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Wo mein Herz wohnt: Mittsommergeheimnis (German Edition)

Wo mein Herz wohnt: Mittsommergeheimnis (German Edition)

Titel: Wo mein Herz wohnt: Mittsommergeheimnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Engström
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einfach auf die leichte Schulter nehmen kann, werden Sie”, er sah Sander und Finja an, “sich für die kommenden sechs Monate als Eltern bewähren müssen. Gelingt Ihnen dies nicht, wird Ihnen die Vormundschaft wieder aberkannt, und der Junge kommt zu seinen Großeltern.”
    Seine Verfügung sorgte für ziemliche Aufregung. Mats und Sybilla redeten lautstark auf ihren Anwalt ein, der versuchte, die beiden zu beruhigen. “Und was heißt das jetzt?”, versuchte Sander, den Lärm zu übertönen. “Ich meine, wie soll ich mir eine solche Bewährungsprobe vorstellen? Stehen wir ab jetzt vierundzwanzig Stunden rund um die Uhr unter Überwachung?”
    “Nein, natürlich nicht”, antwortete Richter Dingård mit einem hintergründigen Lächeln. “Aber Sie dürfen sich gewiss sein, dass ich über Methoden verfüge, die Wahrheit herauszufinden.” Er stand auf und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch – sofort wurde alles still. “Hiermit erkläre ich die Anhörung für beendet.”
    “Wir haben es geschafft!”, jubelte Finja, als sie ein paar Minuten später auf dem Weg zu ihrem Wagen die Straße überquerten. Obwohl es nur ein vorläufiger Sieg war, fühlte sie sich doch so euphorisch, dass sie am liebsten die ganze Welt umarmt hätte. Vielleicht fiel es ihr auch deshalb jetzt erst auf, wie still und nachdenklich Sander wirkte. “Was ist los? Freust du dich denn überhaupt nicht?”
    “Natürlich bin ich froh darüber, dass wir Linus jetzt erst einmal behalten können, aber …” Er blieb abrupt stehen, umfasste ihre Arme und zwang sie, ihn anzusehen. Seine sturmgrauen Augen blitzten. “Verdammt, warum habe ich nichts davon gewusst, Finja?”
    “Ich weiß nicht, wovon du redest”, entgegnete sie ausweichend und versuchte, sich von ihm loszumachen – erfolglos. Schließlich seufzte sie. “Ja, ich war bei Paul in Behandlung. Er war mein Psychologe, auf diese Weise haben wir uns überhaupt erst kennengelernt. Ich habe dir nichts davon gesagt, weil es absolut irrelevant ist. Zufrieden?”
    “Irrelevant?” Energisch schüttelte Sander den Kopf. “O nein,
min älskling
, so leicht kommst du mir nicht davon.
Warum
warst du bei ihm in Behandlung? Ich wusste schon immer, dass da etwas ist, was du mir nicht sagen willst, aber ich habe dich nie zu irgendetwas gedrängt, oder? Aber jetzt geht es nicht mehr nur um dich und mich, Finja – es geht um Linus. Könnte diese Sache die endgültige Entscheidung des Richters negativ beeinflussen? Nun rede schon!”
    “Ich … ich …” Finja schloss die Augen. Sie war kaum mehr in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen. Ihr Puls raste, und das Atmen fiel ihr schwer. Plötzlich schien sich die Welt um sie herum aufzulösen, und sie fühlte sich zurückversetzt in jene Nacht, in der Audrey verschwand. Ein Sturm kam auf, schwarzgraue Wolken jagten am Himmel. Finsteres Zwielicht lag über dem Wald, durch den plötzlich ein schriller Angstschrei hallte – das letzte Lebenszeichen, das es von dem siebzehnjährigen englischen Au-pair-Mädchen gegeben hatte.
    Der Schrei schien endlos weiterzuklingen, bis Finja glaubte, es nicht mehr aushalten zu können. Verzweifelt hielt sie sich die Ohren zu.
    Aufhören! Bitte, aufhören!
    Und dann spürte sie plötzlich, wie starke Arme sie umfingen. Langsam wich das Grauen, das von ihr Besitz ergriffen hatte, und machte Platz für ein vollkommen anderes, warmes und sicheres Gefühl.
    Als Finja die Lider wieder hob, schaute sie direkt in Sanders Augen. Er war ihr so nah, dass sein Atem ihre Wange streifte. Ihr Herz klopfte wie verrückt. Jäh wurde ihr bewusst, dass sie sich nicht wehren würde, sollte Sander sie jetzt küssen. Trotz allem, was in den vergangenen fünf Jahren zwischen ihnen vorgefallen war, sehnte sie sich in diesem Moment so sehr nach ihm, dass es fast schon körperlich schmerzte.
    Es war so lange her …
    “Sander, ich …” Sie verstummte, weil sie auf einmal nicht mehr wusste, was sie sagen sollte. Worte schienen plötzlich so unbedeutend und nichtig. Wie von selbst schlangen sich ihre Arme um seinen Hals, und er zog sie an sich, so als habe er nur auf eine Aufforderung gewartet, und verschloss ihren Mund mit seinen Lippen.
    In Finjas Innerem schien sich ein Knoten zu lösen. Sie schloss die Augen und gab sich ganz dem wunderbaren Gefühl hin, ihm so nah zu sein. Heftiges Begehren stieg in ihr auf. Sie vergrub die Hände in Sanders Haar und erwiderte seinen Kuss so leidenschaftlich, als gäbe es kein Morgen

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