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Wo mein Herz wohnt: Mittsommergeheimnis (German Edition)

Wo mein Herz wohnt: Mittsommergeheimnis (German Edition)

Titel: Wo mein Herz wohnt: Mittsommergeheimnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Engström
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Dingård stand keineswegs von vorneherein auf der Seite von Linus’ Großeltern, wie Finja insgeheim fast befürchtet hatte.
    Die Bjorkmans gerieten ins Schwimmen. “Nun ja …”, erwiderte Sybilla ausweichend. “Es gab da eine kleine Auseinandersetzung, ein paar Wochen bevor das Unglück geschah. Wir vermuten, dass unsere Schwiegertochter und unser Sohn Paul deshalb …”
    “Finja lag schon seit Jahren mit ihrer Familie im Streit”, mischte Sander sich mit ruhiger und sachlicher Stimme ein. “Außerdem ist das Testament, wenn ich mich richtig erinnere, bereits über ein Jahr alt – ein Krach, der höchstens ein paar Monate zurückliegt, kann also nicht der Auslöser für die Entscheidung gewesen sein, den Jungen in unsere Obhut zu geben.”
    “Na, da wird doch der Hund in der Pfanne verrückt!” Mats Bjorkman sprang auf. Sein Gesicht war rot angelaufen, auf seiner Stirn pochte eine Zornesader. Nur mit vereinten Kräften gelang es Sybilla und ihrem Anwalt Dr. Wilsberg, ihn wieder auf seinen Stuhl zurückzuziehen.
    “Ich bitte um Entschuldigung”, versuchte Dr. Wilsberg den Schaden zu begrenzen. “Mein Mandant befindet sich in einer emotional sehr aufwühlenden Situation. Der Tod seines Sohnes, der drohende Verlust seines einzigen Enkels – Sie verstehen?”
    Der Richter nickte unverbindlich, rückte seine Brille zurecht und studierte eine Aktennotiz, die vor ihm auf dem Schreibtisch lag. Als er wieder aufblickte, wandte er sich an Sybilla. “Sie behaupten, dass die Eheleute Sommerdal nicht in der Lage sind, dem Jungen ein harmonisches und liebevolles Zuhause zu bieten. Als Grund hierfür führen Sie an, dass die Ehe der beiden vollkommen zerrüttet sei – wie kommen Sie zu diesem Schluss?”
    “Na, das merkt man doch einfach! Außerdem – ich weiß aus sicherer Quelle, dass die beiden, als sie zur Testamentseröffnung nach Dvägersdal kamen, in unserer einzigen Pension zwei Einzelzimmer gebucht haben. Das sagt ja wohl schon alles!”
    “Die Buchung war ein Versehen”, sagte Finja, die jetzt dem Himmel für den Fehler dankte, den ihre alte Schulfreundin Lovisa bei der Zimmerverteilung gemacht hatte. “Ein Fehler, der gleich nach unserer Ankunft korrigiert wurde. Sie können sich gern davon überzeugen, dass ich die Wahrheit sage. Wir haben in Zimmer 21 gewohnt – ein wirklich schönes Doppelzimmer mit Blick auf die Berge.”
    Doch so leicht gab Sybilla sich nicht geschlagen. Als sie merkte, wie ihr die Felle davonzuschwimmen begannen, spielte sie ihren letzten Trumpf aus und zischte: “Wir werden die Erziehung unseres Enkels nicht dieser Verrückten überlassen. Niemals!”
    Finja spürte, wie ihr das Blut aus dem Gesicht wich. Sie wusste, sie hätte damit rechnen müssen, dass Pauls Mutter wieder damit anfing – trotzdem traf es sie vollkommen überraschend.
    Alle Blicke waren auf sie gerichtet, selbst Sander starrte sie fragend an. Doch Finja brachte kein Wort hervor. Es war, als würde sie mehr und mehr den Boden unter den Füßen verlieren. Ihr eigener Herzschlag hallte laut wie Paukenschläge in ihren Ohren wider.
    Sag etwas! Du kannst das nicht so stehen lassen, sonst ist alles aus!
    “Ich …” Sie räusperte sich mühsam, dann sah sie den Richter direkt an. “Frau Bjorkman spielt auf etwas an, das bereits Jahre zurückliegt”, erklärte sie mit fester Stimme. “Ich befand mich damals für einige Monate in psychologischer Behandlung. Mein späterer Schwager half mir, meine Probleme zu überwinden und meine Ängste in den Griff zu bekommen. Daran kann ich nichts Falsches sehen. Und außerdem”, sie warf Sybilla einen herausfordernden Blick zu, “nehmen heutzutage sehr viele Menschen die Hilfe von Psychologen in Anspruch – sonst hätte Paul wohl kaum so gut verdient.”
    Das Schweigen, das eintrat, nachdem Finja zu Ende gesprochen hatte, war so intensiv, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können. Es war Richter Dingård, der als Erster die Sprache wiederfand.
    “Vielen Dank für Ihre Offenheit”, sagte er zu Finja – dann wandte er sich wieder an alle Anwesenden. “Ich denke, ich habe jetzt genug gehört, um zumindest folgende vorläufige Entscheidung zu treffen: Das Sorgerecht für Linus Bjorkman verbleibt bis auf Weiteres bei den Eheleuten Sander und Finja Sommerdal.” Finja spürte, wie ihr vor Erleichterung ein regelrechter Felsbrocken vom Herzen fiel – doch der Richter war noch nicht fertig. “Da ich die Ausführungen der Eheleute Bjorkman jedoch nicht

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