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Wo Licht im Wege steht

Wo Licht im Wege steht

Titel: Wo Licht im Wege steht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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zurückging. Nach fünf Minuten kam er wieder heraus. Er faltete ein Papier zusammen und steckte es in die Rocktasche. Dann stieg er in den Polizeiwagen ein.
    »Kommen Sie«, rief er, »wir wollen noch eine kleine Fahrt machen.«
    Diesmal schlug er die Richtung nach San Robles ein.
    6285 Orange Avenue war ein typisches Nachkriegshaus. Billiges Material und billige Arbeit. Nach außen hin sah es noch recht stilvoll aus, aber für das Innere schien die Phantasie des Architekten nicht mehr ausgereicht zu haben.
    Wir kamen durch ein kleines Tor. - Sellers läutete.
    Eine Frau öffnete die Tür. Sie hatte stark gerötete und geschwollene Augen. Man sah ihr an, daß sie so lange geweint hatte, bis sie einsah, daß cs nutzlos sei. Nun befand sie sich in jener merkwürdig dumpfen Stimmung, in der man versucht, sich mit gänzlich unerwarteten Umständen abzufinden.
    »Kennen Sie diesen Mann?« fragte Sellers.
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Es tut mir leid, Sic zu stören«, fügte er hinzu, »dürfen wir mal hineinkommen?«
    Mrs. Fulton trat zur Seite und hielt uns die Tür auf.
    »Wo sind die Kinder?« fragte Sellers.
    »Eine Nachbarin hat sie mitgenommen«, antwortete sie. »Ich fand es richtiger, sie hinüberzugeben, damit sie den ganzen Trubel hier im Hause nicht miterleben müssen.«
    »Das war gut so«, meinte Sellers, »wir wollen Sic auch nicht lange behelligen.«
    Er ließ sich in einen tiefen Sessel sinken, schlug die Beine übereinander und betrachtete Mrs. Fulton und mich mit gespannter Aufmerksamkeit. Dann fuhr er fort: »Ich will auch gleich zur Sache kommen: Ist es wahr, Mrs. Fulton, daß Sie diesen Mann hier niemals gesehen haben?«
    Sie sah mich an und schüttelte den Kopf. »Niemals!«
    »Sie haben ihn auch nicht beauftragt, Ihren Mann zu beobachten?«
    »Nein, um Himmels willen, nein! Ich hatte nicht einen Augenblick den Eindruck, daß mit meinem Mann irgend etwas los sein könnte.«
    »Sie glaubten, Ihr Mann arbeite in seinem Büro?«
    »Nicht im Büro, ich dachte, er sei geschäftlich unterwegs.«
    »Erschien er Ihnen in den vergangenen Wochen völlig unverändert, so, wie er sonst immer gewesen war?«
    »Ja - er war sogar besonders aufmerksam zu mir. Erst vor einigen Tagen, als er nach Hause kam, dachte ich mir, wie glücklich ich doch eigentlich sei. Er machte mir Komplimente über mein Aussehen - ja, tatsächlich, ich glaube, es war gestern erst. Jetzt erscheint es mir, als seien inzwischen Jahre vergangen.«
    Sellers sah mich an.
    »Wie steht es mit Ihrer Versicherung?« fragte ich sie.
    Sellers war überrascht. »Was soll diese Frage, Sie Schlaukopf?«
    »Nichts Besonderes«, sagte ich. »Es scheint mir, daß Sie bisher nur hier herumgeschnüffelt und die Gefühle dieser Frau aufgewühlt haben. Vielleicht wäre es allmählich an der Zeit, ihr ein bißchen zu helfen, diese Umstellung leichter zu ertragen.«
    »Das ist richtig, ich werde darüber nachdenken«, meinte er.
    Irene Fulton warf ein: »Denken Sie, ich habe meinen Mann erst v or einigen Monaten gebeten, eine Versicherung abzuschließen. Es kostet ja alles so viel, und wir konnten nichts sparen - oder wenigstens nicht genug. Darum wollte ich für die Kinder und für mich eine gewisse Sicherheit haben. Fünfzehntausend, meinte ich, seien genug für jedes Kind, um eine Ausbildung zu bezahlen, und für Wich zehntausend.«
    »Das ist gut«, sagte Sellers.
    »Wie lange ist das her?« fragte ich.
    »Seit letztem Herbst. Und heute rief ich die Versicherungsleute a n. Sie sagten mir, daß die Versicherung im Falle eines Selbstmordes ungültig sei, wenn der Vertrag nicht bereits ein Jahr besteht.
    Ich soll nun die ersten Prämien zurückbekommen, und sonst nichts. Das ist dann alles, was ich besitze.«
    »Und wem gehört das Haus?« fragte Sellers.
    »Es gehört uns, nur ist eine erhebliche Hypothek darauf. Sicherlich könnten wir unseren Anteil verkaufen. Aber das wäre nicht so einfach - und schließlich müssen wir ja auch eine Wohnung haben. Außerdem, die Kinder...«
    Sie hielt einen Augenblick inne. Es war, als müsse sie sich über ihre Lage selbst erst klarwerden. Ein Ausdruck der Angst war in ihrem Gesicht deutlich erkennbar. »Was soll ich tun? Wie soll das nur weitergehen - Gott im Himmel! Wir werden kein laufendes Einkommen mehr haben, wir werden nicht...«
    »Nehmen Sie es nicht so schwer«, sagte Sellers.
    »Stellten Ihre Verträge eine reine Lebensversicherung dar?« forschte ich weiter.
    »Ja. Falls mein Mann durch einen Unfall umkommen

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