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Wo mein Herz wohnt: Mittsommergeheimnis (German Edition)

Wo mein Herz wohnt: Mittsommergeheimnis (German Edition)

Titel: Wo mein Herz wohnt: Mittsommergeheimnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Engström
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überhaupt noch existierte. Und doch war jetzt jemand dort oben.
    Audrey …
    Mit zitternden Fingern tastete sie nach dem Schalter der Nachttischlampe, doch nachdem sie ihn endlich gefunden hatte, gab es nur einen grellen Lichtblitz und einen Knall, als die Glühbirne ihren Geist aufgab. Finja keuchte auf, kletterte aus dem Bett und tastete sich blind zur Tür. Dann lief sie barfuß durch den Korridor, bis sie vor dem ehemaligen Schlafzimmer ihrer Eltern stand, das jetzt von Sander bewohnt wurde.
    Sie zögerte, doch schließlich griff sie nach dem Türknauf und drehte ihn vorsichtig.
    “Sander?”, rief sie leise.
    “Finja?”, murmelte er verschlafen. “Bist du das? Ist irgendetwas nicht in Ordnung? Ist etwas mit Linus?”
    “Nein, ich …” Sie schluckte. “Kann ich bei dir bleiben? Ich will heute Nacht nicht allein sein.”
    Sie hörte, wie er sich im Bett bewegte, kurz darauf flammte die Nachttischlampe auf und beleuchtete das Schlafzimmer. Man konnte Sander ansehen, dass er bis vor wenigen Augenblicken noch tief und fest geschlafen hatte. Sein dunkelblondes Haar war zerzaust, und er blinzelte gegen die plötzliche Helligkeit an. Zu Finjas Überraschung fing ihr Herz sogleich wieder an, heftiger zu klopfen – und dieses Mal trugen weder ihre schlechten Träume noch die seltsamen Geräusche aus dem oberen Stockwerk die Schuld daran, sondern vielmehr eine ganz bestimmte Person.
    Sander, ihr Ehemann.
    Sie zögerte. Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, ausgerechnet zu ihm zu gehen. Es irritierte sie mehr, als sie in Worte fassen konnte, dass sich ein Teil von ihr offenbar noch immer zu ihm hingezogen fühlte. Aber wie konnte das sein, nach all den Jahren?
    Sander schlug seine Decke zurück und klopfte einladend mit der flachen Hand auf die andere Bettseite. “Na, komm schon her.”
    Es fühlte sich so ähnlich an wie früher, wenn sie als kleines Mädchen nach einem schlechten Traum ins Elternbett geflüchtet war. Finja kroch unter die Laken, die noch warm waren von Sanders Körperwärme, und schmiegte sich an seine Schulter. Nachdem er das Licht ausgeschaltet hatte, legte er den Arm um sie.
    “Willst du darüber reden?”
    Sie schüttelte den Kopf. “Halt mich einfach nur fest, bitte.”
    Er tat es – und langsam spürte Finja, wie die Anspannung aus ihrem Körper wich.
    Und als sie einschlief, träumte sie zum ersten Mal seit Langem nicht von Audrey.

6. KAPITEL
    A ls Finja sechs Tage später in den Spiegel schaute, erkannte sie sich selbst kaum wieder. Dunkle Schatten lagen unter ihren Augen, sie war bleich und wirkte insgesamt einfach nur müde und abgespannt. Aber war das wirklich ein Wunder?
    Seit jener Nacht, in der sie zu Sander ins Bett gekrochen war, hatte sie kein einziges Mal mehr durchschlafen können. Ihre quälenden Albträume von Audrey wurden von Tag zu Tag schlimmer, und Finja wusste auch, warum: Schuld daran trugen diese Geräusche, die sie immer dann hörte, wenn sie sich allein in ihrem Zimmer aufhielt. Manchmal waren es wieder Schritte aus dem oberen Stockwerk, dann ein leises Stöhnen oder eine geisterhafte Stimme, die ihren Namen flüsterte. Eines aber hatten all diese Erscheinungsformen gemeinsam: Sie endeten abrupt, sobald irgendeine andere Person ihr Zimmer betrat. Langsam fing sie wirklich an, sich zu fragen, ob sie möglicherweise dabei war, den Verstand zu verlieren …
    Die Tatsache, dass sie sich niemandem anvertrauen konnte, machte ihr die Sache zusätzlich schwer. Sander wusste von dem, was in jener Mittsommernacht vor fünfzehn Jahren geschehen war, nur das, was allgemein bekannt war. Außer mit Paul hatte Finja nie mit einem Menschen darüber gesprochen. Doch Paul war tot, ebenso wie Greta und der Rest ihrer Familie. Sie hatte nur noch Sander und Linus. Zwar wusste Sander aus Erzählungen von den damaligen Ereignissen, doch er ahnte nicht, wie sehr Finja die Geschehnisse noch immer belasteten – und sie fürchtete, dass ihr Ehemann sie für verrückt halten könnte, wenn er die Wahrheit erfuhr. Daher zog sie es vor, zu schweigen.
    Ein paar Mal hatte sie seit ihrer Rückkehr nach Dvägersdal versucht, ihre alten Freundinnen Hanna und Linnea ausfindig zu machen. Doch Hanna, die noch immer hier im Ort lebte und als Grundschullehrerin arbeitete, hielt sich für ein Austauschjahr in Spanien auf. Und Linnea, die schon vor Jahren nach England gegangen war und inzwischen erfolgreiche Kriminalromane verfasste, befand sich auf einer Lesereise.
    Sie musste also

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