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Wo Licht im Wege steht

Wo Licht im Wege steht

Titel: Wo Licht im Wege steht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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läutete.
    Niemand meldete sich.
    Da es Sonntagvormittag war, konnte sie sich auf einem Spaziergang befinden. Weil ihr Vor- und Zuname angebracht war, nahm ich an, daß sie unverheiratet sei. Ich beschloß, ein wenig dringend zu werden, und begann ein kleines Klingelkonzert. Ich läutete einmal lang, zweimal kurz und probierte noch andere Kombinationen aus. Und siehe da: Der Summer ertönte, die Tür öffnete sich.
    Ich warf noch einen schnellen Blick auf die Nummer ihres Apartments und ging hinein. 319 war ihre Nummer. Draußen war ein herrlicher Tag. Die Sonne strahlte; die Luft hatte jene Frische, die die Menschen in der Stadt aufschnuppern läßt und in ihnen die Sehnsucht nach Bäumen und Wiesen wachruft. In dem Haus hingegen war die Luft dick und muffig. Das Treppenhaus lag im Halbdunkel.
    Schließlich fand ich den Aufzug und ratterte zum dritten Stock hinauf. Auch das Apartment 319 entdeckte ich nach einigem Suchen.
    Die Tür war geschlossen.
    Ich klopfte, aber es rührte sich nichts. Dann drehte ich den Türknopf um und ging hinein. Es war eines der üblichen Apartments in mittlerer Preislage. Das Haus war alt, und man hatte frühere Wohnungen in diese Apartments aufgeteilt, mehr auf gut Glück, indem man weder auf Rentabilität noch auf wohnliche Gesichtspunkte achtete. Der Raum war recht einfach möbliert.
    Im Bad lief das Wasser, und nachdem ich die Tür hinter mir geschlossen hatte, hörte ich die Stimme einer Frau.
    »Ich wunderte mich schon, warum du nicht früher mit dem Wagen gekommen bist. Das Wetter ist ja herrlich heute...«
    Ich ging zum Fenster hinüber und setzte mich in einen Sessel.
    Als ich nicht antwortete, brach die Stimme im Bad plötzlich ab, der Wasserhahn wurde zugedreht, und eine Tür öffnete sich.
    Claire Bushnell stand vor mir. Sie trug einen Bademantel und leichte Slippers an den Füßen. Mit großen, erstaunten Augen sah sie mich an.
    »Das hab ich ja gern!« rief sie aus.
    Auf dem Tisch lag eine Morgenzeitung. Obwohl ich sie bereits genau kannte - vor allem, was die Details über die >Kozy-Dell-Doppelselbstmordaffäre< anging -, nahm ich sie wieder in die Hand und schaute meine überraschte Gastgeberin unschuldig an.
    »Ich wollte Sie nicht bei Ihrem Bad stören«, sagte ich, »ziehen Sie sich nur in Ruhe an!«
    »Jetzt sehen Sie aber zu, daß Sie hier schnell wieder ’rauskommen«, gab sie zur Antwort.
    Ich hob meinen Blick, legte einen Ausdruck von freundlicher Überraschung in mein Gesicht und betrachtete sie.
    »Was soll das?« fragte ich.
    »Haben Sie mich nicht verstanden? Verschwinden sollen Sie!«
    »Aber ich muß mit Ihnen sprechen.«
    »Hinaus!« sagte sie, nun aber etwas zögernder: »Ich dachte, Sie sind...«
    »Was?« fragte ich harmlos.
    »Wer sind Sie eigentlich?«
    »Haben Sie nicht ein Detektivbüro beauftragt...«
    »Nein!« rief sie.
    »Ich glaube aber doch!«
    »Sie sind wohl völlig verrückt, ich habe niemals im Leben ein Detektivbüro beauftragt.«
    Ruhig legte ich die Zeitung nieder, griff in meine Brieftasche und zog eine Geschäftskarte heraus. Dann ging ich zu ihr hinüber und überreichte sie ihr.
    Sie nahm die Karte. Nachdem sie einen Blick daraufgeworfen hatte, schaute sie mich einen Moment mißtrauisch an. »Oh«, rief sie dann aus.
    Wieder ließ ich mich in meinem Stuhl nieder.
    »Sie sind also Donald Lam?« fragte sie.
    »Stimmt.«
    Nach kurzem Nachdenken fragte sie: »Können Sie sich ausweisen?«
    Ich zeigte ihr meine Lizenz.
    Sie wurde ein wenig verlegen.
    »Ich wollte gerade ein Bad nehmen.«
    »Das vermute ich.«
    »Na schön, machen Sie’s sich bequem. Sind Sie eigentlich Ihren Klienten gegenüber immer so anmaßend?«
    »Ich habe an die Tür geklopft, aber Sie antworteten nicht.«
    »Ich ließ die Tür offen, weil ich dachte, Sie seien - eine Freundin.«
    »Ich hatte aber keinerlei Lust, draußen zu stehen, um allen Nachbarn zu erklären, wer ich bin.«
    »Ja«, gab sie zu, »das kann ich verstehen. Gut. Ich werde mich jetzt anziehen.«
    Hinter dem Badezimmer schien sich ein Schlafzimmer zu befinden. Sie ging durch das Bad und schloß die Tür hinter sich. Außerdem drehte sie den Schlüssel herum. Sie hatte so viel Vertrauen zu mir wie ein Kanarienvogel zu dem Hauskater. Es dauerte fünfzehn Minuten, bis sie zurückkam.
    Bertha Cool hatte recht. Sie war ein hübsches, gutaussehendes Mädchen. Sie hatte ein schmales Gesicht und lebhafte schwarze Augen, die auch einen Schuß Humor verrieten. Ihre Haarfarbe ging in tiefe, blauschwarze Töne

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