Wo Licht im Wege steht
bedeutet haben kann. Ich weiß, daß sie ihn gern hatte, ihn verehrte und respektierte. Aber ich weiß genau, daß außer den üblichen kleinen Schäkereien, wie sie nun mal im Büro so vor sich gehen, Dover Fulton sich ihr nie ernsthaft genähert hat während der Zeit, als sie für ihn arbeitete.«
»Vielleicht war Fulton aber trotzdem sehr verliebt in sie.«
»Das kann ich ja eben nicht begreifen. Ich glaube es nicht. Minerva und ich waren so eng befreundet, daß sie mir das niemals verschwiegen haben würde.«
»Sie glauben, daß Sie sie so gut gekannt haben?«
»Ganz bestimmt!«
Ich stand auf. »Falls jemand nach mir fragen sollte, sagen Sie bitte, daß ich bei Ihnen war und wieder fortgegangen bin.«
»Wer sollte denn nach Ihnen fragen, Donald?«
»Ich weiß es nicht. Aber es könnte ja möglich sein.«
»Ihr Büro?«
»Vielleicht.«
»Was wird Ihre Partnerin nun mit meinem Scheck machen?«
»Sie wird sich noch mit Ihnen beschäftigen.«
»Donald, ich habe Ihnen doch nun erklärt, daß ich nicht schuld an der Geschichte bin.«
»Ich weiß! Aber ich glaube kaum, daß Sie Phantasie genug entwickeln werden, Bertha Cool eine berechtigte Forderung von zweihundert Dollar ausreden zu können. Es wäre dasselbe, als versuchten Sie, aus einer Atombombenexplosion einen Schluckauf zu machen!«
Mit diesen Worten verließ ich sie. Ich hatte selbst genügend Sorgen, und die waren wesentlich größer als die ihren.
13
Ich mußte noch einer Spur nachgehen. Bob Elgin hatte die Telefonnummer Waverlay 98765 angerufen, nachdem ich seine Wohnung verlassen hatte. Die Adresse, die auf dem Lizenzschein des Wagens stand, der mich in der Nacht verfolgt hatte, war Sam Lowry, 968 Rippling Avenue.
Die Chancen standen nur eins zu hundert. Aber es zeigte sich, daß meine Kombination richtig war. Waverlay 98765 war die allgemeine Telefonnummer eines Apartmenthauses. Und die Adresse dieses Apartmenthauses war tatsächlich 968 Rippling Avenue.
Es war ein letzter, verzweifelter Versuch, und die Zeit verstrich schnell. Sobald erst die beiden Fotografinnen aufwachten und die Morgenblätter lesen würden, mußten sie sich sofort der Adresse erinnern, die sie mir gegeben hatten. Und von dem Augenblick an würde Frank Sellers sein großes Fangnetz nach mir auswerfen, dessen war ich sicher.
Ich fuhr so rasch wie möglich zur Rippling Avenue. Das Apartment machte keinen vertrauenerweckenden Eindruck. Sam Lowry hatte im zweiten Stock seine Wohnung.
Ich läutete.
Es dauerte eine geraume Zeit, bevor sich etwas rührte. Dann hörte ich die Stimme eines Mannes, der durch das Haus rief:
»Wer ist da?«
»Eine Nachricht für Sie«, antwortete ich.
Die Tür wurde von oben aufgedrückt. Ich ging hinein und stieg die Stufen zum zweiten Stock empor.
Der Mann, der mich oben an der Treppe erwartete, war ein gutgebauter, breitschultriger Bursche, etwa 28 oder 29 Jahre alt. Er hatte den breiten Stiernacken, wie ihn Ringer und Boxer haben. Seine gelockten Haare waren noch ungekämmt. Er trug Hosen, in die er das Oberteil seines Pyjamas gesteckt hatte, und hatte Pantoffeln an. Durch das gebrochene, flache Nasenbein hatte sein Gesicht einen mongolischen, abgestumpften Ausdruck. Sobald er lächelte, wirkte es jedoch gutmütig.
»Was ist los?« fragte er mich.
Ich schloß die Wohnungstür hinter mir. »Es tut mir leid, wenn ich Sie aus dem Bett geholt habe.«
»Oh, das macht nichts. Ich stehe um diese Zeit immer auf. Aber nun sagen Sie schon, was Sie wollen. Von wem bringen Sie mir eine Nachricht?«
»Von mir«, sagte ich.
Das gutmütige Grinsen verschwand aus seinem Gesicht. Breitbeinig stand er vor mir, die Hände in den Hosentaschen. »Das gefällt mir nicht Kamerad«, meinte er und sah mich durchdringend an.
»Mein Name ist Donald Lam, vielleicht gefällt Ihnen das schon besser.«
Er schlug die Hand gegen seine Stirn, als ob er sich erinnern müsse, wo er den Namen zuvor schon gehört habe.
Ich half ihm ein wenig, seine Erinnerung aufzufrischen.
»Vielleicht wissen Sie noch, daß wir beide in der vergangenen Nacht Verstecken gespielt haben.«
Ein Leuchten ging über sein Gesicht. Er grinste, und man sah, daß ihm im linken oberen Kiefer mehrere Zähne fehlten, die ihm vermutlich bei einer Auseinandersetzung verlorengegangen waren.
»Ja, das ist gut!« rief er aus. »Kommen Sie, setzen Sie sich.«
Er reichte mir seine Pranke herüber, und wir gaben uns die Hände.
»Haben Sie Ihren Wagen gefunden?«
Ich nickte. »Alles in
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