Wo mein Herz zu Hause ist
ihm den Rücken zu. „Ist mir doch egal.“
„Aber mir ist es nicht egal, was du denkst“, sagte er. Was sollten er und Addie nur tun, wenn sie nicht über diese Sache hinwegkamen? „Und ich hoffe, dass … dass wir alle glücklich werden.“
Als sie sich nicht rührte, dachte er schon, sie wäre eingeschlafen, doch schließlich sagte sie: „Ich geh morgen vielleicht nicht zur Schule.“
„Oh. Und warum nicht?“
„Darüber will ich lieber nicht reden.“
„Was ist denn los? Geht’s dir nicht gut?“
„So etwas in der Art.“
Skip hoffte auf eine Erklärung, und dann kam er selbst drauf: Sie war ein dreizehnjähriges Mädchen. „Vielleicht warten wir einfach ab, wie es morgen aussieht, okay?“
Da keine Antwort kam, sagte er Gute Nacht, stand auf und ging leise hinaus. Doch als er wieder in seinem Bett lag, konnte er nicht einschlafen. Stattdessen starrte er zur Decke und erklärte in Gedanken seiner Tochter immer wieder, wie wichtig es für sie alle war, dass ihre Mutter zur Familie gehörte.
Becky stand wie immer auf, als der Morgen dämmerte. Sie liebte die Sonnenaufgänge hier, wo man um diese Zeit alle möglichen Tiere sah. Dann setzte sie sich an ihren Schreibtisch und schrieb einen Brief an ihre verstorbene Adoptivmutter, die heute Geburtstag hatte.
Zuerst erzählte sie von ihrem Vater und ihrem neuen Wohnort. Sie wusste, dass Hedy glücklich wäre, zu wissen, dass Becky endlich ein richtiges Zuhause gefunden hatte, wo sie sicher war und geliebt wurde. Sie schrieb auch von Micky, ihrer kleinen Schwester, von Tante Kat und Grandma Dalton.
Doch dann kam der schwerste Teil, der über Addie. Becky holte tief Luft und begann den letzten Absatz.
Mommy, ich habe meine leibliche Mutter gefunden. Und obwohl ich immer noch nicht genau weiß, wie ich darüber denke, muss ich schon sagen, dass ich sie nett finde. Sie ist eine tolle Lehrerin, und ich glaube, Dad hat sie immer schon ge liebt, und sie ihn auch. Ich mag sie ziemlich gern. Aber ich will nicht, dass du denkst, ich liebe sie mehr als dich. Du wirst immer meine Mutter sein. Ich glaube, Addie wäre auch gern eine Mutter für mich, und das wäre vielleicht auch okay. Aber das heißt dann nicht, dass ich dich vergessen habe, sondern nur, dass ich zwei Mütter habe, die ich liebe, eine hier und eine im Himmel. Das wäre doch schön, oder?
Ich muss dir jetzt Lebewohl sagen, Mommy, und dich ge hen lassen. Du sollst wissen, dass ich immer an dich denken werde. Aber Micky und ich wollen doch echte Schwestern sein, und deshalb müssen Dad und Addie und wir eine Fami lie werden. Ich weiß, dass du dich für uns freust, denn du bist eben eine liebe Mutter. So wie Addie auch.
Sie las den Brief noch einmal durch und unterschrieb dann zufrieden mit ich habe dich lieb, Becky, steckte ihn in einen Umschlag und packte ihn zusammen mit den Tickets für die Fähre in ihren Rucksack.
12. KAPITEL
Um halb elf kam der Schuldirektor in Addies Klasse und bat sie nach draußen. „Die Grundschule hat gerade angerufen. Michaela ist nach der Pause nicht wieder zum Unterricht erschienen. Hat jemand sie abgeholt? Ihre Lehrerin sagt, dass sie nicht informiert ist.“
Addie hatte das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren. „Was soll das heißen, sie ist weg? Ich habe sie heute Morgen selbst zur Schule gebracht!“, rief sie hysterisch.
„Bill wird Ihre Klasse übernehmen. Lassen Sie uns in mein Büro gehen und herausfinden …“
„Ich fahre jetzt sofort zur Michaelas Schule. Sie können ja inzwischen die Polizei informieren.“
Völlig panisch stürzte Addie aus dem Schulgebäude – wo ihr Kat entgegenkam.
„Addie! Es ist alles in Ordnung. Sie ist bei Lee.“
„Bei Lee?“ Gott sei Dank. „Aber wieso?“
„Keine Ahnung, aber sie hat mich angerufen und mich gebeten, sofort herzufahren, weil ich am nächsten wohne. Sie hat sich schon gedacht, dass du völlig fertig bist. Jetzt atme erst mal tief durch“, sagte Kat lächelnd. „Lee hat die beiden an der Fährstation gesehen und bringt sie her. Skip ist auch schon informiert. Ach, da kommt er ja.“
„Addie!“ Seine tiefe, warme Stimme hätte sie unter Tausenden erkannt. Er kam im Laufschritt auf sie zu und wirkte genauso aufgelöst, wie sie sich fühlte.
„Lieber Himmel, Skip, warum sind sie weggelaufen?“
Er nahm sie in die Arme, küsste sie auf die Stirn und wischte ihr sanft die Tränen von den Wangen. „Wir werden es gleich erfahren, Darling.“
Als Lees roter Jeep auf den
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