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Wo Licht im Wege steht

Wo Licht im Wege steht

Titel: Wo Licht im Wege steht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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über, und ihre Figur war wirklich reizvoll.
    Als sie sich neben mich setzte, wirkte sie reserviert.
    »Ich nehme an, Sie wollen mir etwas berichten. Was haben Sie inzwischen herausgefunden?«
    »Eigentlich wollte ich von Ihnen noch ein paar nähere Angaben haben«, entgegnete ich ihr.
    »Aber ich gab doch Mrs. Cool schon alle Einzelheiten bekannt.«
    »Das ist schon möglich, aber sie schrieb sie leider nicht aut.«
    »Wieso? Natürlich schrieb sie alles auf. Sie saß vor einem Blatt Papier und machte Notizen, während ich mit ihr sprach.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Bertha Cools Hauptbeschäftigung ist es, sich um die finanzielle Seite unseres Unternehmens zu kümmern«, begann ich, »wenn sie auch den Eindruck machte...«
    Claire Bushnell warf den Kopf zurück und lachte. »Ich verstehe«, sagte sie.
    »Ich hingegen interessiere mich dafür, mehr über Ihre Tante zu erfahren. Bertha schrieb mir auf, sie heißt Amelia Jasper und wohnt 226, Korreander. Sind Sie ihre einzige noch lebende Verwandte?«
    »Das stimmt.«
    »Was gibt es sonst noch?«
    »Was wollen Sie speziell wissen?«
    »Am besten alles.«
    Sie zögerte einen Augenblick und sah mich prüfend an. Sie überlegte, wieviel man mir wohl preisgeben könne.
    »Mein Onkel starb vor einigen Jahren und hinterließ meiner Tante ein Vermögen, das anscheinend nicht unbedeutend ist. Niemand weiß jedoch, wieviel.«
    Ich lauschte.
    Sie sprach sehr langsam und wählte ihre Worte sorgfältig.
    »Meine Tante ist nun zweiundfünfzig Jahre alt, und in den letzten Jahren ist sie unwahrscheinlich eitel geworden. Sie sieht für ihr Alter noch recht gut aus, aber ich finde es manchmal geradezu töricht, wie sie sich benimmt. Eine ihrer Marotten ist es, die Leute nach ihrem Alter raten zu lassen. Sie wissen ja, wie so was vor sich geht. Nichts erscheint ihr dafür zu absurd. Wie gesagt, sie ist zweiundfünfzig. Wenn Tante Amelia nun auf fünfundvierzig geschätzt wird, reagiert sie sehr kühl. Schätzt man sie jedoch auf vierzig, dann lächelt sie geschmeichelt. Falls ihr jedoch jemand sagt, daß sie wie siebenunddreißig aussieht, so lebt sie förmlich auf. Sie wird dann in süßlichem Ton erwidern: >Aber, Liebling, du wirst es nicht glauben, ich bin tatsächlich schon einundvierzig.<«
    »Welche Haarfarbe hat sie?«
    »Hennarot.«
    »Und ihr Temperament?«
    »Nicht aufdringlich, normalerweise!«
    »Und nun zur Sache!« Dabei sah ich sie aufmerksam an. »Sie befürchten, daß dieser Mann ernsthafte Absichten hat?«
    Unsere Blicke begegneten sich einen Augenblick lang, und dann nickte sie. »Genau das!«
    »Wie stehen Sie mit Ihrer Tante? Freundschaftlich?«
    »Wir wollen uns nicht mißverstehen, Mr. Lam. Nehmen Sie einmal an, Sie seien zweiundfünfzig Jahre alt, wünschten aber, daß man Sie für fünfunddreißig hält — und es wäre da eine junge Nichte in Ihrer Nähe, die etwa... Na, wie alt schätzen Sie mich?«
    Ich ließ meinen Augen genügend Zeit, sie genau zu betrachten. Dann sagte ich: »Achtunddreißig, schätze ich!«
    Wütend funkelten ihre Augen, aber gleich danach brach sie in lautes Lachen aus.
    »Ich bin vierundzwanzig.«
    »Gut, aber nach der Lektion, die Sie mir erteilt haben...«
    »Aber sagen Sie, sehe ich wirklich älter als dreißig aus?«
    »Nein, ich nahm an, Sie wären siebzehn, aber nachdem Sie mir die psychologischen Hintergründe bei Ihrer Tante geschildert hatten, versuchte ich, bei Ihnen umgekehrt vorzugehen...«
    »Ach, Unfug«, warf sie ein.
    Ich schwieg und wartete.
    »Nun, Sie können sich jetzt ungefähr vorstellen, wie ich mit Tante Amelia stehe. Sie hat mich gern um sich, solange kein Mann in der Nähe ist. Und seitdem sich dieser Herr häufig bei ihr aufhält, wünscht sie, daß ich vorher anrufe, wenn ich sie besuchen will. Mit anderen Worten: Sie will sicher sein, daß ich nicht auftauche, wenn jener Herr mit dem dunklen Haar und dem hübschen Profil bei ihr ist.«
    »Haben Sie ihn jemals dort getroffen?«
    »Einmal«, sagte sie »aber Tantchen war sehr geschickt und wurde mich auf die schnellste Weise los.«
    »Sie wurden ihm vorgestellt?«
    »Keineswegs.«
    »Dann sprachen Sie nie mit ihm?«
    »Nein.«
    »Aber Sie glauben, daß er Sie wiedererkennen würde?«
    »Ja, ich bin sicher.«
    »Aber er sah Sie doch nur ganz kurz?«
    »Ein paar Sekunden nur.«
    »Und trotzdem?«
    »Ja.«
    »Er musterte Sie sehr genau?«
    »Seine Augen durchröntgten mich geradezu.«
    »Ist das seine Art?«
    »Seine Blicke waren jedenfalls so.«
    »Was,

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