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Wo ist Thursday Next?

Wo ist Thursday Next?

Titel: Wo ist Thursday Next? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Fforde
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Aufziehens ist diese Duplex-Produktlinie (gegenwärtig in ihrer sechsten Inkarnation) auch heute noch sehr populär. Besichtigung der Fabrik nach Vereinbarung.
     
    Bradshaws Führer zur BuchWelt,
6.   Aufl.
     
    Ich klopfte zweimal. Man hörte Geräusche im Inneren, und dann ging die Tür auf. Es war Landen, und wir starrten uns ein paar Sekunden lang an.
    »Hallo«, sagte ich.
    »Hallo«, sagte Landen.
    »Hallo«, sagte ich noch einmal.
    »Bist du es?«, fragte er.
    »Nein, nicht wirklich.«
    »Dann komm besser rein.«
    Er hielt mir die Tür auf und ich betrat den Flur, der ganz ähnlich wie meiner war, aber nur im Grundriss. Thursdays Haus war viel realer, abgenutzter und bewohnter als meins. Die Farbe am Treppengeländer war abgeplatzt, dafür hingen hastig abgestreifte Mäntel und Jacken darüber und an den Wänden sah man die Spurenvon Kinderhänden, die wie Gezeitenmarken nach oben verliefen. Einige Bilder hingen ein bisschen schief, und am Lampenschirm war ein kleines Spinnennetz. Landen führte mich direkt in die Küche, die sich in einem Anbau befand, der in den großen Garten hinausragte und zum Teil glasgedeckt war. Auf dem Tisch lag alles Mögliche durcheinander, was so zum täglichen Leben gehört. Es war viel mehr als die stark abgekürzten Aufzählungen, mit denen wir in der BuchWelt vorliebnehmen müssen, selbst wenn das Leser-Feedback auf »Maximum« eingestellt ist. Das Leben scheint viel unaufgeräumter zu sein als die Romane. Das wollen die Leser offenbar so haben, und selbst das Feedback schien eher Hoffnungen und Wünsche als Realitäten zu spiegeln. Ich sah mich gespannt und neugierig um und setzte mich dann auf den Stuhl, den Landen mir anbot.
    »Tee?«, fragte er.
    »Trinke ich den oft?«
    »Literweise.«
    »Auf einmal?«
    »Nein, eigentlich Tasse für Tasse.«
    »Dann hätte ich gern welchen, danke.«
    Er stellte das Wasser auf. »Du siehst Thursday sehr ähnlich.«
    »Ich werde oft mit ihr verwechselt«, sagte ich. Seit sich das Gespräch solchen vertrauten Themen zugewandt hatte, war ich nicht mehr ganz so nervös. »Eigentlich war ich ein bisschen   … überrascht, dass du dich so leicht hast überzeugen lassen, dass ich nicht die echte Thursday bin.«
    »Na ja, ich bin mir nicht völlig sicher«, sagte er. »Noch nicht. Natürlich wünsche ich mir, dass du es bist. Aber es hat schon andere gegeben, die ihr sehr ähnlich sahen. Nicht so wie du, aber doch sehr ähnlich. Die Goliath Corporation will unbedingt wissen, was Thursday so treibt, und schickt mir immer wieder Kopien, die mir Informationen entlocken sollen. Die erste war bloß eine Stimme am Telefon, dann gab es eine, die man nur aus der Entfernung sehen konnte. Die letzte hätte mich fast überzeugt, aber einer Untersuchung aus der Nähe hielt sie dann doch nicht stand.Die Haut stimmte nicht, der Geruch war anders, das Lächeln schief und die Ohren viel zu weit oben. Ich verstehe gar nicht, warum sie immer noch welche schicken, um ehrlich zu sein. Und ich weiß auch nicht, was aus ihnen wird. Nachdem ich die letzte rausgeschmissen hatte, kam jemand von Goliaths Abteilung für Synthetische Menschen vorbei und wollte wissen, was ich mit ihr gemacht hätte. Als ich ihn gefragt habe, ob so ein Nachbau eigentlich rechtmäßig sei, wurde er ganz verlegen. Er behauptete, es habe gar keine Kopien gegeben und er wäre auch gar nicht von der
Synthetic Human Division
. Stattdessen wollte er plötzlich das Gas ablesen.«
    »Aber wieso verlieren die gleich zwei synthetische Thursdays?«
    »Sie haben sogar drei verloren. Es gab nämlich noch eine, aber die hab ich nie gesehen. Sie haben gesagt, das wäre die bisher beste gewesen. Sie haben sie vor zwei Wochen in der Nähe von Clary-Lamarr abgesetzt und seither nichts mehr von ihr gehört. Bist du das vielleicht?«
    »Nö.«
    »Bist du sicher.«
    »Vollkommen«, sagte ich, etwas beleidigt. »Ich bin kein Goliath-Roboter.«
    »Es geht nicht um Roboter, es geht um synthetische Menschen. Die sind in jeder Beziehung menschlich, bloß nicht authentisch.«
    Ich holte tief Luft. Ich musste die Karten jetzt auf den Tisch legen.
    »Sie ist verschwunden, nicht wahr?«
    Für den Bruchteil einer Sekunde sah Landen bestürzt und erschrocken aus.
    »Aber keineswegs. Ihre Abwesenheiten sind manchmal recht lang, das gebe ich zu. Aber wir stehen in ständigem Austausch.«
    »Aus der BuchWelt?«
    Er lachte. »Diese alte Geschichte, mal wieder! Es ist nie bewiesen worden, dass sie die Grenze überschreiten

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