Wo Licht im Wege steht
oder später einen Annäherungsversuch unternommen hätte.«
»Und wie verhielt sich Minerva?«
»Sie führte die Männer ein bißchen an der Nase herum und hielt sie hin. Wir hatten unsere ständigen Begleiter, beim Ausgehen, beim Schwimmen - einer von ihnen wurde ganz närrisch, er verliebte sich regelrecht in Minerva, aber das nützte ihm nichts.«
»Minerva wurde mit ihm auch einmal fotografiert, und ihr Kopf ruhte auf dem Bild an seiner nackten Schulter.«
»Woher wissen Sie das?«
»Ich sah das Foto.«
»Donald Lam«, sagte sie betont ernst, »haben Sie mir diese Negative gestohlen? Ich wette, es ist so. Ich suchte sie schon überall und konnte mir nicht erklären, wohin ich sie gelegt haben könnte, ich...«
»Natürlich habe ich sic. Weil Sie versuchten, sie vor mir zu verbergen, habe ich sie genommen.«
»Das mag ich aber nicht gern.«
»Ist ja nun geschehen. Bleiben wir bei der Hauptsache. Hatte Stanwick Carlton eine Ahnung davon, was Sie beide während der Ferien trieben?«
»Ich sagte Ihnen doch, daß wir nichts Ernsthaftes angestellt haben. Wir hatten einige harmlose Verehrer, und das war alles.«
»Und einer von ihnen war Tom Durham?«
»Nein, ich habe diesen Mann nur einmal in meinem Leben gesehen, und das war damals, bei meiner Tante. Es war alles so, wie ich es Ihnen beschrieben habe. Tante Amelia stellte uns nicht einmal einander vor.«
»Warum wünschte Minerva dann, daß er beobachtet werden sollte?«
»Sie wollte es ja nicht, daß man ihn beobachtete. Sie wollte nur seinen Namen erfahren und wissen, in welcher Beziehung er zu meiner Tante stehe.«
»Und woher wußte sie, daß er ein Bekannter Ihrer Tante sei?«
»Von all diesen Dingen weiß ich nichts, Donald. Ich schwöre es Ihnen. Minerva kam am Sonnabend morgen zu mir. Wir hatten uns während der Zeit, die sie in der Stadt verbrachte, drei- oder viermal gesehen. Am Sonnabend erschien sie mir ein wenig triumphierend. Ich hatte den Eindruck, als habe sie etwas überwunden, was sie bisher bedrückt hatte. Sie war aufgeregt. Sie gab mir diesen Scheck und bat mich, in Ihr Büro zu gehen. Aber sie bat mich inständig» sehr, sehr vorsichtig zu sein, denn der Mann dürfe nicht erfahren, daß sie Nachforschungen anstellen lasse. Sie berichtete mir dann von seiner Freundschaft mit Tante Amelia, und nach ihrer Beschreibung wurde es mir klar, daß es jener Mann sein müsse.«
»Und Sie haben keine Ahnung, was er von Ihrer Tante wollte?«
»Beim Himmel, nein! Minerva sagte mir, daß er um vier Uhr nachmittags dort sein werde.«
»Und Sie wissen wirklich nicht, ob er sie heiraten wollte - oder ihr Aktien verkaufen oder...«
»Ich weiß überhaupt nichts. Vielleicht ist er Agent für eine Lebensversicherung! Ich erzählte Ihnen damals eine kleine Geschichte, damit Sie an die Arbeit gehen konnten. Und für den Fall, daß er etwas merken sollte, würden die Spuren immer nur bis zu mir geführt haben und nicht zu Minerva. Das war ihre Hauptsorge. Sie sagte mir, es sei äußerst wichtig für sie, daß niemals der geringste Verdacht auf sie fallen werde.«
»Und während dieser Zeit verschwieg Ihnen Minerva das Wichtigste.«
»Was meinen Sie damit?«
»Sie hatte eine große Liebesaffäre mit Dover Fulton und erzählte Ihnen nichts davon.«
»Donald«, sagte Claire und sah mich offen an, »das ist der Punkt, den ich nicht verstehen kann. Ich bin sicher, daß Minerva mir das erzählt haben würde. Warum sollte sie mir das verheimlichen, wo wir doch sonst alles miteinander besprachen? Ich kann diese Sache mit Dover Fulton einfach nicht begreifen.«
»Wo waren Sie am Sonnabend abend so gegen zehn Uhr?«
»Ich? Ich war ausgegangen.«
»Mit einer Freundin?«
»Geht Sie das etwas an?«
»Freund?«
»Ich höre auf diesem Ohr nicht gut!«
»Ich hoffe, Sie haben ein Alibi!«
»Ein Alibi? Was wollen Sie damit sagen?«
»Zu dieser Zeit wurde der Mord begangen.«
»Welcher Mord? Wovon sprechen Sie eigentlich? Von dem Mord, der letzte Nacht geschah?«
»Meinen Sie den Strumpfmord?«
»Ja.«
»Ich nicht.«
»Nun sagen Sie schon, was Sie meinen.«
»Ich spreche von dem Mord, der an Minerva Carlton begangen wurde.«
Nach einer kleinen Pause sagte sie: »Erwarten Sie von mir, daß ich total überrascht bin?«
»Nein.«
»Ich weiß nur zu genau, daß es kein Selbstmord gewesen sein kann«, sagte sie. »Minerva war nicht der Typ. Minerva würde niemals Selbstmord begangen haben, und vor allem glaube ich nicht, daß Dover Fulton ihr so viel
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