Wo Licht im Wege steht
vorbeikommen, das heißt, wenn er nicht die Absicht hat, Sie aus dem Geschäft herauszudrängen. Aber das kann er doch eigentlich nicht, oder?«
Lowry sah mich an, in seinen Augen stand nichts als eiskaltes Mißtrauen.
»Was soll das heißen, mich herauszudrängen?«
»Ich habe Sie ja nur gefragt.«
»Und woher soll ich wissen, was er tun wird?«
Wir saßen und schwiegen. Die Rothaarige ließ Wasser in das Spülbecken ein, und wir beobachteten sie, wie sie das Geschirr spülte und es dann auf ein Ablaufbrett stellte. Sie verrichtete ihre Arbeit mit einer gewissen Anmut. Ich sah auf die Uhr.
»Ich verstehe eigentlich nicht, wo Elgin bleibt. Es ist zu dumm, daß Sie gar nichts von ihm gehört haben.«
»Sagte er denn, daß er kommen würde?«
»Ich erzählte ihm die ganze Geschichte und sagte ihm, daß ich einen Mann brauchte, der für den Ernstfall eine Unterstützung sei. Und ich rechnete ihm auch vor, was er dabei verdienen werde. Dann gab er mir Ihren Namen und Ihre Adresse. Als ich ihm sagte, daß Sie bereits versucht hätten, mich vorher zu treffen, lachte er. >Leute, die Sie treffen wollen, finden das manchmal gar nicht so angenehm - oder auch umgekehrt!< So ähnlich hat er sich ausgedrückt. Ich habe es vergessen. Dann erzählte ich ihm, daß ich Sie aufsuchen werde. Und ich nahm natürlich an, daß er entweder auch herkommen oder doch wenigstens mit mir Verbindung aufnehmen würde.«
Lowry sagte nichts. Und wir schwiegen wieder.
»Sie kennen ihn doch besser als ich. Glauben Sie, daß er uns beide hinters Licht führen will? Wäre er dazu imstande?«
»Zum Teufel, ich bin nicht sein Partner. Ich bin schließlich nur sein Rausschmeißer.«
»Aber Sie nahmen doch an, daß Sie auch einen Anteil bekommen würden?«
»Um welche Summe handelt es sich?«
»Um achtzigtausend.«
»Und woher sollen die kommen?«
»Lesen Sie die Zeitungen von gestern und überlegen Sie es selbst. Dover Fulton wurde tot aufgefunden. Wenn er Selbstmord begangen hat, dann wird die Versicherung nicht ausgezahlt. Seine Witwe bekommt nur die eingezahlten Prämien zurück. Wenn er aber ermordet worden ist, dann müßte die Versicherung zahlen, und zwar die doppelte Summe. Die Police ist auf vierzigtausend Dollar ausgestellt, das Doppelte wären also achtzigtausend!«
»Achtzigtausend!« wiederholte Lowry und leckte seine Lippen.
»Unser Anteil würde so etwa zwanzigtausend Dollar sein. Sie wären sicherlich imstande, mit dem Anteil, der Ihnen zufallen würde, ein eigenes Geschäft aufzumachen. Und außerdem könnten Sie Ihrem kleinen Rotschopf hübsche Kleider kaufen. Sie könnte leicht eine Chance beim Film bekommen.«
»Glauben Sie das wirklich?« fragte sie mich interessiert.
Lowry sagte ärgerlich: »Erst müßten wir einmal über meinen Anteil reden, Lam, bevor Sie anfangen, mein Geld auszugeben. Ich weiß es schon selbst einzuteilen.«
In der Stille, die darauf folgte, konnte man den grellen Ton der Polizeisirenen hören. Das Mädchen hatte inzwischen die Arbeit beendet und hängte das Spültuch an einen Haken auf.
Ich hielt ihr meine Kaffeetasse, entgegen, und sie füllte mir den Rest hinein, der noch unten in der Kanne saß.
Plötzlich sprang Lowry auf.
»Ich muß unbedingt sofort mit Elgin telefonieren, Baby.«
»Du wirst mich nicht mit ihm allein lassen, sage ich dir.«
»Sei vernünftig, Baby. Ich gebe dir die Pistole. Du setzt dich ans andere Ende des Zimmers und zielst auf ihn. Sobald er eine Bewegung macht, schießt du ihn nieder. Das wird dir jedes Gericht verzeihen. Er ist ein Mörder, den die Polizei sucht. Und wenn er den Versuch macht zu fliehen, dann mußt du eben schießen. Falls das notwendig werden sollte, sagst du dann eben, ich sei gerade in die Halle gegangen, um die Polizei anzurufen.«
»Ich will es aber nicht«, sagte sie, aber das klang schon wesentlich schwächer.
»Es ist die einzige Möglichkeit, ich muß telefonieren.«
»Laß mich nach unten gehen.«
Er lachte. »Du weißt, was Bob Elgin sagen würde, wenn er wüßte, daß du hier bist.«
»Aber was wirst du tun, wenn Bob dann hierher kommt?«
»Bis dahin mußt du natürlich verschwinden.«
»Dann will ich das lieber gleich tun!«
»Nicht bevor ich telefoniert habe. Du mußt den Burschen bewachen. Ich lasse die Tür offenstehen; ich kann jeden Schrei oder
Schuß in der Halle hören. Und du weißt, wie schnell ich zurück sein werde.«
»Wenn ich an das nette Mädchen denke, und was er mit ihm angestellt hat, dann fällt es
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