufgespannt, und Gottes Zorn prallt einfach ab, heißt es.«
    »Klingt bescheuert.«
    »Ist es auch. Aber darauf kommt’s ja gerade an. Es muss bescheuert sein. Die vernunftgeleitete Regierung der Commonsense-Partei hat der Nation einen erschreckenden Dummheits-Überschuss hinterlassen, der irgendwie auf harmlose Weise abgebaut werden muss. Man hofft, dass dieser völlig sinnlose und lächerlich teure Abwehrschild genügt, um die Dummheit rasch abzubauen, was schon deshalb notwendig ist, weil es wirklich dringende Probleme gibt, mit denen man sich auseinandersetzen muss.«
    »Was könnte denn schlimmer als Gottes Zorn mit Pech- und Schwefelregen sein?«
    »Weiß nicht. Irgendwas mit Eisbären oder so.«
    Ich seufzte.
    »Ich habe schon lange den Überblick über die laufenden Ereignisse verloren«, musste ich zugeben. »Als ich geschrieben wurde, gab es das alles noch nicht.«
    »Ich lese regelmäßig die Zeitungen«, sagte Square. »Eine richtige Story ist es zwar nicht, aber doch so was Ähnliches. Es hilft ein bisschen gegen das Heimweh. Sie sind jetzt eine Stunde hier und können ganz ordentlich laufen, das ist gar nicht übel. Als Nächstes müssen Sie
Interaktion
lernen, das ist die Methode, mit der die Menschen es schaffen, miteinander zu leben, ohne dass Chaos ausbricht. Am besten lernt man das in einer Menschenmenge.«
    »Einer Menschenmenge?«
    »Ja, genau. Die Menschen sind alle ungefähr gleich, wenn man von geografischen Besonderheiten oder historischen Umständen absieht. Aber im Prinzip sind sie doch alle identisch und funktionieren nach denselben Regeln. Es kommt aber nicht nur darauf an, sich an diese Regeln zu halten. Man muss auch wissen, dass die anderen sich daran halten und dass sie wissen, dass man das weiß. Sie verstehen?«
    »Nicht ganz.«
    »Sie werden es gleich verstehen. Beobachten Sie mal die Leute.«
    Ich sah zu, wie so an die tausend Leute gleichzeitig über den Vorplatz des Travelports hasteten. Sie bewegten sich in sechs verschiedene Richtungen, aber irgendwie doch harmonisch. Sie stießen nie aneinander, und es fiel auch keiner hin. Die Einzigen, durch die alle hindurchgingen, weil sie niemandem auswichen, waren die fragilen Gespenster.
    »Ich sehe immer noch durchsichtige Menschen.«
    »Wie körperlos sind sie denn?«
    »Ich finde sie ziemlich   … dunstig. Und vor allem sehen sie so
traurig
aus.«
    Das stimmte. Sie sahen so niedergeschlagen aus, als ob die ganze Welt auf ihren Schultern läge. Ich hatte mit dem einen oder anderen Blickkontakt gesucht, aber sie hatten mich genauso ignoriert wie alle anderen Leute. Ich wusste über »Gespenster« Bescheid, aber ich hatte immer gedacht, sie wären ein fiktionales Konstrukt. So wie manche kuriosen Aspekte der japanischen Kultur. AberSquare interessierte sich nicht für die transparenten Menschen und wollte lieber mit meiner Erziehung fortfahren.
    »Wenn Sie in einer Menschenmenge überleben können, dann werden Sie mit allem fertig«, sagte er. »Haben Sie schon von Fisch- und Vogelschwärmen gehört?«
    »Ja. Sie sollen in der Lage sein, sich völlig im Gleichklang zu bewegen, als ob sie
ein
Körper wären. Ich habe es aber noch nie gesehen.«
    »Stimmt. Menschenmengen funktionieren so ähnlich. Die Einzelnen gehorchen bestimmten Regeln und reagieren auf subtile Körpersignale, und wenn Sie sich daran halten, können Sie eine Menschenmenge durchqueren und auf der anderen Seite unbeschädigt wieder herauskommen, ohne irgendwen zu berühren oder mit jemandem zusammenzustoßen.«
    »Wirklich?«, sagte ich und schaute auf die wirbelnde Masse von Menschen, die alle durcheinanderzurennen schienen.
    »Betrachten Sie es als einen subtilen Tanz, bei dem Sie niemanden berühren dürfen.

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