Wo Licht im Wege steht
Ordnung.«
»Wir haben das Benzin aufgefüllt und stellten fest, wo Sie ihn zu parken pflegten. Ich fuhr ihn dorthin, damit Sie ihn am Morgen wiederfinden konnten. Die Schlüssel mußte ich allerdings steckenlassen, aber ich glaubte nicht, daß jemand die Karre stehlen würde.«
»Nein, so leicht nicht.«
»Was machten Sie denn mit meinem Wagen?«
»Ich parkte ihn in der Nähe einer Straßenbahnhaltestelle. Ich nahm an, Sie würden ihn als gestohlen melden.«
Er zog seine Nase kraus. »Sie müssen wissen, ich bin ein Sportsmann und immer fair. Das würde ich Ihnen nicht angetan haben.«
»Ich habe schon versucht, Sie anzurufen, aber es meldete sich niemand.«
»Woher hatten Sie denn die Telefonnummer?«
»Ich verfüge über genügend Informationsquellen.«
Er lachte. »Meine Nummer ist die vom ganzen Haus unten in der Halle. Der Hausmeister, der in der Nähe sein Zimmer hat, geht manchmal hin, wenn er es läuten hört. Er ruft dann die Betreffenden herunter. Manchmal schläft er aber auch, und dann läßt er es klingeln.«
»Was wollten Sie eigentlich letzte Nacht von mir?«
»Ich wollte mich mit Ihnen unterhalten, und je nachdem, wie die
Unterhaltung ausgefallen wäre... Wenn Sie schwierig geworden wären, dann...«
»Dann hätten Sie die Konturen meines Gesichts ein wenig verändert«, fügte ich hinzu.
Er grinste wieder.
»Und was werden Sie nun heute morgen mit mir machen?«
»Zum Teufel, zunächst will ich Ihnen zu einer Tasse Kaffee verhelfen«, antwortete er. »Was halten Sie davon? Ich habe im Bett schon die Zeitung gelesen und bin nun verdammt hungrig.«
»Ich habe bereits dreimal gefrühstückt und noch zwei Tassen Kaffee zusätzlich getrunken.«
»Na schön, dann setzen Sie sich und warten Sic. Ich muß zunächst mit jemandem sprechen, bevor ich Sie wieder gehen lasse.«
»Was war denn eigentlich gestern nacht los?«
»Sie wissen es doch.«
»Nein, ich weiß es nicht.«
»Nun, Sie sollten es aber wissen.«
Inzwischen hantierte er im Zimmer herum. Er hatte den lockeren Gang, der sportlich durchtrainierten Leuten eigen ist. Er setzte das Kaffeewasser auf und steckte dann seinen Kopf durch die Schlafzimmertür.
»Hallo, Süße, aufwachen!«
Eine schläfrige Frauenstimme fragte: »Wer ist es denn?«
»Das wirst du niemals erraten. Mach dich hübsch und komm heraus.«
Gleich darauf öffnete sich die Tür. Ein verschlafenes rothaariges Mädchen erschien. Sic trug einen Bademantel, der offensichtlich Sam Lowry gehörte, denn sie konnte sich fast zweimal hineinwickeln. Außerdem schleppte sie ihn auf dem Boden nach. Wie sie so dastand, wirkte sie ungemein zierlich und kindlich.
»Schau ihn dir an«, sagte Lowry, »das ist der Bursche, der uns heute nacht den Streich spielte, du weißt, bei den Güterwagen.«
»Donnerwetter«, sagte die Rothaarige anerkennend. »Und heute kommt er dich freiwillig besuchen?«
»So ist es.«
»Und was will er?«
»Das möchte ich auch wissen. Putz deine Zähne, meine Süße, und wasch dir den Schlaf aus den Augen. Dann werden wir frühstücken und uns mit ihm unterhalten.«
Sie nickte und verschwand wieder hinter der Tür.
Einen Augenblick später hörte ich, wie das Wasser im Bad ¿ laufen begann.
»Ein netter Käfer«, sagte Lowry.
»Das ist sie wirklich«, bestätigte ich.
»Na, und Sie haben sie noch nicht richtig gesehen«, sagte er voll Besitzerstolz. »Warten Sie ab, Sie werden staunen, was alles unter dem Bademantel verborgen ist. Ein netter, kleiner Teufel. Wie wollen Sie Ihre Eier haben?«
»Ich sagte Ihnen doch, daß ich schon dreimal gefrühstückt habe. Ich danke wirklich.«
»Schön, wie Sie wollen. Ich muß immer gut frühstücken. Ich brauche das Futter für die Maschine.« Er zeigte auf seine kräftigen Armmuskeln.
»Die Kleine ist zwar süß, aber mit dem Kochen steht sie auf dem Kriegsfuß.«
»Warum bringen Sie es ihr nicht bei?«
»Das werde ich schon mit der Zeit. Aber es ist auch nicht so wichtig.«
Er wickelte einige Scheiben Schinken aus, legte sie in eine Bratpfanne, stellte die Pfanne aufs Gas und ließ den Schinken in seinem eigenen Fett schmoren. Dann sagte er: »Bei Ihnen muß ich mich in acht nehmen, Sie sind ein gerissener Bursche.«
»Nicht so gerissen, wie Sie denken. Ich hatte halt Glück!«
»Ich habe mich schön hereinlegen lassen«, gab er zu. »Es war ein verdammter Blödsinn von mir, aber, ich hatte das wirklich nicht erwartet. Wo steckten Sie denn nur? Etwa unter den Güterwagen?«
»Natürlich. In
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