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Wo mein Herz wohnt: Mittsommergeheimnis (German Edition)

Wo mein Herz wohnt: Mittsommergeheimnis (German Edition)

Titel: Wo mein Herz wohnt: Mittsommergeheimnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Engström
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plante.
    Er ging nach oben, um sich umzuziehen, während Finja und Linus’ Großeltern sich um den Kleinen kümmerten, ihn zuerst in die heiße Wanne und dann in warme Kleidung steckten. Auch Sander tauschte seine nassen Sachen gegen trockene. Aber anstatt danach wieder nach unten zu gehen, blieb er im Schlafzimmer. Er brauchte einfach einen Moment für sich, um in Ruhe über alles nachdenken zu können. Als er sich aufs Bett setzte, bemerkte er den Zettel, den ihm Finja vorhin in die Hand gedrückt hatte.
    Gedankenverloren faltete er das Papier auseinander. Offenbar handelte es sich um einen Brief, den Finjas Schwester Greta geschrieben und niemals abgeschickt hatte.
    Obwohl er wusste, dass es ihn im Grunde nichts anging, konnte Sander den Brief nicht einfach zur Seite legen. Er spürte irgendwie, dass der Inhalt wichtig für ihn werden konnte.
    Nach kurzem Zögern begann er zu lesen.
    An meine große Schwester!
    Liebste Finja, ich weiß nicht, ob ich den Mut aufbringen werde, diesen Brief abzuschicken. Aber es hilft schon, dir überhaupt zu schreiben. Denn diese Schuld erdrückt mich.
    Bestimmt hältst du mich für eine Heuchlerin, wenn ich sage, dass es mir schrecklich leidtut. Ich war schon immer eifersüchtig auf dich. Du bist all das, was ich auch gerne wäre. Du bist hübsch, klug, herzlich und mitfühlend, aber auch unglaublich stur und halsstarrig. Im Gegensatz zu mir hast du dich nie mit halben Sachen zufriedengegeben. Für dich gab es nur: Ganz oder gar nicht. Ich glaube, deshalb hat Vater dich auch mehr geliebt als mich. Du bist ihm sehr ähnlich. Obwohl er auch dir seine Liebe nie gezeigt hat.
    Aber es geht hier nicht um Pappa. Das hast du dir bestimmt schon gedacht. Ich schreibe dir diesen Brief wegen Paul. Ich will ehrlich sein. Als ich damals diese Affäre mit ihm hatte, wollte ich nur eines: dir wehtun.
    Ich wollte dich dafür büßen lassen, dass dir immer alles gelang. Dass du dich nie hast verbiegen lassen, um es anderen recht zu machen.
    Es geschah nach einer Familienfeier – du warst krank und konntest nicht mitkommen. Paul und ich tranken mehr, als wir vertrugen. Ich will dir die Details ersparen, fest steht nur, dass Paul so betrunken war, dass er sich am nächsten Morgen an nichts mehr erinnerte. Wir versprachen uns, dass nie jemand davon erfahren sollte. Du nicht, und auch unsere Eltern nicht. Doch dann erfuhr ich, dass ich schwanger war und … Na ja, den Rest kennst du ja.
    Paul verhielt sich sehr anständig. Er zögerte keine Minute, als ich ihm sagte, was geschehen war. Ich muss ihm das sehr zugutehalten, denn ich weiß, dass sein Herz eigentlich nur dir gehörte. Doch er ließ mich nicht im Stich. Und ich war so verzweifelt, dass ich keine Sekunde darüber nachdachte, was ich dir damit antat.
    Doch damit nicht genug. Als ich erfuhr, dass du Sander geheiratet hast – meine große Teenager-Liebe –, war ich schrecklich eifersüchtig. Wenn ich ihn nicht haben konnte, solltest du ihn auch nicht bekommen, nahm ich mir vor.
    Es fällt mir schwer, an dieser Stelle weiterzuschreiben. Was ich getan habe, ist unverzeihlich. Aber ich kann die Wahrheit nicht länger für mich behalten. Ich habe Sander angerufen und ihm eingeredet, dass du ihn nur geheiratet hast, um dich an mir zu rächen. Zuerst wollte er mir nicht glauben, doch dann erzählte ich ihm die ganze Geschichte von Paul, dir und mir.
    Er war am Boden zerstört, als er davon erfuhr, und erst in dem Moment wurde mir wirklich klar, dass er dich liebt. Ich sah, was ich angerichtet hatte. Doch anstatt die Wahrheit zu beichten, zog ich mich feige zurück.
    Sander hat nie erfahren, dass ich ihn belogen habe. Ich … Ich war dir nicht die Schwester, die du verdient hast, Finja. Das ist mir inzwischen klar geworden. Du hättest mich niemals auf diese schäbige Weise hintergangen, dazu bist du viel zu anständig.
    Ich hoffe wirklich, dass du diese Zeilen eines Tages lesen wirst. Und dass du mir dann vielleicht verzeihen kannst.
    Von Herzen deine Greta
    Sander atmete tief durch, dann faltete er den Brief zusammen und legte ihn auf den Schreibtisch. Angespannt fuhr er sich durchs Haar. Ihm war, als hätten Gretas offene Worte ihm die Augen geöffnet. Wie hatte er nur so blind sein können? Finja war die einzige Frau, die er je geliebt hatte, und er würde niemals eine andere lieben! Das wusste er jetzt, und er glaubte auch nicht mehr, dass sie ihn hintergangen hatte. Nicht jetzt, und auch nicht vor fünf Jahren. Greta hatte ihn belogen, weil

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