Wo Licht im Wege steht
Sie, daß meine Tante erpreßt wurde?«
»Weil ich annehme, daß Tom Durham ein Erpresser ist.«
»Wenn ich so richtig darüber nachdenke, ja — vielleicht — helfen Sie mir einmal. Vielleicht fällt mir noch etwas ein. Mein Onkel starb sehr plötzlich, das stimmt. Und Tante Amelia hatte keinerlei Symptome, daß auch sie unter einer Vergiftung zu leiden hatte, obwohl sie ja dasselbe gegessen haben mußte. Ich erinnere mich, daß sie mir erzählte, auch sie sei ein wenig krank gewesen, aber gefährlich war das sicherlich nicht.«
»Auch Minerva Carlton ist vermutlich erpreßt worden«, sagte ich dann. »Und ich nehme an, ebenfalls von Tom Durham. Dann vermutete Minerva, daß er das gleiche auch bei Ihrer Tante versuchte, und darum wollte sie sich über ihn informieren. Es ergab sich die günstige Gelegenheit, daß Sie, Claire, zufällig die Nichte dieser Frau waren und uns unter einem Vorwand auf Durham ansetzen konnten.«
»Und wieso glauben Sie, daß auch Minerva erpreßt wurde?«
»Alles deutet darauf hin. Ich...«
In diesem Augenblick ertönt die Hausklingel.
»Lassen Sie es nur mal läuten und geben Sie keine Antwort.«
Derjenige, der unten stand und Einlaß verlangte, war jedoch hartnäckig.
Schließlich sagte ich: »Es ist vielleicht doch besser, Sie sehen nach, wer es ist. Falls es die Polizei sein sollte, müssen Sie sie hereinlassen. Glauben Sie, daß es Ihnen gelingen wird, so gut zu lügen, daß Sie meine Anwesenheit nicht verraten?«
»Sie werden staunen!« sagte sie und nahm die vielen Zigarettenstummel, die ich in dem Aschenbecher hinterlassen hatte, heraus und beschmierte die Enden mit ihrem Lippenstift.
Ich lachte und sagte: »Anscheinend haben Sie einige Übung!«
»Worin?«
»Nun eben darin.«
»Ist das nett von Ihnen?«
»Nein«, sagte ich.
Dann ging sie zu der Sprechanlage hinüber.
»Wer ist da?« fragte sie.
Auch ich konnte von meinem Sessel aus Bertha Cools Stimme heraushören. Sie kam wie eine Trompete des Jüngsten Gerichtes durch das Sprechrohr herauf.
»Hier ist Bertha Cool. Ich muß Sie sofort sprechen.«
Claire Bushnell sah fragend zu mir herüber.
»Augenblick«, sagte ich, »sagen Sie ihr - nein, es ist schon gut, sie soll heraufkommen.«
Claire drückte auf den Türöffner. »Und was werden Sie jetzt machen? Sich verstecken?«
Ich nickte. »Ich werde in das Rückteil Ihres Wandbettes hineinkriechen: Und Sie sagen Bertha, daß Sie mich nicht gesehen haben.«
»Gut.«
Claire öffnete rasch die Tür zu dem Gestell, das an der Wand stand. Ich kroch hinein, und sie drückte die Klapptür wieder zu.
Wenige Augenblicke später hörte ich Berthas Stimme. »Hallo, Mrs. Bushnell.«
»Guten Tag, Mrs. Cool, was führt Sie zu mir?«
»Wir arbeiten an einem Auftrag von Ihnen, Sie erinnern sich?«
»Ja, natürlich. Kommen Sie, und nehmen Sie doch Platz.«
Ich vernahm, wie die Dielen unter Berthas Schwergewicht ächzten, dann hörte ich einen Plumps. Offenbar hatte sie sich niedergesetzt.
»Wissen Sie schon, meine Liebe, daß Ihr Scheck geplatzt ist?«
»Was wollen Sie damit sagen?«
»Der Scheck über 200 Dollar, den Sie uns gaben. Er war nicht gedeckt. Zum Teufel, ich hatte es doch Donald gesagt, ich nahm an, daß ich ihn hier finden würde.«
»So was hab’ ich ja gern. Dieser Scheck war so gut wie bares Geld.«
Ich konnte zwar Claires Gesicht nicht sehen, aber die Art, in der sie sprach, war gekonnt! Sie war eine gute Schauspielerin. Wenn ich außerdem daran dachte, wie geschickt sie die Zigarettenstummel getarnt hatte, so mußte ich mich fragen, woher unsere Klientin so viel Erfahrung in Vertuschungsmanövern hatte.
»Wir erwarten natürlich, daß Sie die Sache mit dem Scheck in Ordnung bringen«, sagte Bertha.
»Aber Sie können mir glauben, das ist in Ordnung.«
»Ich muß mich nach der Auskunft der Bank richten.«
»Gut, dann werde ich mich mit der Bank auseinandersetzen.«
»Es kümmert mich nicht, was Sie tun werden und was Sie mir sagen«, hörte ich wieder Berthas Stimme, die diesmal sehr energisch 'klang. »Bevor ich Sie verlasse, möchte ich auf jeden Fall eine Sicherheit von Ihnen haben, eine Sicherheit, die diese Summe von 200 Dollar aufwiegt. Ich nahm Ihren Scheck in gutem Glauben an und...«
»Natürlich - aber sehen Sie, Mrs. Cool, Sie müssen verstehen, ich bin augenblicklich nicht imstande...«
»Wenn Sie kein bares Geld haben, werden Sie doch sicherlich auf andere Weise den Wert des Schecks aufbringen können«, sagte Bertha
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