Wo mein Herz zu Hause ist
Parkplatz bog, hätte Addie beinah wieder angefangen zu weinen. Die Mädchen saßen auf dem Rücksitz und stiegen sofort aus, als der Wagen hielt.
Jetzt, wo sie sicher wusste, dass beide gesund und munter waren, verdrängte der Ärger die ausgestandene Sorge. „Was hast du dir nur dabei gedacht, ohne meine Erlaubnis das Schulgelände zu verlassen?“, fragte sie Michaela streng.
„Es war meine Schuld“, unterbrach sie Becky. „Tut mir leid, Daddy.“ Ihre Stimme war tränenerstickt. „Ich habe Micky gestern erzählt, dass ich heute das Grab … von meiner Mom besuchen will. Weil … weil sie doch Geburtstag hat … und …“ Sie tastete nach Michaelas Hand. „Und meine kleine Schwester wollte mitkommen und bei mir sein, wenn ich … ich meiner Mom Lebewohl sage.“
„Oh, meine Kleine“, murmelte Addie.
Skip ging in die Hocke. „Meintest du das, als du gestern erzählt hast, dass du heute nicht in die Schule gehst?“
Becky nickte. „Ich wollte dir keine Sorgen machen. Ich hätte es dir sagen sollen. Oder einen Zettel schreiben.“
„Allerdings. Das wäre das einzig Richtige gewesen.“ Er streckte die Hand nach Becky aus.
„Ist schon gut.“ Michaela umarmte ihre Schwester. „Vielleicht werden Mommy und dein Daddy uns zum Friedhof fahren, wo deine Mom ist.“
Addie legte Skip eine Hand auf die Schulter. „Micky hat recht, Becky. Wir bringen dich hin.“
„Ehrlich?“ Ihre Tochter sah sie ungläubig an.
„Ein Geburtstag ist wichtig, den darf man nicht verpassen. Lee, hast du heute Nachmittag frei?“
„Ja, bis vier.“
„Wunderbar, dann fliegen wir.“
Michaela begann, aufgeregt herumzuhüpfen. „Hurra, wir fliegen mit Tante Lee!“
„Einen Moment, Kleines“, sagte Skip und ging wieder in die Hocke. „Das ist keine Belohnung dafür, dass ihr einfach weggelaufen seid.“
Michaela nickte kleinlaut. „T-t-tut mir leid. Ich werde nie w-wwieder weglaufen.“
„Das ist gut“, sagte er und nahm ihre Hand. „Denn du willst ja nicht, dass deine Mom und ich weinen, oder?“
Mit großen Augen sah sie ihn an. „Du würdest weinen?“
„Wenn du oder Becky verloren gehen würdet und wir euch nicht finden könnten? Liebes, dann würden wir nur noch weinen.“
Bewegt sah Addie zu, wie ihre jüngere Tochter einen Schritt vortrat und ihre kleine Hand auf Skips Wange legte. „Bitte, nicht weinen, Skip. Ich mag es nicht, wenn Mommy traurig ist.“
Er zog sie an sich und küsste sie auf den Scheitel. „Okay, aber dann musst du und Becky uns versprechen, dass ihr uns immer erzählt, was ihr vorhabt.“
„Versprochen. Komm, Mom, holen wir meine Tasche, damit wir losfliegen können.“
„Ich komme schon“, sagte Addie lächelnd. Sie drehte sich noch einmal zu Skip um, der in diesem Moment auch für Michaela ein Vater geworden war. Und fing dabei Beckys Blick auf, die ihr scheu zulächelte.
In Lees Cessna erreichten sie das Festland in zwanzig Minuten. Lee blieb am Flughafen, während Skip einen Wagen mietete, mit dem sie zum Friedhof fuhren.
Auf dem kleinen Parkplatz drehte sich Skip zu seiner Tochter um. „Weißt du, wo deine Mutter liegt?“
Als Becky daraufhin unwillkürlich zu Addie hinübersah, setzte sein Herz einen Schlag lang aus.
„Ja.“ Becky, nahm ihren Rucksack und öffnete die Tür. „Aber ich möchte allein gehen, okay?“
Skip nickte. „Wir warten hier auf dich, falls du uns brauchst.“
Zu dritt blieben sie an dem schmiedeeisernen Tor stehen und sahen Becky nach, die zwischen den Grabsteinen verschwand.
„Sie sagt Lebewohl“, erklärte Michaela.
„Lebewohl?“, fragte Addie.
„Ja. Sie hat ihrer Mom einen Brief geschrieben. In dem steht, dass sie sich verabschieden muss, weil sie jetzt bei ihrer anderen Mutter lebt.“ Michaela blickte auf. „Das bist du, Mom.“
„Hat sie das gesagt?“
„Ja. Und sie will, dass wir echte Schwestern sind.“
„Aber das seid ihr doch schon.“
„Nein, sodass wir denselben Nachnamen haben.“
„Ehrlich?“ Hoffnungsvoll sah Addie zu Skip.
„Ja. Sie will, dass wir alle in Skips Haus wohnen und ich das Zimmer neben ihrem bekomme. Und sie will Brot backen und … oh, sie kommt zurück.“
Michaela konnte nicht länger warten. Sie machte sich los und rannte auf Becky zu.
Hand in Hand blieben Skip und Addie am Tor stehen und sahen zu, wie ihre beiden Mädchen zurückkamen. Nun war ihre große Tochter endlich wirklich bei ihnen.
Das ganze Haus duftete nach frischem Brot. Vor sich hin summend holte Addie die
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